Hamburg. Die Hamburger feiern den ersten Auswärtssieg seit dem ersten Spieltag und rücken in der Tabelle zwei Punkte an Spitzenreiter Düsseldorf heran.
Jean-Luc Dompé legte einen Lauf über den halben Platz hin und suchte Co-Trainer Merlin Polzin. Zuvor hatte der Franzose einen mindestens genauso langen Weg über den Platz bestritten, ehe er im Topspiel bei Fortuna Düsseldorf mit einem Traumtor das 1:0 für den HSV besorgte. Dabei hatte HSV-Trainer Steffen Baumgart zuletzt immer betont, dass Dompé zu wenig läuft. Zumindest nach hinten. Am Sonntag ließ Baumgart den Tempodribbler aber mal wieder von Beginn an laufen. Und das sollte sich schon nach acht Minuten bezahlt machen. „Merlin ist ein großer Befürworter von ihm und setzt sich für ihn ein. Es ist doch schön, wenn die Dinge aufgehen“, sagte Baumgart über den Jubel nach dem 1:0.
Am Ende gewann der HSV dank Dompé, Torhüter Matheo Raab sowie Doppeltorschütze Robert Glatzel mit 3:0 (1:0) und rückt in der Tabelle der Zweiten Liga auf zwei Punkte an den Tabellenführer heran. Nach der Länderspielpause treffen die Hamburger dann im Volksparkstadion auf den Tabellenzweiten 1. FC Magdeburg mit Ex-HSV-Coach Christian Titz. Die gute Nachricht für die HSV-Fans: Topspiele können die Hamburger.
HSV: Dompé musste lange auf seine Startchance warten
Und mit Dompé hat der HSV einen Topspieler, der zuletzt aber nur ein Topjoker war. Über kaum einen HSV-Spieler wurde in den vergangenen Wochen so oft gesprochen und geschrieben wie über den 29-Jährigen. Trotz mehrfacher Galaauftritte hatte Baumgart den Unterschiedsspieler mehrere Wochen in Folge auf der Bank gelassen. Nach dem jüngsten Dämpfer gegen Paderborn (2:2) kam der Chefcoach aber nicht mehr an Dompé vorbei, der körperlich in immer bessere Verfassung kommt. „Er trainiert jetzt wie 90 Minuten, daher hat er heute 75 Minuten gespielt“, sagte Baumgart mit einem Augenzwinkern, nachdem er eine Woche zuvor noch betont hatte, dass seine Trainingsleistungen aktuell nur für 30 Minuten reichen. Immer wieder bemängelte der Trainer Dompés Defensivbereitschaft. „Er läuft ja nach hinten. Aber ich hätte es gerne, dass er das etwas zügiger macht“, sagte Baumgart nach dem Spiel.
Dompé war nur eine von mehreren Korrekturen, die Baumgart vorgenommen hatte. Emir Sahiti und Adam Karabec mussten zurück auf die Bank, wo überraschend auch erstmals in dieser Saison Innenverteidiger Dennis Hadzikadunic Platz nahm. Stattdessen spielte aber nicht Neuzugang Lucas Perrin, der am Wochenende Vater geworden ist, sondern Mittelfeldmann Daniel Elfadli, von dem sich Baumgart mehr Tempo gegen die schnellen Düsseldorfer erhoffte. Dadurch war zudem Platz für Ludovit Reis, der erstmals seit dem dritten Spieltag wieder starten durfte. Linksfuß Noah Katterbach spielte diesmal auf der rechten Seite, Rechtsfuß Dompé auf links. Marco Richter durfte für Karabec auf der Zehn ran.
