Norwich. St. Paulis neues Sturmduo harmonierte in Norwich bereits sehr gut. Zwei andere potenzielle Stammspieler haben nun ein System-Problem.

Johannes Eggestein und Morgan Guilavogui grinsten über das gesamte Gesicht, als sie sich am Sonnabend vor dem South Stand der Carrow Road aufstellten. Gemeinsam mit den 404 mitgereisten Fans und ihren Mitspielern nahm das neue Sturmduo des FC St. Pauli nach dem 3:1-Testspielsieg bei Norwich City ein großes Gruppenfoto auf, ehe sich die Anhänger in die umliegenden Pubs und die Spieler mit dem Charterflieger zurück nach Hamburg begaben.

„Wir sind insgesamt sehr zufrieden mit dem Spiel, weil wir in unseren Abläufen und in unserem System deutlich besser und effektiver geworden sind. Bei der einen oder anderen Balleroberung hat man gesehen, wie schnell es nach vorne gehen kann“, sagte Eggestein, als er etwa eine halbe Stunde nach dem Gruppenbild auch noch seine Gewinner-Kabinen-Pizza verputzt hatte.

FC St. Pauli: Eggestein und Guilavogui harmonieren bereits zusammen

Nach einem Ecken-Kopfballtreffer von Kapitän Jackson Irvine (18.) waren es Eggestein (39.) und der erst eine Woche zuvor verpflichtete Guilavogui (32.), die die frühe 3:0-Führung beim englischen Zweitligisten besorgt hatten. „Wir haben auch im Training noch nicht so oft zusammengespielt, da können wir noch ein paar Abläufe verbessern. Aber für das erste Spiel war es schon sehr ordentlich im Zusammenspiel“, sagte Eggestein fast schon bescheiden. „Wir ergänzen uns gut, weil wir tendenziell unterschiedliche Spielertypen sind, die auf die Bewegungen des anderen achten und dann die Gegenbewegung dazu machen können.“

Der Grund für Eggesteins Zurückhaltung bei der Bewertung des ersten gemeinsamen Auftritts lag nicht im Offensivspiel – da schalteten er und Guilavogui nach vielen hohen Ballgewinnen mehrfach blitzschnell um –, sondern noch im Spiel gegen den Ball. „Nach vorne hat es gut und sehr effektiv funktioniert, im Defensivablauf kann man noch das eine oder andere perfektionieren. Das liegt aber auch daran, dass Morgan noch sehr neu ist und die Abläufe noch nicht alle kennt“, sagte der 26-Jährige.

Im Anlaufverhalten gibt es noch Potenzial

Konkret geht es für beide Stürmer darum, den richtigen Anlaufdruck auf die gegnerischen Verteidiger auszuüben, damit diese nicht ungehindert lange Bälle spielen können. Wie schnell die Kiezkicker dann nämlich in Probleme geraten können, zeigte eine Doppelchance in der Anfangsphase, als zweimal gegnerische Spieler frei vor dem Tor auftauchten. Auch der einzige Treffer der „Canaries“ durch Jonathan Rowe (1:3/47.) resultierte aus einem langen Ball.

Noch bleiben Eggestein und Guilavogui knapp zwei Wochen Zeit, um auch dieses Problem zu lösen, das erste Pflichtspiel wartet erst am 16. August im DFB-Pokal beim Drittligisten Hallescher FC. Die Wahrscheinlichkeit, dass Blessin in Halle auf die Startelf setzt, die auch in Norwich für die 3:0-Halbzeitführung sorgte, ist dabei durchaus groß.

Eric Smith feierte nach Muskelverletzung sein Comeback

Im Abwehrzentrum verteilte Rückkehrer Eric Smith (nach muskulären Problemen) die Bälle, neben ihm überzeugten auch Hauke Wahl und Karol Mets. Auch am Fünfer-Mittelfeld mit dem linken Schienenspieler Philipp Treu, der mit einer starken Balleroberung das 2:0 einleitete, den Achtern Connor Metcalfe und Robert Wagner, Kapitän Jackson Irvine im Zentrum sowie Neuzugang Fin Stevens auf der rechten Seite gab es wenig auszusetzen.

Natürlich fehlt noch die eine oder andere Abstimmung, bei mir auf der Seite mit Fin weiß ich einfach noch nicht, wie er tickt und wo er gerne steht“, sagte Innenverteidiger Wahl, der den Neuzugängen Stevens und Guilavogui für ihr erstes Spiel insgesamt aber ein „extrem gutes“ Zeugnis ausstellte. „Wir haben es relativ schnell geschafft, das Pressing besser zu organisieren und sind dann besser in die Balleroberungen gekommen.“

Saad und Afolayan haben ein Problem

Für Elias Saad und Oladapo Afolayan, die im zweiten Durchgang den Job als Doppelspitze übernahmen, dürfte es schwer werden, an Guilavogui und Eggestein vorbeizukommen. Zum Verhängnis wird den beiden offensiven Flügelspielern, dass ihre Lieblingsposition in Blessins 3-5-2-System nicht mehr vorkommt.

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„Es war eine gute Erkenntnis, beide Halbzeiten zu sehen. Es geht natürlich jetzt bald auch um Positionen. Es ist aber nicht in Stein gemeißelt, dass wir immer mit zwei Stürmern und zwei Achtern spielen“, sagte Blessin, der betonte, noch keine Startelf-Entscheidungen getroffen zu haben. „Da geht es auch um Trainingsleistungen. Wenn einer super drauf ist, können wir auch gegnerabhängig umstellen. Mir ist dabei unsere Flexibilität wichtig.“