Hamburg. Vor dem HSV-Spiel in Düsseldorf kam es im Zug zu einer Auseinandersetzung. Fanhilfe widerspricht Darstellungen von Polizei und Medien.
Nach einem Polizeieinsatz in einem Regionalzug von Bremen nach Osnabrück, bei dem am Sonntagmorgen Hunderte Fans des HSV betroffen waren, wirft die Fanhilfe Nordtribüne der Polizeibehörde vor, „nachweislich Unwahrheiten zu verbreiten“. Rund 370 Anhänger der Hamburger hatten sich in der Bahn befunden, um zum Auswärtsspiel des HSV bei Fortuna Düsseldorf (3:0) zu gelangen, als ein Streit eskalierte und eine dadurch entstandene körperliche Auseinandersetzung im Zug zu besagtem Polizeieinsatz führte. Dabei hatte eine 23-Jährige eine blutende Kopfverletzung sowie mehrere Prellungen erlitten. Ihr Begleiter, der sich ebenfalls am Kopf verletzt hatte, soll dann zur Verteidigung mit einem Feuerlöscher im Zug gesprüht haben.
Die Bahntrasse zwischen Bremen und Osnabrück wurde daraufhin gesperrt, was dazu führte, dass viele HSV-Fans mit erheblicher Verspätung oder gar nicht in Düsseldorf ankamen. Zudem rückten Einsatzkräfte der Bundespolizei an, um Beteiligte oder Zeugen ausfindig zu machen. Sie stellten die Identitäten der Passagiere fest, darunter auch die vieler HSV-Fans. Der Einsatz dauerte insgesamt drei Stunden. Viele Hamburger Anhänger brachen ihre Reise nach Düsseldorf ab. Die Bundespolizei Bremen veröffentlichte eine Pressemeldung, in der sie den Vorfall erläuterte. Darin heißt es: „Nach ersten Ermittlungen war es im Zug zu einem Streit zwischen Fußballfans und anderen Reisenden gekommen, welcher zu einer körperlichen Auseinandersetzung eskalierte.“
Medien sprechen von „prügelnden“ und „ausrastenden“ HSV-Fans
Mehrere Medien berichteten daraufhin von einem Zusammenhang zwischen den anwesenden HSV-Fans und der gewaltsamen Auseinandersetzung. Die „Bild“ beispielsweise titelte: „Bahnstrecke gesperrt, weil HSV-Fans ausrasten“, der Norddeutsche Rundfunk (NDR) schrieb: „Auswärtsfahrt mit HSV-Fans eskaliert - Bahnhof Kirchweyhe gesperrt“. Und „Focus Online“ formulierte es noch drastischer: „HSV-Fans prügeln im Zug auf Gäste ein – Strecke wird gesperrt“.
Die Fanhilfe Nordtribüne, die bereits am Sonntag von einem „überzogenen Polizeieinsatz“ gesprochen hatte, widerspricht nun diesen Darstellungen. Sie wirft in einem Statement der Bundespolizei vor, „nachweislich Unwahrheiten verbreitetet zu haben und so ursächlich dazu beigetragen zu haben, dass in der bundesweiten Berichterstattung das Bild von mehreren hundert randalierenden HSV-Fans gezeichnet wird, die auf wehrlose Fahrgäste einprügeln“.
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HSV-Fanhilfe kritisiert Polizeivorgehen scharf
Die Fanhilfe spricht in ihrem Statement stattdessen von einer Auseinandersetzung „anderer Bahngäste“. Dennoch mussten laut Fanhilfe zahlreiche HSV-Fans als Zeugen ihre Personalien abgeben. Zudem seien die Hamburger Anhänger teilweise sogar in verschiedenen Perspektiven fotografiert worden. Auch unterschiedliche Körperteile seien fotografisch festgehalten worden.
Weiter heißt es in dem Statement: „Unklar bleibt, wieso die Polizei offenbar allein an den Identitäten sämtlicher HSV-Fans auch aus anderen Teilen des Zuges interessiert war und nicht einmal versucht hat, Reisende aus dem betroffenen Waggon ausfindig zu machen. Dass ein Großteil der Anwesenden keinerlei Angaben zum Sachverhalt machen konnte und mit der Maßnahme nicht einverstanden war, war den Polizeikräften durch ausdrückliche Hinweise bekannt.“ Man werde nun „dieses gegen Fußballfans mittlerweile bekannte Vorgehen auch in diesem Fall juristisch überprüfen lassen.“
Bundespolizei reagiert auf die Vorwürfe der Fanhilfe
Auf Abendblatt-Anfrage ließ die Bundespolizei am Dienstagnachmittag verlauten, dass der Einsatz mittlerweile intern nachbereitet wurde. So stellte der Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover, Herr Michael Schuol, fest, „dass die Maßnahmen verhältnismäßig waren, da derartige Aktionen und Körperverletzungen gegenüber Unbeteiligten nicht geduldet werden können.“
Auf die Nachfrage, ob es sich nun tatsächlich um HSV-Fans handelte, die in die Auseinandersetzung verwickelt waren, konnte die Bundespolizei noch keine Antwort geben. Die Aussagen der Zeugen werden nun ausgewertet. Der Vorfall ist jetzt Angelegenheit für die Staatsanwaltschaft Verden.