Hamburg. Nach Schweinekopf-Banner: Hansa-Fans versuchten, Haupttribüne zu stürmen. Weitere provozierten Streckensperrung bei der Bahn.

Zwar blieb es in der Nacht vor dem 4:0-Heimsieg des FC St. Pauli gegen Hansa Rostock in Hamburg laut Polizei-Angaben ruhig, auch bis kurz vor Anpfiff am Sonntagmittag gab es keine größeren Zusammenstöße – seit dem Mittag häuften sich aber die Polizeieinsätze gegen Rostock-Fans in und um Hamburg – nach Abendblatt-Informationen auch im Millerntorstadion.

Reporterangaben zufolge sollen einige Rostock-Fans während des Spiels, das der FC St. Pauli so klar wie verdient gewann, sogar versucht haben, die Haupttribüne zu stürmen, seien aber von Polizei und Sicherheitskräften daran gehindert worden.

Rostock-Fans in Hamburg: Polizei zieht positive Bilanz

Die Polizei zog dennoch eine "durchweg positive Bilanz". "Eines unserer Ziele war, unkontrollierte Aufeinandertreffen von gegnerischen Fans durch ein frühzeitiges Erkennen polizeilich relevanter Personen zu verhindern", sagt Polizeipressesprecherin Sandra Levgrün am späten Sonntagnachmittag. "Wo erforderlich haben wir schon in der Anreisephase erste Platzverweise und Aufenthaltsverbote ausgesprochen. Der Einsatz hat uns gefordert, aber unsere Konzeption ist voll aufgegangen“, so Levgrün.

Die Polizei zählte insgesamt sieben vorläufigen Festnahmen, beispielsweise im Zusammenhang mit Sachbeschädigungen oder nach dem Zünden mutmaßlich illegaler Pyrotechnik.

300 Rostock-Fans versammelten sich auf dem Kiez

Kurz nach Anpfiff des Spiels im Millerntorstadion nutzten rund 300 Rostock-Fans die Abwesenheit der St. Paulianer, um sich auf der Reeperbahn zu versammeln. Die Polizei zog sofort eine größere Zahl von Einsatzkräften dort zusammen, um die Lage kontrollieren zu können. Ein Polizeihelikopter beobachtete die Lage in und um das Stadion von oben. Die Rostocker wurden, wie es im Polizei-Jargon heißt, "aufgestoppt", also an weiterem Umherziehen gehindert. Insgesamt 310 Personen wurden in Gewahrsam genommen.

Die Polizei erwartet die Rostocker Fans, die mit einem Sonderzug nach Stellingen gefahren wurden, bereits.
Die Polizei erwartet die Rostocker Fans, die mit einem Sonderzug nach Stellingen gefahren wurden, bereits. © HA | Christoph Rybarczyk

 Rund 100 von Ihnen wurden später mit einem Sonderzug der S-Bahn nach Stellingen gefahren, dort wurden sie von einem weiteren Großaufgebot der Polizei in Empfang genommen, um ihre Personalien festzustellen. Der Einsatz dort führt zu einer weiteren Streckensperrung bei der S-Bahn: Für rund eine Dreiviertelstunde fuhren keine Bahnen zwischen den Haltestellen Elbgaustraße und Altona/Holstenstraße. Gegen 16.45 Uhr war die Strecke wieder frei.

St. Paulianer wollten zu Rostockern vordringen – kehrten dann aber um

Eine Gruppe von St.-Pauli-Fans, die das Stadion verlassen hatte, um schon während der Partie zu den Rostockern zu gelangen, machte nach kurzer Zeit kehrt, als sie auf eine Polizeisperre traf und ging zurück ins Stadion, wie Polizeisprecher Florian Abbenseth auf Abendblatt-Anfrage erklärte. Nahezu zeitgleich mit dem Abpfiff der Partie meldete die Polizei via Twitter, dass die Straßensperrungen im Bereich Reeperbahn, die "zeitweise erforderlich" gewesen seien, wieder aufgehoben werden konnten.

