Hamburg. Für die Herstellung seiner Spirituosen verarbeitet der Hamburger Unternehmer Jan Budde regelmäßig ein Kilo Grün aus dem Volksparkstadion.

Grün ist bekanntlich eine Farbe, mit der HSV-Fans wenig bis gar nichts anfangen können, was sogar dazu führte, dass Hauptsponsor HanseMerkur für seine werblichen Maßnahmen die Farbtöne so anpasste, dass nichts auf den Nordrivalen aus Bremen hindeuten könnte. Bei den Produkten von Jan Budde hingegen ist das ganz anders.

Aus den Flaschen, gefüllt mit Gin, Wodka, Korn oder Kümmel, leuchtet das stechende Grün geradezu herausfordernd, und das muss auch so sein. Denn hier findet sich die „Seele des Volksparks“, der „heilige Rasen des Volksparks“, so die Eigenwerbung, gemischt mit den verschiedenen Spirituosen.

HSV-Rasen: Patentiertes Verfahren, um das Grün zu erhalten

Das alles klingt im ersten Moment nach einer ziemlichen Schnapsidee, aber zugleich nach klugem Marketing des Hamburger Unternehmers, dem Gründer und Geschäftsführer von Body Attack, der seinen Firmensitz nur einen Steinwurf vom HSV-Stadion entfernt in der Schnackenburgallee hat.

Budde war schon immer ein Tüftler, auch schon während seines Biologie- und Chemie-Studiums in Braunschweig und Hamburg. Deshalb machte es bei ihm sofort Klick, als er mit der 2018 gegründeten Firma „Herzrasen“ in Kontakt kam, die die Idee hatte, aus Rasen die „grüne Seele“ herauszufiltern, also Chlorophyll, jedoch nicht verhindern konnte, dass sich dieser natürliche Farbstoff ins Bräunliche zersetzte.

„Seele des Volksparks“: Chlorophyll sorgt für sattes Grün

2021 übernahm er die Firma mit seinem Partner Ramin Dibadj und entwickelte ein mittlerweile patentiertes Verfahren, das erfolgreich das Grün erhält. Ein Kilo frischen Rasenschnitt benötigt ein Berliner Labor zur Extraktion des Chlorophylls, am Ende steckt ein Milligramm des Volksparkrasens pro Liter in dem Produkt zusätzlich zu den elf verwendeten Botanicals. Natürlich ein geringer Anteil, aber ein entscheidender. „Geschmacklich ändert sich durch Chlorophyll natürlich nichts“, sagt Budde, „aber emotional alles.“ Und das lässt die Nachfrage brummen.

Der „Herzrasen Gin vom HSV“ beispielsweise ist nicht nur für 9,90 (100 ml) oder 39,99 Euro (500 ml) im offiziellen Fanshop erhältlich. Auch in den Stadionlogen können sich die Besucherinnen und Besucher ab dem 23. November (Schalke-Spiel) bei Bedarf das HSV-Spiel schöntrinken und in etlichen Bars oder Restaurants in Hamburg auf einen Sieg anstoßen oder den Schmerz über die Niederlage ertränken.

Herzrasen: Abfüllung der Flaschen in Niebüll

Spuren von Düngemitteln oder ähnlichen Schadstoffen könnten nicht in der Flasche landen, versichert Budde: „Wir führen ein 880 Punkte umfassendes, aufwendige Prüfungsverfahrens durch, ob für Pestizide, Schwermetalle oder auch Dopingstoffe.“ Abgefüllt werden die Flaschen in einer Destillerie bei Niebüll in Schleswig-Holstein, die Etikettierung übernehmen die „Die Mürwirker“, eine Einrichtung für Behinderte bei Flensburg.

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Auch bei anderen Fußballclubs (Union Berlin, Hoffenheim Cottbus), den Sea Devils, Golfclubs wie Gut Kaden oder der Stadt Hamburg hat Budde seine Idee erfolgreich vermarktet. Wer auf den Geschmack gekommen ist: In der Theorie könnte sogar jeder Privatmensch Chlorophyll seines Rasens dem Gin, Wodka oder Korn beimischen lassen. Wahlweise Extrakte aus Erdbeeren, Blaubeeren oder Ringelblumen. Alles bereits umgesetzt. Kleine Einschränkung: Die Mindestabnahme beträgt 396 Flaschen.