Hamburg. Der Sportvorstand muss in der Trainerfrage verschiedene Interessen vereinen. Bislang macht der Manager viel richtig. Ein Risiko bleibt.

Wäre der HSV ein Zirkus, könnte man Stefan Kuntz aktuell als den Mann für den Drahtseilakt bezeichnen. Der Sportvorstand des Hamburger Zweitligisten muss derzeit gleich mehrere Kunststücke auf einmal vollbringen. Er muss mit mehreren Trainerkandidaten jonglieren, gleichzeitig die Balance zwischen der Mannschaft und dem aktuellen Trainerteam halten, am besten so schnell wie möglich mit Zirkuspferd Jean-Luc Dompé verlängern und ganz nebenbei dafür sorgen, dass es am Ende der Vorstellung ausschließlich Applaus gibt.

Nun könnte man spöttisch feststellen, dass der HSV in der Vergangenheit schon oft das Bild einer Zirkusveranstaltung abgegeben hat. Und damit sind nicht die Elefanten gemeint, die der frühere Präsident Peter Krohn einst beim HSV-Training in die Manege führen ließ. Es waren vielmehr Zeiten, in denen etwa Investor Klaus-Michael Kühne auf einer Yacht vor Mallorca mit dem Spielerberater Volker Struth über die Transferplanungen des HSV sprechen wollte und den Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer bat, vor die Tür zu gehen. 2016 war das, als schließlich auch Trainer Bruno Labbadia über diese clowneske HSV-Konstellation stolperte.

HSV: Kuntz wurde kritisiert, macht aber viel richtig    

Acht Jahre später steht nun Stefan Kuntz vor der Aufgabe, all die Interessen rund um den HSV zu einer erfolgreichen Trainerentscheidung zusammenzuführen. Dass Kuntz, der in der vergangenen Woche für seine vermeintlich unvorbereitete Trainersuche bereits kritisiert wurde, mit den Interimstrainern Merlin Polzin und Loic Favé einen ersten Erfolg gefeiert hat, gibt dem Manager recht, sich nicht zu einer vorschnellen Rückholaktion von Labbadia verleitet zu lassen.

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Dass Polzin nun gegen Darmstadt erneut auf der Bank sitzt, ist ebenfalls die logische Entscheidung von Kuntz. Es bleibt zwar das Risiko, Labbadia durch dieses Manöver hinzuhalten und womöglich zu vergraulen, doch Kuntz ist zuzutrauen, mit seiner kommunikativen Erfahrung auch diesen Ball in der Luft zu halten. Und wenn es am Ende schiefgeht? Dann haben die Zuschauer zumindest wieder reichlich Unterhaltung erlebt.