Karlsruhe. Die Hamburger springen durch das 3:1 beim Karlsruher SC auf einen Aufstiegsplatz. Merlin Polzin feiert ersten Sieg als Chefcoach.
Merlin Polzin fühlte sich für einen Moment wie auf eine Zeitreise zurück in den Februar versetzt, als Jean-Luc Dompé am Sonntag nach seinem Tor zum 1:0 auf ihn zulief. Wie schon in seinem ersten Spiel als Interimstrainer des HSV in Rostock (2:2) war es der Franzose, der die Hamburger beim Karlsruher SC mit einem Rechtsschuss in der ersten Halbzeit in Führung gebracht hatte. Zehn Monate später sollte es aber anders laufen als Anfang des Jahres, als die Hamburger die Führung verspielten. Mit 3:1 gewann der HSV beim Aufstiegskonkurrenten KSC. Dank Doppelpacker Dompé und dem eingewechselten Selke.
Der HSV springt durch den ersten Sieg seit sechs Wochen vom zehnten auf den zweiten Platz. „Das ist verrückt. Aber heute gucken wir gerne auf die Tabelle. Es zeigt, wie brutal diese Zweite Liga ist“, sagte Kapitän Sebastian Schonlau. Vor allem Interimstrainer Polzin konnte jubeln, der nun gute Chancen hat, zumindest ein zweites Spiel als Chefcoach zu bekommen. „Wir wollten wieder Mut und Überzeugung in unsere Stärken bekommen“, sagte Polzin bei Sky und sprach über seine Situation. „Ich werde auf jeden Fall nächste Woche da sein. Ich habe Bock mit den Jungs weiterhin erfolgreich zu sein.“ Am kommenden Sonntag spielt der HSV zu Hause gegen Darmstadt 98. Oder holt Kuntz bis dahin doch Bruno Labbadia zurück in den Volkspark?
Vorerst aber bleibt Polzin HSV-Trainer. Taktisch setzte dieser beim KSC erstmals in dieser Saison wieder auf eine Viererkette. Wie sich bereits zu Beginn der Trainingswoche angedeutet hat, verteidigte Dennis Hadzikadunic an der Seite von Sebastian Schonlau. Als Rechtsverteidiger durfte wie schon gegen Schalke vor einer Woche William Mikelbrencis beginnen. Polzin brachte zudem Jatta zurück in die Startelf. Bei der Rückkehr zu dem jahrelang beim HSV praktizierten 4-3-3 besetzen Jean-Luc Dompé und Jatta die offensiven Flügel. Marco Richter und Adam Karabec agieren im zentralen Mittelfeld. Im Sturm vertrat Ransford Königsdörffer den wegen eines grippalen Infekts angeschlagenen Davie Selke, der zunächst nur auf der Bank saß.
HSV siegt erstmals ohne Meffert
Der am linken Arm verletzte Jonas Meffert schaffte es dagegen nicht in die Startelf, für ihn spielte Daniel Elfadli als alleiniger Sechser. Ohne Meffert konnte der HSV in dreieinhalb Jahren noch nie gewinnen. Sechs Partien hat der Stratege verpasst, seit er 2021 zum HSV wechselte. Dabei setzte es vier Niederlagen, zweimal holten die Hamburger einen Punkt.
Diesmal machte der HSV auch ohne Meffert ein richtig gutes Spiel. Die Hamburger dominierten die ersten 30 Minuten und führten verdient durch das Tor von Dompé. Der Franzose nutzte einen Fehler von KSC-Torhüter Max Weiß, der einen etwas zu scharfen Rückpass direkt in die Füße von Dompé spielte. Der Linksaußen nahm den Ball kurz an und legte ihn dann aus 16 Metern perfekt in die rechte Ecke (23.). Zuvor hätte Königsdörffer den HSV nach einer Ecke von Miro Muheim bereits in Front bringen müssen (9.).
Doch wie schon im Februar kassierte die Polzin-Elf den Ausgleich. Aus dem Nichts schlug der bis dahin harmlose KSC zu. Fabian Schleusener setzte sich nach einer Ecke von Marvin Wanitzek gegen Muheim und Sebastian Schonlau durch und köpfte zum 1:1 ein (36.). Fortan war es ein ausgeglichenes und sehr intensives Spiel. „Es macht richtig Bock“, sagte Sky-Experte Torsten Mattuschka.
Die zweite Halbzeit begann dann zunächst mit einem Schock für den HSV. Wanitzek traf plötzlich zum 2:1 (49.). Wieder ein Gegentor für die Hamburger nach der Pause. Doch Polzin konnte aufatmen. Der Torschütze stand beim Doppelpass knapp im Abseits. Schiedsrichter Sascha Stegemann nahm den Treffer wieder zurück.
Dompé mit seinem zweiten Doppelpack der Saison
Stattdessen gab es den Jubel auf der anderen Seite. Wieder führte der HSV. Und wieder war es Dompé mit einer Einzelleistung. Der überragende Mann auf dem Platz vernaschte seinen Gegenspieler Sebastian Jung und knallte den Ball aus spitzem Winkel in das rechte obere Toreck (55.). Sein doppelter Jubel war auch ein kleiner Gruß an Ex-Trainer Steffen Baumgart, der ihn zuletzt gegen Schalke mal wieder auf der Bank gelassen hatte.
Im Spiel eins nach Baumgart hatte der HSV auch wieder das nötige Glück auf seiner Seite. Nur zwei Minuten nach dem 2:1 sah HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandes nach einer Ecke nicht gut aus. Bambasé Conté kam zum Abschluss, traf mit seinem Volley aber nur die Unterkante der Latte. Polzin atmete an der Seitenlinie kräftig durch (57.).
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Anders als zuletzt unter Baumgart brach der HSV in der zweiten Halbzeit nicht mehr ein, sondern wehrte sich mit allen Mitteln und kam auch selbst immer wieder zu Nadelstichen, vor allem durch Dompé, den der KSC nie in den Griff bekam.
Der 29-Jährige war dann auch Wegbereiter der Entscheidung. Nach einem Konter spielte er den Ball perfekt in den Lauf des eingewechselten Davie Selke, der mit dem 3:1 alles klar machte (87.). Der HSV feierte den ersten Auswärtssieg seit Anfang Oktober. Und Polzin seinen ersten Sieg als Cheftrainer.
Die Aufstellungen
- KSC: Weiß – Sebastian Jung, Franke, Beifus (87. Egloff), Herold – Rapp (87. Pfeiffer), Burnic (62. Heußer), Conté (72. Hunziker), Wanitzek – Zivzivadze, Schleusener.
- HSV: Heuer Fernandes – Mikelbrencis, Hadzikadunic, Schonlau, Muheim – Elfadli – Karabec (88. Sahiti), Richter (78. Poreba) – Jatta (66. Baldé), Königsdörffer (78. Selke), Dompé (88. Pherai).
- Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)
- Zuschauer: 31.845
- Tore: 0:1 Dompé (23.), 1:1 Schleusener (36.), 1:2 Dompé (55.), 1:3 Selke (87.).