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62 Rostocker auf Bahnstrecke in Gewahrsam genommen

Am Bahnhof Thesdorf auf dem Stadtgebiet von Pinneberg sollte am Mittag ein Zug von Polizeibeamten überprüft werden – tatsächlich befand sich laut Abbenseth eine "mittlere zweistellige Personenzahl" von Rostocker Fans im Zug, die versucht hatten, auf diesem Weg nach Hamburg zu kommen. Als die Einsatzkräfte sich dem Zug näherten, flüchtete die Gruppe aus der Bahn und verteilte sich im Umfeld der Bahnanlagen.

Daraufhin wurde die Bahnstrecke gesperrt, das Umfeld von Polizisten umstellt – auch ein Poilzeihelikopter war im Einsatz. Schließlich wurden 62 Rostock-Fans in Gewahrsam genommen, Am Hauptbahnhof scheiterten weitere ca. 60 Personen beim Versuch, Hamburg zu besuchen: Sie wurden unter Polizeibegleitung zurück nach Rostock gebracht.

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"Paulischweine" und Schweinekopf – Rostock-Fans provozieren

Bereits kurz vor dem Heimspiel des FC St. Pauli gegen Hansa Rostock (So, 13.30 Uhr, Sky/Liveticker bei abendblatt.de) hat die Polizei in Hamburg einen abgetrennten Schweinekopf und ein Plakat mit der Aufschrift "Paulischweine" an den Hamburger Landungsbrücken entfernt – zuvor war die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern tätig.

Twitternutzer Fullblownantifa dokumentierte das Banner am Johannisbollwerk.
Twitternutzer Fullblownantifa dokumentierte das Banner am Johannisbollwerk. © Fullblownantifa via Twitter | Unbekannt

Während die Beamten der Autobahnpolizei das rund sechs Meter lange Banner mit der Aufschrift "Paulischweine!!!" und einen abgetrennten Schweinekopf an einer Brücke zwischen der Raststätte Stolpe-Nord und der Anschlussstelle Neustadt-Glewe in Fahrtrichtung Hamburg bemerkt hatten, waren die Hansa-Fans in Hamburg noch dreister: Am Johannisbollwerk, nur ein paar Hundert Meter vom Millerntorstadion entfernt, hingen ebenfalls ein "Paulischweine"-Banner sowie ein Schweinekopf. Beides sei "umgehend entfernt" worden, die Kriminalpolizei hat die weiteren Ermittlungen übernommen.

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FC St. Pauli: 2G-Regel führt zu Karten-Boykott von Hansa Rostock

Im Vorfeld des Spiels hatten beide Vereine dazu aufgerufen, "den Tag im Stadion und rund um das Spiel friedlich zu gestalten. Jegliche Form von Gewalt hat im Umfeld eines Fußballspiels nichts zu suchen und wird seitens des FC St. Pauli und des F.C. Hansa Rostock nicht akzeptiert". In der Vergangenheit hatte es immer wieder schwere Zusammenstöße zwischen den Fans beider Vereine gegeben – nicht zuletzt wegen St. Paulis stets klarer poltischer Haltung.

Hansa Rostock ist zum Spiel im Millerntorstadion offiziell ohne Fans angereist – aus "Solidaritätsgründen", wie es in einer Mitteilung des Vereins hieß: Beim FC St. Pauli gilt die 2G-Regel. Ein Mitgliederforum hatte sich mit großer Mehrheit deswegen dafür ausgesprochen, das gesamte Karten-Kontigent für den Gästeblock zurückzugeben.

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Zudem steht der Verein insgesamt seit dem Heimspiel gegen Sandhausen bundesweit in der Kritik: Auf der Tribüne war ein Fan-Banner mit der Aufschrift "Einer weniger, ACAB (Anm. d. Red: All cops are bastards)" entrollt worden, das sich auf einen bei einer Übung gestorbenen Hamburger Polizeibeamten bezog. Nicht nur aus Hamburg hatte es daraufhin harsche Kritik und Forderung nach strafrechtlicher Verfolgung und Stadionverboten für die Täter gegeben.

Die Polizei war vor und nach dem Spiel in Hamburg mit 1500 Kräften im Einsatz, da die Partie trotz des Verzichts der Rostocker auf eigene Fans zu den Hochrisikospielen gehört. „Das angekündigte Fernbleiben der Rostocker Fans ist dabei eher lageverschärfend“, sagte eine Polizeisprecherin. Die Hamburger Polizei wurde von Hundertschaften aus anderen Bundesländern und der Bundespolizei unterstützt.

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