Im dritten Versuch schleuderte Robert Harting den Diskus auf die Weite von 68,30 Meter. Markus Münch vom LG Wedel-Pinneberg wurde Neunter.
Helsinki. Auf dem Weg zum erhofften Olympiasieg hat Diskus-Star Robert Harting im Vorbeigehen seinen ersten Europameistertitel einkassiert. Im Dauerregen von Helsinki eroberte der Weltmeister am vorletzten Wettkampftag das vierte Gold für die deutschen Leichtathleten. Die Medaillen acht und neun im Olympiastadion von 1952 gewannen Stabhochspringerin Martina Strutz mit Silber und 3.000-Meter-Hindernisläuferin Antje Möldner-Schmidt mit Bronze.
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„Ich habe 365 Tage Zeit für drei Titel, das war heute der zweite. Jetzt fehlt nur noch einer“, sagte Harting, der im dritten Versuch sein Arbeitsgerät auf die Siegweite von 68,30 Metern schleuderte. „Ich hatte nie einen Zweifel an meinem Sieg. Dass es zum Anfang nicht so lief, lag an der Kälte und am Stress der dauernden Erwärmung.“ Der zweite deutsche Werfer Markus Münch (Wedel-Pinneberg) wurde Neunter (61,25). Für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) war es das erste Männer-Diskusgold seit 14 Jahren. Harting, der in diesem Jahr mit 70,66 sowie 70,31 Metern bereits zweimal die magische 70-Meter-Schallmauer übertraf, will nun in London mit Olympia-Gold seine Karriere krönen.
Knapp Gold verloren, aber Silber gewonnen hat Martina Strutz. Die Vize-Weltmeisterin aus Neubrandenburg musste mit 4,60 Meter nur die höhengleiche Tschechin Jirina Ptacnikova vorbeiziehen lassen. Gehandicapt von Krämpfen übersprang die Leverkusenerin Silke Spiegelburg 4,50 Meter und wurde Vierte; Lisa Ryzih aus Ludwigshafen belegte Rang sieben (4,40).
Auf dem Hindernis-Parcour überraschte die Cottbuserin Antje Möldner-Schmidt. In 9:36,37 Minuten holte die zierliche Frau nach überstandener schwerer Lymphdrüsenerkrankung als Dritte endlich die ersehnte internationale Medaille. „Als ich zum letzten Mal gut über den Wassergraben gekommen war, habe ich gedacht: Jetzt oder nie und bin losgerannt. Ich habe mir heute den Traum jedes Sportlers von einer Medaille erfüllt “, sagte Möldner-Schmidt. Gold gewann Gülcan Mingir aus der Türkei (9:32,96). Die WM-Vierte aus Frankfurt Gesa-Felicitas Krause wurde Vierte und war „bitter enttäuscht“, Sanaa Koubaa aus Hilden kam auf Platz 14.
Hammerwerfer Markus Esser aus Leverkusen belegte am späten Samstagabend mit 74,49 Metern beim Sieg des Ungarn Krisztian Pars (79,72) Rang sieben. Über die 100 Meter Hürden sprintete Cindy Roleder aus Leipzig in 13,11 Sekunden auf Platz sieben. Europameisterin wurde die Türkin Nevin Yanit in 12,81 Sekunden.
Die deutschen Siebenkämpferinnen konnten nicht ganz an die Glanztaten von Zehnkampf-Europameister Pascal Behrenbruch anschließen. Ohne die von Verletzungen geplagte WM-Dritte Jennifer Oeser kamen die beiden Frankfurterinnen Claudia Rath und Carolin Schäfer beim Sieg der Französin Ida Antoienette Nana Djimou (6.544) auf die Plätze sieben (6.210) und elf (6.003). Trotz widriger Bedingungen schaffte der Italiener Fabrizio Donato im Dreisprung mit 17,63 Metern eine neue Jahresweltbestweite. Mit nur einem gültigen Versuch auf 16,34 Meter wurde Andreas Pohle aus Erfurt Zwölfter. In den Finals ohne deutsche Beteiligung gewann der Kenianer Polat Kemboi Arikan mit türkischer Staatsbürgerschaft über 10.000 Meter in 28:22,27 Minuten. Die EM-Titel über 200 Meter sicherten sich die Ukrainerin Maria Rjemjen (23,05) und der Niederländer Churandy Martina (20,42).
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Nur fünf Minuten Kurzarbeit benötigte Diskuswerferin Nadine Müller am Vormittag, um souverän als Erste in das Finale einzuziehen. Der Vizeweltmeisterin reichten im ersten Versuch 64,49 Metern. Die beiden anderen deutschen Werferinnen Anna Rüh (Neubrandenburg/60,73 Meter) und Julia Fischer (Berlin/59,95) qualifizierten sich beim EM-Debüt als Fünfte und Sechste für den Endkampf der besten Zwölf.
Im Vorkampf der Stabhochspringer stiegen der Weltjahresbeste Malte Mohr, Björn Otto und Raphael Holzdeppe erst bei 5,50 Meter ein, als die Hälfte des Starterfeldes bereits ausgeschieden war. Holzdeppe und Otto benötigten wie geplant nur einen Versuch, Mohr dagegen alle drei, um sich für den Endkampf zu qualifizieren.