Hamburg. „Braun-Weiße Hilfe“ sieht das Hospitations-Projekt von Justiz und Polizei kritisch. Welches Angebot St. Paulis Fan-Organisation macht.

Das Hospitations-Projekt für Hamburger Richter bei Polizeieinsätzen, über das das Abendblatt berichtete, sieht die Fanhilfe des FC St. Pauli insbesondere im Zusammenhang mit Einsätzen bei Fußballspielen kritisch. Die „Braun-Weiße Hilfe“ befürchtet in einem am Freitag veröffentlichten Offenen Brief „zu große Nähe“ der Beteiligten und damit eventuell „ein grundlegendes Prinzip des Rechtsstaats infrage gestellt – das der Gewaltenteilung.“

Adressiert ist der Brief an den pensionierten Amtsrichter Johann Krieten, der das Projekt ins Leben gerufen hatte, um bei Richtern mehr Verständnis der Abläufe bei Polizeieinsätzen zu schaffen. Inzwischen habe es über 80 solcher Hospitationen bei Demonstrationen, Fußballspielen, anderen Großveranstaltungen oder auf Wachen wie der Davidwache gegeben.

Fanhilfe kritisiert einseitige Erfahrungen

So habe sich laut Krieten „eine Kollegin zum Beispiel darüber gewundert, mit welchem polizeilichen Aufwand ein Fußballspiel St. Pauli gegen Hansa Rostock begleitet wird.“ Der Vorsitzende Richter am Landgericht, Stefan Philipp, meinte, er habe im Rahmen seiner Hospitation der 2. Bundesligapartie HSV gegen FC St. Pauli „einen authentischen Einblick in die Arbeit der Polizei bekommen“.

Die Fanhilfe des FC St. Pauli kritisiert, dass „all diese Erfahrungen einseitig bleiben“. Sie speisten sich „ausschließlich aus einer polizeilichen Sicht. Deshalb weist die Fanhilfe darauf hin, dass laut Studien „das Risiko, als Fußballfan von unverhältnismäßiger Gewaltanwendung durch Polizisten und Polizistinnen betroffen zu sein, als vergleichsweise hoch angesehen werden kann.“

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Die Braun-Weiße Hilfe bietet Krieten in ihrem Offenen Brief deshalb die Gelegenheit zum Gesprächsaustausch an: „Überwinden Sie die strukturell bedingte Einseitigkeit der Betrachtung.  Erweitern Sie ihre Perspektive und setzen Sie sich mit den Experten und Expertinnen auf dem Feld selbst auseinander – den Fußballfans!“