Hamburg. Der Franzose brachte den HSV mit seinem Traumtor in Düsseldorf auf die Siegerstraße. Warum er auf ein Vertragsangebot noch warten muss.

Das Pfeifen im Walde war am Montagvormittag im Volkspark nicht zu hören. Das lag vor allem daran, dass Jean-Luc Dompé nach mehreren Wochen mal wieder mit den Startelfspieler regenerieren durfte und nicht mit den Reservisten am Tag nach dem 3:0-Sieg des HSV in Düsseldorf das Spielersatztraining bestreiten musste.

Am Sonntagnachmittag dagegen war das Pfeifen in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena immer wieder auf den Rängen zu entnehmen. Trainer Steffen Baumgart hatte sich an der Seitenlinie wie gewohnt die Finger wund gepfiffen. Obwohl Dompé in der ersten Halbzeit auf der anderen Seite des Stadions spielte, kamen die Pfiffe bei ihm an.

Baumgart lobt erste Entwicklung bei Dompé

„Dompé weiß, wer gemeint ist, wenn ich pfeife. Dann weiß er, dass er seinen Hintern etwas schneller nach hinten bewegen muss“, sagte Baumgart am Sonntag nach dem Sieg in Düsseldorf, den der Franzose mit seinem Traumtor nach acht Minuten und mit 70 Metern Anlauf vorbereitet hatte. Ein Treffer, der die Ausnahmequalität des Flügelstürmers in der Zweiten Liga demonstrierte. Weil der 29-Jährige seinen Hintern aber zu oft nicht schnell genug nach hinten bewegt, kam er in den drei Spielen zuvor nur als Einwechselspieler zum Einsatz.

Nun war Dompé aber wieder reif für die Startelf. Und bekam nicht nur für sein Tor, sondern auch für seine Defensivarbeit zum ersten Mal so etwas ähnliches wie ein Lob von seinem Trainer. „Ich muss klar sagen, dass es eine Verbesserung gibt“, sagte Baumgart. „Es ist nicht so, dass er es nicht macht. Ich habe es nur manchmal gerne, dass er es etwas zügiger macht.“ Und wenn es sein muss, mit einem Anpfiff. Dass Dompé seinem Trainer manchmal „auf die Eier geht“, hatte Baumgart vor drei Wochen beim 5:0 gegen Regensburg mit einem angedeuteten Mittelfinger deutlich gemacht und hinterher auch gesagt.

Baumgart findet richtigen Umgang mit Dompé

Der 52-Jährige hat aber mittlerweile ein gutes Gespür dafür entwickelt, wie er mit dem wankelmütigen Franzosen umgehen muss. Und das ist nicht immer leicht. „Kein Trainer der Welt kriegt Dompé in den Griff“, hatte Baumgart vor zwei Wochen gesagt. Das beste Rezept, das der Trainer gefunden hat: Eine Mischung aus langer Leine und dem richtigen Pfiff zum richtigen Zeitpunkt.

Dass Dompé ein Ausnahmespieler in der Zweiten Liga ist, wissen beim HSV alle Verantwortlichen. Sogar seine eigenen Mitspieler bringt er ins Schwärmen: „Es macht einfach Spaß, ihm den Ball zuzuspielen und zuzugucken. Das ist einfach nur schön“, sagte Jonas Meffert. Und Noah Katterbach meinte: „Er hat wahnsinnige Qualitäten. Wenn er die auf den Platz bringt, ist er ein Unterschiedsspieler.“

HSV zögert mit Vertragsangebot für Dompé

Doch das Wörtchen „wenn“ ist auch der Grund, warum der HSV bislang noch zögert, den im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag mit Dompé zu verlängern. Zu schwankend waren die Leistungen des Flügelstürmers in den vergangenen zwei Jahren. Zu oft hatte er mit körperlichen Problemen zu kämpfen. Und zu oft hat er mit seinem Auftreten außerhalb des Platzes für genervte Kollegen gesorgt.

Trotzdem gab es nach Abendblatt-Informationen kürzlich das erste Gespräch mit dem HSV über seine Situation. Die Verantwortlichen wollen mit einem Angebot aber noch abwarten und zunächst eine Konstanz über mehrere Wochen sehen, ehe die Vertragsgespräche intensiviert werden. Dompé selbst soll zu einem Mitspieler schon mal gesagt haben, dass er es zu Beginn der Saison noch etwas ruhiger angehen lässt.

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Mittlerweile aber hat er bereits zwei Vorlagen und drei Tore auf seinem Konto. Das sind genauso viele Treffer wie in der gesamten Saison davor. Dompé scheint die Botschaft von Baumgart und den HSV-Verantwortlichen verstanden zu haben. Und die lautet: Nur wenn die Leistung über einen längeren Zeitraum stimmt, gibt es für ihn beim HSV eine Zukunft. Und stimmt sie nicht, wird Baumgart ihm das mit seinen Pfiffen schon spüren lassen.