Rostock. Chef des Zweitligisten kündigt schärfere Kontrollen in der Fanszene an. Polizisten loben Grote und stellen Forderungen.

Fußball-Zweitligist FC Hansa Rostock hat nach der Kritik an einem Fan-Banner im Heimspiel gegen den SV Sandhausen strengere Maßnahmen gegen die Ultras des Vereins angekündigt – und einen Tatverdächtigen identifiziert. „Wir werden die Kontrolle von Bannern erheblich verschärfen“, sagte Vorstandschef Robert Marien der „Bild“-Zeitung (Mittwoch). „Es muss für alle komplett unstrittig sein, dass derartige menschenverachtende Banner in jeglicher Hinsicht Grenzüberschreitungen darstellen.“

Der 40-Jährige verurteilte damit das im Sandhausen-Spiel von Fans im Ostseestadion gezeigte Banner mit der Aufschrift: „Einer weniger, ACAB!!!“ Das Kürzel steht für All cops are bastards (Alle Polizisten sind Bastarde). Die Aussage bezieht sich auf den Tod eines Hamburger Polizisten, der laut der Polizeigewerkschaft Hamburg nach einer nächtlichen Belastungsübung bei einem Lehrgang in Mecklenburg-Vorpommern im Alter von 24 Jahren gestorben war.

Hansa Rostock identifiziert einen der Banner-Träger

Wie der Fußball-Zweitligist am Mittwoch dazu weiter mitteilte, hat der Verein seine Erkenntnisse zu dem ermittelten Tatverdächtigen der Landespolizei bereits mitgeteilt. Zudem sei das entsprechende Videomaterial an die zuständigen Behörden für deren weitere Ermittlungen und Verfahrenseinleitungen übergeben worden.

Hansa Rostock habe darüber hinaus bereits ein Stadionverbotsverfahren gegen die betreffende Person eingeleitet, hieß es in der Vereinsmitteilung weiter. Nicht bekannt ist hingegen, ob es sich bei der Person um den Rostock-Fan handelt, der das pietätlose Banner mit ins Stadion brachte oder um eine der rund 20 Personen, die es hochhielten.

Hansa „dabei, alles mit dem Arsch einzureißen“

„Wir sind aktuell dabei, alles, was wir in den vergangenen Jahren mühsam aufgebaut haben, innerhalb weniger Wochen wieder mit dem Arsch einzureißen“, kritisierte Marien in der „Bild“ scharf. Jedem müsse klar sein, dass derartige Themen „einen enormen Imageschaden darstellen und für gefährliche Unruhe sorgen, die sich in der Folge auch irgendwann auf den sportlichen Bereich übertragen wird“.

Als Mitgliederverein wolle man beim FC Hansa, dass sich „unsere Mitglieder und Fans einbringen und aktiv mitgestalten“, betonte Marien. Aber: „Wer mitgestaltet, trägt zugleich auch Verantwortung. Wenn man dieser Verantwortung nicht gerecht wird, hat das zwangsläufig auch Konsequenzen.“

Polizisten loben Innensenator Grote

Zuvor hatte unter anderem Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote den Hansa-Vorstand zum Handeln aufgefordert. Es müssten „gezielte Maßnahmen gegen die Verantwortlichen“ ergriffen und zugleich „ein klares Zeichen der Solidarität an die Polizistinnen und Polizisten in unserem Land und die Familie des Verstorbenen“ gesendet werden, schrieb der SPD-Politiker.

„Was diese Bilder aus dem Ostseestadion vom vergangenen Wochenende auch bei den Angehörigen des Verstorbenen an weiterem Schmerz und Demütigung auslösen müssen, möchte ich mir gar nicht vorstellen.“

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GdP Hamburg stellt Forderungen an Hansa

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Hamburg begrüßte Grotes„klare Worte“ als „gelebte Fürsorgeverpflichtung“ des Senators. Es gehe sowohl um die Personen, die das Banner zeigten, als auch um die Personen im Block, die nicht reagierten.

„Hier wäre von anständigen Menschen Zivilcourage zu erwarten gewesen. Wer nichts tut, macht mit!“, schrieb die GdP, die am Mittwoch ihrerseits weitere Forderungen im Zusammenhang mit den Geschehnissen in Rostock stellte:

  1. Wir wollen als Kolleginnen und Kollegen und als Gewerkschaft wissen, welche konkreten Maßnahmen der Verein gegen diese Personen ergreifen wird.
  2. Wir wollen als Kolleginnen und Kollegen und als Gewerkschaft wissen, welche Maßnahmen der DFB treffen wird, um das gezeigte Verhalten aller Personen aus dem betreffenden Block zu missbilligen.
  3. Wir erwarten als Kolleginnen und Kollegen und als Gewerkschaft, dass die Personen, die ermittelt werden können, mit einem bundesweiten Stadionverbot belegt werden.
  4. Wir erwarten als Kolleginnen und Kollegen und als Gewerkschaft, dass die Justiz alle Möglichkeiten prüft, um strafrechtlich gegen diese Personen vorzugehen. Gewerkschaft der Polizei – Landesbezirk Hamburg
  5. Wir erwarten als Kolleginnen und Kollegen und als Gewerkschaft, dass sich die echten Fans des FC Hansa Rostock ganz klar von den Tätern und den Mittätern distanzieren und dass der Verein den Ausschluss identifizierter Mitglieder, die hier Täter oder Mittäter waren, prüft bzw. umsetzt.
  6. Wir erwarten als Kolleginnen und Kollegen und als Gewerkschaft bundesweit, dass die Untersagung des Zeigens menschenverachtender, extremistischer, sexistischer und rassistischer Banner per Hausordnung von der Vereinen der Bundesliga im eigenen Interesse ernsthaft geprüft wird, um endlich dem eigenen Anspruch von „Respect und Fairplay“ im Fußball gerecht zu werden.

Die GdP Hamburg werde den Fortgang des Verfahrens „ganz genau“ beobachten. Am kommenden Sonntag ist der FC Hansa Rostock in der Zweiten Bundesliga beim ungeliebten Nordrivalen FC St. Pauli zu Gast – aufgrund der 2G-Regelung im Millerntorstadion allerdings ohne eigene Anhänger.