Hamburg. Club schreibt zum dritten Mal in Folge schwarze Zahlen. Stadion schuldenfrei. Warum es im laufenden Jahr wieder ein Minus geben könnte.

Für Eric Huwer gibt es in dieser Woche einen besonderen Grund zum Feiern. Der Vorstand des HSV wird seine Freundin Nele standesamtlich heiraten. Kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr hatte Huwer ihr einen Antrag gemacht. Natürlich auf dem Rasen des Volksparkstadions. Romantisch blau beleuchtet durch die modernisierte Flutlichtanlage. Allerdings vor leeren Rängen und ganz ohne Zuschauer.

Dass Huwer am Dienstag noch einen weiteren Grund für Gratulationen verkünden konnte, hatte allerdings damit zu tun, dass das Volksparkstadion in der vergangenen Saison fast alle zwei Wochen bis auf den letzten Platz besetzt war. Der Zuschauerrekord, den der HSV in der vergangenen Saison mit durchschnittlich 55.847 Besuchern pro Heimspiel aufstellte, schlägt sich auch in der Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres nieder.

HSV erwirtschaftet Gewinn von 2,1 Millionen Euro

Zum dritten Mal in Folge konnte der HSV einen Gewinn erwirtschaften. Die Hamburger vermeldeten am Dienstag ein Plus von 2,1 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2023/24. „Der HSV ist finanziell stark aufgestellt. Mit wirtschaftlicher Vernunft haben wir unsere Ertragskraft in den vergangenen Jahren signifikant erhöht und unsere Schulden massiv abgebaut, ohne unsere sportlichen Ambitionen herunterzuschrauben“, sagte Huwer in der Mitteilung.

Der 41-Jährige konnte gleichzeitig auch eine weitere gute Nachricht verkünden: „Das Volksparkstadion ist endlich abbezahlt“, teilte Huwer mit. Eine überraschende Nachricht, schließlich lief die geplante Rückzahlung des 2016 aufgenommenen Schuldscheindarlehens in Höhe von 40 Millionen Euro bei institutionellen Anlegern und professionellen Investoren ursprünglich noch bis 2026.

HSV macht 123 Millionen Euro Umsatz

Dass der HSV die Summe vorzeitig zurückzahlen konnte, hat er vor allem seinen treuen Fans zu verdanken, die dem Club gleich mehrere Bestmarken in der Bilanz bescherten. Zum einen konnten die Hamburger ihren Gesamtumsatz auf 123 Millionen Euro steigern. Erstmals überhaupt lag der Umsatz damit bei mehr als 100 Millionen Euro aus der „nicht sportlichen Performance“, wie es der HSV formuliert. Gemeint sind die kommerziellen Einnahmen ohne Gewinne aus Transfers und dem TV-Geld.

Die Einnahmen aus dem Spielbetrieb lagen durch die Ticketverkäufe im vergangenen Geschäftsjahr bei 48,5 Millionen Euro. Das sind noch einmal zwölf Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor, als der Zuschauerschnitt mit 53.466 nicht deutlich geringer war. Die Gründe für den deutlichen Zuwachs sind vor allem durch den Anstieg im Hospitalitybereich sowie die Extraeinnahmen durch die Europapokal-Spiele von Schachtar Donezk im Volksparkstadion zu erklären. Die Spiele der Ukrainer in Hamburg sorgten für einen Gewinn von rund 1,5 Millionen Euro.

HSV auf Platz vier in Deutschland

Den größten Effekt machten aber die Zweitligaspiele des HSV aus. Deutschlandweit lagen die Hamburger in der Zuschauertabelle hinter Borussia Dortmund, Bayern München und Schalke 04 auf Platz vier. Auch die Auslastungsquote von 97,7 Prozent konnte gesteigert werden (Vorjahr 94 Prozent). „Es ist unser erklärtes Ziel, auch im kommenden Jahr das Stadionerlebnis für unsere Fans und Partner weiter zu verbessern. Das Volksparkstadion lebt und ist unsere emotionale Begegnungsstätte, in der wir Menschen und unvergessliche Momente zusammenbringen“, sagte Huwer.