HSV in Düsseldorf: Torwart Raab mit Glanzparade
Den besseren Starte erwischten zunächst die Düsseldorfer, die durch Giovanni Haag auch die erste gute Chance hatten (3.). Dann begann aber früh die große Show von Dompé. Der Flügelstürmer war nicht zu halten, vor allem nicht vor dem 1:0 des HSV. Von der Mittellinie aus machte er sich auf den Weg, wurde nicht angegriffen, schlug einen Haken und zwirbelte den Ball dann aus 17 Metern in den rechten Winkel (8.). Ein Traumtor, das in der Zweiten Liga so nur ganz wenige schießen würden. Da staunte auch Ex-Sportvorstand Jonas Boldt auf der Tribüne, der Dompé vor zwei Jahren verpflichtet hatte. „Er ist ein außergewöhnlicher Spieler“, sagte auch Baumgart schon vor dem Spiel.
Außergewöhnlich war auch die Rettung von Matheo Raab, der erneut den verletzten Daniel Heuer Fernandes vertreten musste. Eine Woche nach seinem Fehler gegen Paderborn zeigte er gegen Fortuna-Kapitän André Hoffmann nach einer Ecke eine Parade, die er sich in seinen Lebenslauf schreiben kann. Der Torwart verhinderte mit einem Reflex das sichere 1:1 (38.).
Düsseldorf drängte nach Wiederanpfiff auf Ausgleich
Es war ein Topspiel auf Augenhöhe. Richter hätte es früh auf die Seite des HSV ziehen können (18.), Felix Klaus zwischenzeitlich drehen können (37.). In der voll besetzten Merkur Spiel-Arena, in der sich 51.500 Zuschauer über freien Eintritt freuten, hatte Düsseldorf etwas mehr vom Spiel. Beide Mannschaften hatten immer wieder Topchancen. Robert Glatzel traf in der zweiten Halbzeit den Pfosten (56.), Klaus zielte erst auf Raab (57.) und kurz darauf drüber (58.).
In den letzten 20 Minuten wurde die Fortuna dann immer stärker und drängte auf den Ausgleich. Der HSV kam kaum noch zum Durchatmen, hatte bei den vielen Abschlüssen aber immer wieder ein Bein oder einen Raab im Weg.
HSV-Stürmer Glatzel traf in der Schlussphase doppelt
Stattdessen fiel das Tor dann wieder auf der anderen Seite. Nach einem Konter über den eingewechselten Ransford Königsdörffer verhinderte Haag mit der Hand das sichere Tor durch Glatzel. Es gab Rot für den Düsseldorfer und Elfmeter für den HSV. Glatzel übernahm die Verantwortung und stellte mit einem Schuss in die Mitte auf 2:0. Das war die Entscheidung (83.). Glatzel packte kurz vor Schluss sogar noch ein zweites Tor drauf (90.), während Düsseldorf auch in der Nachspielzeit nur den Pfosten traf.
Der HSV feierte mit den 5000 mitgereisten Fans den ersten Auswärtssieg seit dem ersten Spieltag in Köln. Es war zudem der erste HSV-Sieg in Düsseldorf in einem Ligaspiel seit 41 Jahren. In diesem Sinne: Helau!
Die Aufstellungen
Düsseldorf: Kastenmeier - Fridriksson (78. Appelkamp), A. Hoffmann, Oberdorf, Gavory (46. Iyoha) - Haag, M. Zimmermann - F. Klaus (69. Niemiec), Johannesson, Rossmann (69. van Brederode) - Kownacki (78. Kownacki).
HSV: Raab - Schonlau, Elfadli, Muheim - Meffert (90.+2 Hadzikadunic), Reis - Dompé (74. Karabec), Katterbach (90.+2 Mikelbrencis) - Richter (63. Pherai) - Selke (74. Königsdörffer), Glatzel.
Schiedsrichter: Martin Petersen (Stuttgart).
Tore: 0:1 Dompé (8.), 0:2 Glatzel (83. Handelfmeter), 0:3 Glatzel (90.).
Gelb: Fridriksson, Hoffmann – Schonlau, Katterbach.
Rot: Haag (81.).