Hamburg. Zweitligist zieht harte Konsequenzen nach dem Aus für Trainer Steffen Baumgart. Welche HSV-Spieler auch noch gehen sollen.

Mit einem freundlichen „Moin zusammen“ betrat Merlin Polzin am Dienstag um 13.56 Uhr den Platz neben dem Volksparkstadion. Sieben Minuten später hielt der Interimstrainer des HSV seine erste Trainingsansprache, bei der zwei Profis schon nicht mehr zuhörten. Wie der Zweitligist mitteilte, sind Levin Öztunali und Moritz Heyer bis auf Weiteres aussortiert worden. Uwe Seelers Enkel und Defensivallrounder Heyer dürfen vorerst nur noch bei der in der Regionalliga antretenden U21 trainieren.

Bereits vor dem Profitraining hatte Sportvorstand Stefan Kuntz eine Ansprache in der Kabine gehalten. Danach richtete Polzin ein paar Worte an die Mannschaft. Zu diesem Zeitpunkt waren Öztunali und Heyer schon nicht mehr mit dabei. Die beiden steigen am Mittwoch mit der U21 in die Trainingswoche ein. Geleitet wird die Einheit vom bisherigen Co-Trainer Soner Uysal, weil Nachwuchscoach Loic Favé genauso wie Assistent Richard Krohn zu den Profis hochgezogen worden ist.

HSV sortiert Profis aus: weitere Wechselkandidaten

Damit setzt der Club ein klares Zeichen, in Zukunft nicht mehr mit Öztunali und Heyer zu planen. Nach dem Aus für Trainer Steffen Baumgart hatte Kuntz bereits klargestellt, sich im Winter von einigen Spielern trennen zu wollen. „Der eine oder andere weiß auch schon Bescheid“, sagte der Manager.

Nach Abendblatt-Informationen sollen sich auch Anssi Suhonen und William Mikelbrencis nach einem neuen Verein umsehen. Allerdings will der HSV die beiden Profis verleihen, damit sie an einem anderen Standort mehr Spielpraxis sammeln und im Idealfall wiedererstarkt zurückkehren. Im Gegensatz zu Öztunali und Heyer trainieren beide Wechselkandidaten deshalb weiterhin bei den Profis.

Allen vier Profis war von der sportlichen Führung bereits im Sommer ein Abgang nahegelegt worden. Doch vor allem Öztunali soll die Alarmsignale für die Zukunft seiner Karriere unterschätzt haben. Der U21-Europameister glaubte an seine Chance, sich trotz der erhöhten Konkurrenz auf seinen Positionen um die Neuzugänge Marco Richter, Adam Karabec und Emir Sahiti in Hamburg durchsetzen zu können. Seine Prognose ging nicht auf.

HSV sortiert auch Athletiktrainer aus

Die beiden Spielerpersonalien sind nicht die einzige Konsequenz, die Kuntz nach der sportlichen Misere von nur zwei Punkten aus den vergangenen vier Spielen und dem Absturz auf Platz acht getroffen hat. Denn auch im Trainerteam gibt es neben der Demission Baumgarts sowie seiner beiden Assistenten Kevin McKenna und René Wagner eine weitere Veränderung.

Der langjährige Athletiktrainer Daniel Müssig, seit 2015 beim HSV angestellt, ist ebenfalls vorübergehend aussortiert worden. Der 42-Jährige wird vorerst durch U21-Athletikcoach Jan Hasenkamp ersetzt. Müssig soll sich nichts zuschulden kommen lassen haben. Konkrete Gründe wollte der HSV auf Nachfrage nicht mitteilen. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass Müssig unter dem kommenden Cheftrainer wieder eine Rolle einnehmen könnte.

HSV forciert Wechsel von Öztunali und Heyer

Öztunalis Kapitel beim HSV hat derweil einen Tiefpunkt erreicht. Ausgestattet mit einem Vertrag bis 2026 war die Erwartungshaltung groß, als Ex-Vorstand Jonas Boldt den 190-maligen Bundesligaspieler im Sommer 2023 ablösefrei vom 1. FC Union Berlin verpflichtet hatte. Doch schnell wurde klar, dass der Offensivspieler die Mannschaft nicht verstärkt.

In 21 Zweitligaspielen gelang ihm nicht ein Scorerpunkt. In dieser Spielzeit kam Öztunali nur zu zwei Kurzeinsätzen. Den Großteil der Partien gehörte er schon gar nicht mehr dem 20-köpfigen Aufgebot an, womit er ein Schicksal mit Heyer teilte.

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Als Wunschspieler des damaligen Trainers Daniel Thioune kam der Verteidiger vor vier Jahren für eine Ablöse von 650.000 Euro vom VfL Osnabrück. Obwohl er drei Jahre lang den Status des Stammspielers innehatte, geriet Heyer schon bei Ex-Coach Tim Walter zunehmend in die Kritik für seine Leistungen. Boldt hatte Heyers Vertrag schon im April 2022, und damit ein Jahr vor Ablauf, bis 2026 verlängert. 

Mit der nun erfolgten harten Maßnahme will der HSV verhindern, dass Heyer und Öztunali ihre noch zwei Jahre gültigen Arbeitspapiere aussitzen. Der Club übt Druck auf die Spieler aus, bei denen noch offen ist, wie sie darauf reagieren. Klar ist nur, dass zu den vier (Heyer) beziehungsweise zwei (Öztunali) Einsätzen in dieser Saison keine weiteren mehr hinzukommen werden.