Auch in der laufenden Saison ist der Zuschauerhype um den HSV trotz der jüngsten sportlichen Enttäuschungen ungebrochen. 56.463 Besucher kamen bislang im Schnitt zu den sechs Heimspielen. Damit liegt die Marke aktuell sogar über dem Rekordniveau. Fünf Heimspiele waren ausverkauft. Auch die nächste Begegnung gegen Schalke 04 wird wieder im voll besetzten Volksparkstadion stattfinden.

Macht der HSV nun wieder ein Minus?

Trotzdem deutet Huwer an, dass es im laufenden Geschäftsjahr möglicherweise wieder ein Minus gibt. Das liegt zum einen an fehlenden Sondereffekten wie der Europameisterschaft, die dem HSV durch die fünf Spiele im Volkspark 2,5 Millionen Euro brachten. Zum anderen aber auch an den erhöhten Kaderinvestitionen in der abgelaufenen Transferperiode. Der HSV ist bewusst wieder mehr ins Risiko gegangen, um im siebten Anlauf endlich die Rückkehr in die Bundesliga zu schaffen.

Auch für mögliche Wintertransfers wäre noch Geld da, wenn diese die Wahrscheinlichkeit auf den Aufstieg signifikant erhöhen. Gleichzeitig mahnt Huwer davor, viel Geld für wenig Leistung einzusetzen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir aus den vorherigen elf Jahren mit Negativergebnissen noch Verlustvorträge von mehr als 50 Millionen Euro mit uns herumschleppen. Das sollte Mahnung und Warnung genug sein“, sagt Huwer und meint die vielen Transferflops, die sich negativ auf die Eigenkapitalquote ausgewirkt hatten. Das Eigenkapital hat sich erhöht von 42,8 auf 45 Millionen Euro. Zudem verfügt der HSV über eine Finanzreserve in Höhe von rund 36 Millionen Euro. 

Für den Finanzvorstand steht aber auch fest, dass der HSV perspektivisch wieder in der sportlichen Performance zum wirtschaftlichen Erfolg beitragen muss. Sei es durch den Aufstieg, den DFB-Pokal oder durch Transfererlöse. Im Geschäftsjahr 2023/24 lagen die Einnahmen aus Spielerverkäufen mit 1,6 Millionen Euro auf einem rekordverdächtigen Niedrigwert.

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Rekordzahlen auch im Merchandising

Wie gut für den HSV, dass zumindest auf die Fans Verlass ist. Auch im Bereich Merchandising und Catering konnte der Club einen Rekordumsatz von 20 Millionen Euro erwirtschaften. Das sind rund vier Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. Nicht nur die Trikotverkäufe, sondern auch der Absatz der Eigenproduktionen in den Fanshops übertraf die bisherigen Bestmarken deutlich.

Erhöht haben sich allerdings auch die Verbindlichkeiten, die zum Stichtag des abgelaufenen Geschäftsjahres von 75 auf 77 Millionen Euro gestiegen sind. Ursächlich sind dafür vor allem die Investitionen in die Modernisierung des Volksparkstadions. Investor Klaus-Michael Kühne hatte dem HSV im Sommer 2023 eine Wandelschuldverschreibung in Höhe von 30 Millionen Euro ermöglicht. Im Zuge des Rechtsformwechsels in eine KGaA, die Anfang 2025 auch formal vollzogen werden soll, können sich die Verbindlichkeiten auf einen Schlag entsprechend wieder um 30 Millionen Euro reduzieren.

Es wird die nächste gute Nachricht für Huwer sein. Der Finanzvorstand hat dann nach privatem und wirtschaftlichem Glück nur noch einen Wunsch übrig: den Aufstieg des HSV.