Der Trainer der gescheiterten deutschen Star-Schwimmerin Britta Steffen zog die Konsequenz aus dem olympischen Debakel von London.
London. Britta Steffens Trainer Norbert Warnatzsch macht Schluss, die sportliche Zukunft der Weltrekordlerin ist damit fraglich. Der 65-Jährige teilte dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) am Dienstag per E-Mail mit, er stehe künftig nicht mehr zur Verfügung. „Nach den Ereignissen bei den Olympischen Spielen hat er erklärt, dass er seine Tätigkeit beendet“, sagte DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow. Warnatzsch slbst war für eine Stellungnahme am Dienstag nicht zu erreichen.
Ob Britta Steffen weitermacht, ist angesichts dieser Entwicklung völlig offen. Die 28-Jährige hatte in London erklärt, dass sie gerne mit ihrem Heimtrainer weiter zusammenarbeiten würde. Steffen, die am Dienstag mit ihrem Freund Paul Biedermann dessen 26. Geburtstag feierte, wollte sich im Deutschen Haus auf SID-Anfrage nicht äußern.
Nach ihrem vierten Platz über 50 m Freistil in London hatte sie noch gesagt: „Wenn, dann hätten wir schon Interesse, gemeinsam weiterzuarbeiten. Ob das so passt, entscheiden andere, da habe ich kein Wörtchen mitzureden und mit der Leistung hier noch weniger. Von daher muss ich jetzt erstmal abwarten.“ Sie will im Urlaub über ihre Zukunft entscheiden.
Buschkow kündigte an, mit Warnatzsch „erst einmal ein persönliches Gespräch“ zu führen, „um die Hintergründe zu erfahren. Er ist einer unser erfolgreichsten Trainer.“ Warnatzsch hatte Steffen unter anderem zum Doppel-Triumph über 50 und 100 m Freistil bei den Spielen in Peking sowie zum doppelten WM-Titel 2009 geführt. In London war er in die Kritik geraten, weil er Steffen im Vorlauf der 4x100-m-Freistilstaffel vorgegeben hatte, nur 90 bis 95 Prozent zu schwimmen. Das mit Medaillenambitionen angetretene Quartett verpasste das Finale.
Warnatzsch informierte nach Angaben von DSV-Präsidentin Christa Thiel neben dem Verband auch den Olympia-Stützpunkt Berlin. Dort steht der Trainer noch bis zum 31. Dezember 2012 unter Vertrag. „Wir wollten Ende des Jahres noch mal mit ihm reden, ob er bis 2014 weitermacht“, sagte DSV-Generalsekretär Jürgen Fornoff dem SID: „Das ist jetzt über den Haufen geworfen.“ In London hatte Warnatzsch noch erklärt: „Wenn Britta weitermachen will, bekommt sie alle Unterstützung.“
Auch Buschkow hatte in seiner Olympia-Bilanz am Sonntag die Trainer kritisiert. „Wir haben in der Mehrzahl der Disziplinen den Anschluss an die Weltspitze verloren“, hatte er erklärt und zahlreiche Mängel aufgelistet: „Keine stabile Wettkampfstruktur“, „zu viele Experimente“, „zu geringe Grundlagenausdauer“, fehlende „allgemeine athletische Voraussetzungen“, „keine psychische Wettkampfhärte“, zu lange Erholungsphasen. Dabei hatte er auch explizit Steffen und Biedermann genannt, die zwar sehr hart trainiert hätten, andere aber vielleicht noch härter.
Der Berliner Warnatzsch ist seit über 35 Jahren als Trainer im Leistungssport tätig. Seit 2004 ist er Leitender Schwimmtrainer im Olympiastützpunkt Berlin, zuvor war er bereits zwölf Jahre Chefcoach bei der SG Neukölln, für die auch Steffen startet. Neben der Weltrekordlerin betreut er auch die Olympia-Teilnehmer Benjamin Starke und Tim Wallburger. (sid/abendblatt.de)