Hamburg. Nach dem Eklat um ein Fan-Banner und dem 2G-Boykott des Aufsteigers demonstrieren die Rivalen seltene Einmütigkeit.
Die Rivalität zwischen Hansa Rostock und dem FC St. Pauli begann wohl 1993: Hunderte Hooligans und Neonazis aus Rostock versuchten damals, den Gästeblock der Hamburger zu stürmen, die sie politisch im verhassten links-alternativen Spektrum wähnten. In der Folge kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen.
In den vergangenen neun Jahren ist es ruhig geblieben – weil Ligen die Rivalen trennten. An diesem Sonntag (13.30 Uhr/Sky, Liveticker bei abendblatt.de) kommt es im Millerntor-Stadion erstmals wieder zum brisanten Nordduell. Und damit die unrühmliche Tradition keine Fortsetzung findet, haben beide Zweitliga-Vereine seltene Einmütigkeit demonstriert.
FC St. Pauli und Hansa Rostock appellieren an Fans
"Bei aller Rivalität rufen der FC St. Pauli und der FC Hansa Rostock dazu auf, den Tag im Stadion und rund um das Spiel friedlich zu gestalten", heißt es in einem gemeinsamen Aufruf, der am Donnerstagnachmittag veröffentlicht wurde. "Jegliche Form von Gewalt hat im Umfeld eines Fußballspiels nichts zu suchen und wird seitens des FC St. Pauli und des FC Hansa Rostock nicht akzeptiert."
Alle könnten dafür sorgen, dass das Spiel "nicht von Szenen überschattet wird, die am Ende unseren Vereinen schaden", heißt es weiter. "Lasst uns für die öffentliche Wahrnehmung unserer Clubs gemeinsam ein Signal setzen und vor allem all jene Lügen strafen, die nur auf negative Vorkommnisse und entsprechende Schlagzeilen warten."
Rostocker Fan-Vertretung distanziert sich von "ACAB"-Banner
Einen Teil zur Deeskalation hatten die Rostocker schon am Dienstagabend beigetragen, als sie ihr Kontingent an Gästekarten zurückgaben und sich dabei auf den "Solidaritätsgedanken" beriefen. Begründung: Die am Millerntor geltende 2G-Regelung schließe alle Ungeimpften aus.
Politisch aufgeladen ist das Duell auch, nachdem Hansa-Fans am vergangenen Spieltag einen bei einer Übung verstorbenen Hamburger Polizisten auf einem Transparent verhöhnten.
Eine Welle der Empörung war die Folge, die Polizei forderte den Verein zum Handeln auf. Hansa hat nach eigenen Angaben einen der "ACAB"-Bannerträger identifizieren können. Inzwischen haben sich auch Rostocker Fan-Vertreter distanziert. Der Spruch habe "nichts mit dem FC Hansa und den Werten zu tun, für die unser Verein steht", erklärte die AG-Süd.