Hamburg. Der Rechtsverteidiger des HSV sollte eigentlich schon im Sommer wechseln. Nun gibt es eine neue Entwicklung für den Franzosen.
Das Spielersatztraining am Montagvormittag war für William Mikelbrencis zweieinhalb Jahre lang ein fester Termin. Der Franzose, der im Sommer 2022 für eine Ablöse von 700.000 Euro vom FC Metz zum HSV gekommen war, spielte seit seinem Wechsel nach Hamburg nur ganz selten eine Rolle. Deshalb galt der 20-Jährige schon im Sommer als Wechselkandidat. Im Winter sollte es nun eigentlich einen neuen Anlauf für eine Leihe geben.
Am Montag durfte der 20-Jährige aber schon zum zweiten Mal in Folge mit den Startelfspielern regenerieren. Steffen Baumgart hatte ihn bereits gegen Schalke 04 überraschend auf der rechten Seite spielen lassen. Und auch Merlin Polzin nominierte Mikelbrencis in Karlsruhe für die erste Elf. Zum zweiten Mal in Folge verdiente sich der Rechtsverteidiger eine gute Einzelkritik.
HSV: Kuntz will Mikelbrencis aktuell nicht abgeben
Das hat auch Stefan Kuntz registriert. Der Sportvorstand des HSV hatte selbst nicht mehr mit einem Verbleib des Abwehrspielers geplant. Nun erfolgt die Transferwende. Über einen möglichen Winterwechsel von Mikelbrencis meinte Kuntz am Montag: „Aktuell sage ich: eher nicht.“ Noch sei eine Entscheidung nicht gefallen. Aber nach seinem Auftritt in Karlsruhe hat der junge Franzose gute Chancen, sich dauerhaft rechts hinten festzuspielen. „Jeder Spieler hat sein Schicksal in seiner eigenen Hand“, sagte Kuntz.
Das gilt auch für Jean-Luc Dompé. Der Landsmann von Mikelbrencis gehört zwar seit seiner Verpflichtung vor zweieinhalb Jahren zu den Stammspielern, steht aktuell aber ebenfalls vor einer ungewissen Zukunft. Sein Vertrag läuft am Saisonende aus. Am Sonntag beim 3:1-Sieg des HSV in Karlsruhe überragte der 29-Jährige mit zwei Toren und einer Vorlage. Auch Kuntz war beeindruckt von der Vorstellung des Dribbelkünstlers. „So wie gestern kannte ich ihn noch nicht“, sagte Kuntz am Montag am Rande des Spielersatztrainings.
Dompé-Poker beim HSV
Daran musste auch Dompé in dieser Saison schon mehrfach teilnehmen, da ihn der vor einer Woche entlassene Chefcoach Baumgart oft erst in den letzten 30 Minuten eingewechselt hatte. So wie am fünften Spieltag, als Dompé nach seiner Einwechslung in der 62. Minute schon einmal zwei Tore und eine Vorlage schaffte.
Trotzdem biss sich Baumgart an Dompé die Zähne aus. Polzin dagegen weiß, wie er den eigenwilligen Flügelstürmer anpacken muss. „Merlin ist ein großer Befürworter von ihm und setzt sich für ihn ein“, sagte Baumgart vor zwei Monaten, als Dompé nach seinem Traumtor in Düsseldorf in Polzins Arme lief.
Diesmal war es Co-Trainer Loic Favé, den Dompé beim Jubel suchte. Die beiden haben einen engen Draht, da Favé Französisch spricht. Ob Dompé nun seinen Vertrag verlängert? Kuntz will dessen Entwicklung weiterhin abwarten. Viel hängt davon ab, wer der neue Trainer wird. Und ob dieser Lust hat, Dompé Freiraum zu geben.
Kuntz berichtet über Gespräch mit Mikelbrencis
Kuntz berichtete zudem, wie er in den vergangenen Wochen mit Dompés Landsmann Mikelbrencis kommuniziert hat. „Mikelbrencis war am Anfang eher für die U21 vorgesehen, weil es Sachen in der Vergangenheit gab. Die Vergangenheit interessiert mich aber nicht so viel“, sagte Kuntz und erzählte von einem Vieraugengespräch.
„Wir hatten ein kleines Gespräch, in dem ich ihm gesagt habe, dass er egoistisch sein muss, selbst wenn er im Winter gehen muss. Wenn ihn dann ein interessierter Verein fragt, was er die ganze Zeit gemacht hat, hat er zwei Optionen: Entweder er sagt, dass er die ganze Zeit nur trainiert hat oder er sagt, dass er die ganze Zeit bei der ersten Mannschaft trainiert und zugleich 15 Spiele bei der U21 gemacht hat. Das hört sich ganz anders an. Vor allem, wenn er dann dort auch noch Leistungsträger ist.“
HSV-Boss Kuntz lobt Entwicklung
Kuntz war sehr zufrieden, wie Mikelbrencis die Situation in der zweiten Mannschaft angenommen hat. Dort kam er auf vier Scorerpunkte in fünf Spielen. „Er zählte immer zu den Besten: sowohl von der Leistung her als auch von den Werten wie Assists und Tore. Deshalb hat Steffen ihn zu den Profis zurückgeholt. Die U21 bleibt eine Chance und eine Plattform, sich wieder in den Vordergrund zu spielen. Mikelbrencis hat das hervorragend gemacht, Anssi Suhonen ist ein weiteres Beispiel. Man kann sich in der U21 aus der Welle herausarbeiten.“
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Während Suhonen aber auch unter Polzin keine Rolle spielt und auf einen Wechsel im Winter drängt, hat Mikelbrencis vorerst nicht nur Noah Katterbach verdrängt, der aus „taktischen Gründen“ (Polzin) gar nicht im Kader stand, sondern auch Silvan Hefti. Der Schweizer Neuzugang war im Sommer eigentlich als Soforthilfe und Führungsspieler eingeplant, saß aber auch beim KSC 90 Minuten auf der Bank. Aktuell spricht wenig dafür, dass sich an dieser Situation etwas verändert. Es liegt nun an Mikelbrencis, dass dieser Status auch so bleibt.