Karlsruhe. HSV-Franzose dreht groß auf im ersten Spiel nach Baumgart. Trainerwechsel-Gewinner Jatta mit Bremse im Motor.
Dieser Trainerwechsel hat sich in allen Belangen ausgezahlt. Unter Interimscoach Merlin Polzin gewinnt der HSV verdient mit 3:1 (1:1) beim bisherigen Tabellenzweiten Karlsruher SC und klettert auf einen Aufstiegsplatz. In einer von Anfang an kontrollierten und souveränen Vorstellung macht Jean-Luc Dompé, der unter Ex-Trainer Steffen Baumgart einen schweren Stand hatte, den Unterschied im ausverkauften Wildparkstadion. Die Einzelkritik der HSV-Profis:
Heuer Fernandes: Überspielte immer wieder das Karlsruher Pressing durch geschickte Pässe. Parierte einmal stark gegen Bambasé Conté und war auch sonst ein sicherer Rückhalt.
Mikelbrencis: Beherzter Auftritt des eigentlich schon ausgemusterten Franzosen. Der Wechselkandidat wird versuchen, in den restlichen Hinrundenspielen um seinen Kaderplatz zu kämpfen.
HSV-Einzelkritik: Muheim wie ein Führungsspieler
Hadzikadunic: Mit dem Bosnier kehrt die defensive Stabilität zurück. Blockte vor dem 1:1 den Schuss von Schleusener, der wohl im Tor eingeschlagen hätte.
Schonlau: Die klareren Abläufe wirkten sich auch auf die Sicherheit des zuletzt so fehleranfälligen Kapitäns positiv aus. Deutlich stabilisiert nach unglücklichen Wochen.
Muheim: Ohne Selke und Glatzel führen selbst seine scharf getretenen Eckbälle nicht zum Torerfolg. Defensiv extrem aufmerksam. Übernahm Verantwortung wie ein Führungsspieler.
Elfadli als resoluter Abräumer
Elfadli: Fühlte sich als alleiniger Sechser und ohne Sonderaufgaben spürbar wohler als zuletzt in der Abwehr. Bei Ballbesitz manchmal nicht gedankenschnell genug, aber resolut als „Holding Six“.
Karabec (bis 88.): Dass der Tscheche bei Ecken immer die Räume des gegnerischen Torwarts einengt, hat sich bis nach Karlsruhe herumgesprochen. Sein feiner linker Fuß leitete viele Angriffe ein.
Pherai (ab 88.): Neuer Trainer – und schon darf auch Pherai wieder mitspielen.
Richter (bis 78.): Der eigentlich technisch so saubere Offensivmann brachte seine Mannschaft durch einige Ballverluste unnötig in Bedrängnis.
Poreba (ab 78.): Brachte in den Schlussminuten etwas mehr defensive Absicherung als sein Vorgänger.
Jatta (bis 66.): Der größte Gewinner des Trainerwechsels wirkte in manchen Aktionen, als hätte ihm jemand eine Bremse in seinen Motor verbaut. Sein Selbstbewusstsein scheint im Keller nach wochenlanger Nichtberücksichtigung und interner Kritik.
HSV-Einzelkritik: Dompé furios
Baldé (ab 66.): Um offensive Entlastung bemüht. Doch der Youngster muss körperlich bei defensiven Zweikämpfen zulegen.
Königsdörffer (bis 78.): Muss gleich in der ersten Viertelstunde den Doppelpack schnüren. Polzin oder der neue Trainer könnten ihn erst einmal ans Kopfballpendel schicken.
- Bleibt Polzin HSV-Trainer? Kuntz macht eine klare Andeutung
- Polzin ergreift seine HSV-Chance – und zeigt emotionales Video
- Warum sich HSV-Ultras mit dem Karlsruher SC solidarisieren
Selke (ab 78.): Job erledigt. Der Torjäger, der wegen einer Erkältung nur als Joker infrage kam, sorgte für die Entscheidung.
Dompé (bis 88.): l‘artiste. Wenn Baumgart dieses Spiel gesehen haben sollte, dürfte er sich selbst nachträglich hinterfragt haben, warum er den Franzosen so selten gebracht hat. Nicht nur wegen seines Doppelpacks der mit Abstand beste Offensivakteur auf dem Platz.
Sahiti (ab 88): jubelte mit.