Hamburg. Fan-Treffen gab Team Impuls. Wie Startelf-Überraschung Katterbach trotz wenig Spielzeit mental stark blieb. Welche Rolle sein Bruder spielte.
Noah Katterbach hat nicht gerade die besten Erinnerungen an den kommenden HSV-Gegner Fortuna Düsseldorf. Zweimal stand der Linksverteidiger in der Merkur Spiel-Arena in der Startelf. Zweimal wurde er nach nur wenigen Minuten jeweils wegen eines Muskelfaserrisses ausgewechselt. Und zweimal gingen seine Mannschaften hinterher mit 0:2 als Verlierer vom Platz. 2019 verletzte sich der damalige Profi des 1. FC Köln im Bundesligaduell bei der Fortuna bereits nach sieben Minuten. Im vergangenen März erlitt Katterbach ein ähnliches Schicksal mit dem HSV, als die Partie für ihn nach 14 Minuten beendet war.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Hamburger gerade mit 0:1 in Rückstand geraten, weil Katterbach dem Torschützen Felix Klaus nicht folgen konnte. Was aussah wie ein Stellungsfehler, lag vielmehr an seiner Verletzung. „Beim Antritt spürte ich sofort einen Schmerz in der Muskulatur, dadurch konnte ich Klaus nicht folgen“, sagt Katterbach rückblickend im Gespräch mit dem Abendblatt.
Es handelte sich um eine Folgeverletzung seines Kreuzbandrisses, den er im April 2023 als damaliger Leihspieler des HSV erlitten hatte. Das gerissene Band wurde mit einer Sehne aus dem linken Oberschenkel ersetzt, und genau an der Stelle kam es zum Muskelfaserriss.
HSV-Profi sieht Geheim-Gipfel mit Ultras positiv
In der Woche nach der Partie kam es zu einem seltenen und ungewöhnlichen Treffen, das Katterbach aber sehr positiv in Erinnerung geblieben ist. Das 0:2 in Düsseldorf war bereits die zweite Niederlage im dritten Spiel unter dem neuen Trainer Steffen Baumgart. Zum Auswärtsspiel bei der Fortuna waren 10.000 HSV-Fans mitgereist, die ihren Support wegen der spielerischen Magerkost phasenweise eingestellt hatten. Der Club drohte im Saisonendspurt sein größtes Faustpfand zu verlieren: die Unterstützung seiner treuen Fans.
Um das zu verhindern, trafen sich die gesamte Mannschaft und Baumgart nur wenige Tage später im Volksparkstadion mit zahlreichen Ultras. „Ich habe das Treffen als sehr positiv und wichtig in Erinnerung. Dieses Bündnis, der Zusammenschluss mit den Fans, hat uns für die darauffolgenden Wochen gestärkt“, erinnert sich Katterbach, der ausschließlich lobende Worte für die aktive Fanszene übrig hat. „Es ist auffällig beim HSV, dass die Anhänger, speziell die Ultras, immer hinter uns stehen.“
Als Ergebnis dieses Treffens stand ein Schulterschluss zwischen Spielern und Fans, das war auch in den kommenden Wochen zu spüren. Trotzdem reichte es am Ende nicht für den Aufstieg. Und so kommt es auch in dieser Saison zum Zweitliga-Duell mit Düsseldorf.
Was Katterbach dachte, als Baumgart HSV-Trainer
Bei der Partie am Sonntag könnte Katterbach abermals in der Startelf stehen. Der 23-Jährige durfte beim 2:2 gegen Paderborn überraschend von Beginn an auflaufen, nachdem er zuvor noch keine Minute in der Liga gespielt hatte. Weil er bei seinem Einsatz überzeugte, hat er gute Aussichten, auch bei der Fortuna zu beginnen. Zumal mit Fabio Baldé einer seiner Konkurrenten wegen einer Erkältung auszufallen droht und Jean-Luc Dompé wegen seines geringeren Trainingsfleißes unter Baumgart nicht die besten Karten hat.
Zwei Startelfeinsätze in Folge wären für Katterbach gleichbedeutend mit dem Ende seiner Leidenszeit. Denn seit dem 0:2 in Düsseldorf kam er beim HSV nur noch sporadisch zum Einsatz. „Natürlich war es keine einfache Zeit für mich. Ich habe versucht, mir im Training Selbstbewusstsein zu holen und mich weiterzuentwickeln, um jederzeit bereit zu sein“, sagt der Linksfuß.
Zwischenzeitlich schien es, als wiederhole sich sein persönliches Schicksal unter Baumgart, der ihn schon beim 1. FC Köln kaum berücksichtigt hatte. „Ich habe versucht, diese Situation positiv anzugehen, da ich sie ohnehin nicht beeinflussen konnte. Mein Ziel ist es einfach gewesen, den Trainer von meiner Qualität zu überzeugen“, erinnert sich Katterbach an seine Gedanken, als der HSV nur drei Wochen nach seiner Verpflichtung auch Baumgart holte.
Katterbach zeichnet mentale Stärke aus
Umstände positiv anzunehmen hat sich ohnehin als guter Ratgeber für Katterbach erwiesen. Als ihn Köln im Januar 2022 an den FC Basel verlieh und schon nach einem halben Jahr der dritte Trainer im Amt war, suchte der Profi die Unterstützung des Mentaltrainers Holger Fischer. Dieser brachte ihm bei, negative Gedanken abzuschütteln.
„Ich lasse mich nicht ablenken von Entscheidungen, die der Trainer trifft, und steigere mich auch nicht rein. Wenn man zu viel nachdenkt und seine Gedanken mit negativen Szenarien verschwendet, leidet die eigene Leistung darunter“, sagt Katterbach erstaunlich reflektiert für sein junges Alter. Inzwischen sieht er sich mental stabil genug, weshalb er die Dienste Fischers nicht mehr in Anspruch nimmt.
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HSV-Profi Katterbach: Die Rolle seiner Familie
Dafür half ihm seine Familie in der Phase, als er auf dem Platz kaum noch gebraucht wurde beim HSV. „Meine Freundin, meine Eltern sowie meine Brüder Dustin (25) und Dennis (37) sind immer für mich da. Sie sind zwar nicht sehr fußballaffin, unterstützen mich aber jederzeit“, sagt Katterbach, der nach eigenen Angaben besonders von der Lebenserfahrung seines 14 Jahre älteren Bruder Dennis profitiert. „Meine Familie ist ein wichtiger Anker für mich. Sie gibt mir immer das gute Gefühl, dass mein Leben normal verläuft, auch wenn ich mal nicht so viel spiele. Das nimmt mir den Druck und gibt mir Sicherheit.“
Mithilfe seiner mentalen Stärke will sich der linke Schienenspieler beim HSV als Stammkraft durchsetzen und im Mai natürlich den Aufstieg feiern. Zunächst einmal liege sein Fokus aber auf dem Düsseldorf-Spiel, für das er neben einem Erfolg vor allem einen Wunsch hat: „Ich will mich diesmal nicht verletzen“, sagt Katterbach.