Hamburg. Der HSV-Trainer hatte sich gegen Paderborn mit seinen Umstellungen verzockt. Diesmal gingen die Veränderungen auf. Das sind die Gründe.

Steffen Baumgart kennt die Weisheiten des Fußballgeschäfts. Insbesondere die Bewertungen von Trainern, wenn diese ihre Aufstellungen verändern. Eine davon lautet: Gewinnst du, hast du alles richtig gemacht. Gewinnst du nicht, hast du dich verzockt. So wie zuletzt beim 2:2 gegen Paderborn, als die vier Startelfwechsel des HSV-Trainers nicht aufgingen. Beim 3:0-Sieg der Hamburger eine Woche später in Düsseldorf hatte Baumgart erneut vieles verändert. Und diesmal hatte der Coach alles richtig gemacht. Zumindest lässt das Ergebnis diese Bewertung zu.

Dabei hätte es auch diesmal anders ausgehen können, wenn Giovanni Haag nach drei Minuten so genau gezielt hätte wie Jean-Luc Dompé fünf Minuten später. Wenn HSV-Torhüter Matheo Raab gegen André Hoffmann nicht „weltklasse“ gehalten hätte, wie es Noah Katterbach formulierte. Oder wenn die Fortuna einen ihrer vielen Torschüsse zwischen der 60. und 80. Minute genutzt hätte. „Wir haben ein Spiel gewonnen, was du nicht gewinnen musst“, sagte Baumgart hinterher.

Baumgart betreibt Eigenwerbung

Am Ende war es aber vor allem ein Sieg, der das Vertrauen der Verantwortlichen in den Trainer gestärkt hat. Baumgart erklärte hinterher die vielen Umstellungen. „Wir haben uns komplett auf den Gegner vorbereitet. Der Kader gibt es her, dass man seinen Kader entsprechend verändern kann, vielleicht auch muss“, sagte Baumgart. Die überraschendste Veränderung war die Herausnahme von Innenverteidiger Dennis Hadzikadunic. Für ihn spielte Daniel Elfadli in der Dreierkette. „Wir haben Elfadli heute in die hintere Kette gepackt, weil es darum ging, Geschwindigkeit mit in die Defensive zu nehmen. Er hat eine andere Geschwindigkeit als Denno“, sagte Baumgart, der sich mit Elfadli zudem ein besseres Aufbauspiel erhoffte in den Phasen, in denen er die Fortuna tiefer erwartete. Plan aufgegangen.

Durch die Verschiebung von Elfadli wurde Platz im defensiven Mittelfeld für Ludovit Reis, der erstmals seit dem dritten Spieltag in Hannover wieder starten durfte und eine gute Leistung zeigte. „Bei Ludo wissen wir, was er kann. Wir wissen aber auch, dass er ein kleines Loch hatte. Es ist doch schön, wenn der Trainer erzählt, dass er auf dem richtigen Weg ist und das auch zeigen kann. Das hat er sich dann auch verdient“, sagte Baumgart. Auch dieser Plan ging auf.

Warum Marco Richter in die Startelf zurückkehrte

Etwas überraschend kehrte auch Marco Richter zurück in die Startelf, nachdem er gegen Paderborn gar nicht zum Einsatz kam. Auf der Zehnerposition war der 26-Jährige fleißig, haderte aber mit seinen Abschlüssen. Baumgart erklärte: „Bei Marco war es eher unglücklich, dass er letzte Woche nicht gespielt hat. Er sollte reinkommen, aber das hat der Spielverlauf nicht hergegeben. Wir wollten versuchen, mit ihm die zweiten Bälle zwischen den Ketten immer wieder aufzunehmen. Er hatte zwei, drei sehr gute Abschlüsse, wo er noch etwas überhastet war“, sagte der HSV-Trainer, der Richter nach einer Stunde durch Immanuel Pherai ersetzte.

Doch damit nicht genug der Änderungen. Dass Noah Katterbach nach seinem guten Spiel gegen Paderborn wieder starten würde, konnte man erwarten. Dass der Linksfuß auf der rechten Seite spielte, dagegen nicht. Viele hatten nach dem mäßigen Debüt von Emir Sahiti als rechter Schienenspieler gegen Paderborn wieder mit Silvan Hefti gerechnet. Und das war auch der Plan von Baumgart. „Bei Noah war es so, dass Hefti sich im Training verletzt hat, eigentlich war der vorgesehen. Wir haben überlegt, wem wir die rechte Bahn geben können, und zwar hauptsächlich defensiv.“ Die Antwort lautete Katterbach. „Das ist gut aufgegangen, Noah hat ein sehr gutes Spiel gemacht“, sagte Baumgart.

Dompé bewirbt sich für das Tor des Monats

Erstmals seit dem zweiten Spieltag durfte auch Jean-Luc Dompé wieder in der Startelf wirbeln. Und das machte der Franzose in der ersten Halbzeit auf eindrucksvolle Art und Weise. Sein Treffer zum 1:0 mit 70 Metern Anlauf war eine Bewerbung für das Tor des Monats, das er im März 2023 schon einmal erzielt hatte.

Dompé machte in Düsseldorf den Unterschied. Genau wie am Ende Robert Glatzel. Der Stürmer schnürte in der Schlussphase noch einen Doppelpack und führt mit sieben Treffern nun schon wieder die Torjägerliste der Zweiten Liga an. „Die Qualität von Bobby müssen wir nicht beschreiben, die sieht man beim dritten Tor. Das machst du nicht so einfach, ich hätte mir die Füße gebrochen. Er kommt immer besser in Schuss“, sagte Baumgart über den Stürmer, der die ersten zwei Spiele der Saison noch verpasst hatte.

Baumgart zufrieden mit Doppelspitze Selke/Glatzel

Davie Selke kam an der Seite von Glatzel diesmal nicht zur Geltung. Baumgart ist trotzdem zufrieden mit der Doppelspitze: „Es passt sehr gut, wenn wir mit zwei Stürmern agieren. Beide haben es gut gemacht, weil sie auch oft ins Mittelfeld gegangen sind, um anspielbar zu sein. Das ist eine Entwicklung, die sie machen.“

In zwei Wochen geht es nun im Volksparkstadion gegen den Tabellenzweiten 1. FC Magdeburg. Nachdem Baumgarts Veränderungen in Düsseldorf funktionierten, könnte er genauso starten wie bei der Fortuna. Doch Baumgart wird sich wieder den Gegner genau angucken und dann seine Entscheidungen treffen.

Raab trotz starker Leistung weiter die Nummer zwei

Trotz seiner starken Leistung in Düsseldorf wird Matheo Raab dann vermutlich wieder auf der Bank sitzen. Für Daniel Heuer Fernandes sollte die Zeit nach seiner Adduktorenzerrung reichen. „Wir sind froh, zwei sehr gute Torhüter zu haben. Es ist wichtig, dass der andere den Platz nicht nur einnimmt, sondern auch eine gute Leistung zeigt, wenn einer mal verletzt ist“, sagte Baumgart, der Raab zuvor den Rücken gestärkt hatte. „Ich fand seine Spiele davor auch gut. Er hat einen Fehler gemacht. Heute hat er überragende Aktionen gehabt, die waren dann schon außergewöhnlich.“

Mehr zum Thema

So außergewöhnlich, dass Raab trotzdem wieder die Rolle als Nummer zwei ausfüllen muss. Aber im Fußball kann sich alles wieder schnell verändern. „Die Gesamtheit des Kaders zählt“, sagte Baumgart. „Das haben die Jungs heute sehr gut gezeigt.“