Hamburg. Der Paderborner Nachfolger von HSV-Trainer Baumgart hat die Hamburger schon mehrfach geärgert. Auch am Sonnabend im Volkspark?

Steffen Baumgart nahm kein Blatt vor den Mund. Das Spiel beim SC Paderborn war erst wenige Minuten beendet, da eröffnete der HSV-Trainer eine Grundsatzdebatte. „Was brauchen wir in Hamburg, um aufzusteigen? Braucht es die besten Spieler? Oder braucht es Jungs, die vielleicht andere Qualitäten haben? Da reden wir klar drüber“, sagte Baumgart nach der 0:1-Niederlage am 10. Mai dieses Jahres. Es war der Abend, der den sechsten verpassten Aufstieg des HSV besiegelte. Und das ausgerechnet in Paderborn. Mit den Ostwestfalen war Baumgart 2019 selbst in die Bundesliga aufgestiegen und hatte den bis dahin größten Erfolg seiner Trainerkarriere gefeiert.

Für Baumgart war es aber vor allem ein Abend, der ihm vor Augen führte, was er im Volkspark verändern muss, um auch hier den Aufstieg zu erreichen. „Welche Jungs sind die Richtigen, um diesen Angriff auf die Bundesliga auch wirklich anzunehmen und nicht nur davon zu reden?“, fragte Baumgart unmittelbar nach der schmerzhaften Niederlage am 33. Spieltag.

HSV hat das beste Torverhältnis der Liga

Der HSV-Trainer hat nun rund vier Monate später viele neue Jungs, mit denen er es besser machen will als beim letzten Mal. Am siebten Spieltag der neuen Saison geht es für Baumgart und den HSV nun wieder gegen Paderborn. Bislang läuft das Unternehmen Aufstieg einigermaßen nach Plan. Mit elf Punkten aus sechs Spielen liegt der HSV zwar aktuell leicht hinter dem Zweipunkteschnitt, der in der Regel immer zum Aufstieg reicht. Aber noch ist es früh in der Saison, und die Hamburger liegen nur drei Punkte hinter dem Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf. Der HSV hat zudem das beste Torverhältnis und den wahrscheinlich besten und vor allem breitesten Kader der Liga.

Ob das am Ende für den Aufstieg reicht, werden vor allem die zwei Spiele gegen Paderborn zeigen. Gegen Baumgarts Ex-Club hat der HSV in der vergangenen Saison nicht nur das Rück-, sondern auch schon das Hinspiel verloren (1:2). Neben der Schwäche gegen die Aufsteiger zählten diese beiden Niederlagen zu den Hauptgründen, warum es wieder nicht klappte mit der Rückkehr in die Bundesliga. „Es war in der letzten Zeit kein positiver Gegner für uns“, sagte Baumgart am Dienstag nach dem ersten Training der Woche.

Lukas Kwasniok war ein Kandidat beim HSV

Dabei hat sich insbesondere der Paderborner Trainer zum wiederkehrenden Spielverderber für den HSV entwickelt. Lukas Kwasniok war 2021 der Nachfolger von Steffen Baumgart, als dieser nach vier Jahren zum 1. FC Köln in die Bundesliga wechselte. Seitdem hat Kwasniok in allen drei Spielzeiten dazu beigetragen, dass der HSV den Aufstieg verpasste. Dadurch hat sich der 43-Jährige selbst in die Notizblöcke der HSV-Verantwort­lichen gecoacht. Als Jonas Boldt im Februar einen Nachfolger für Tim Walter suchte, gab es auch eine Kontaktaufnahme mit Kwasnioks Management.

Schließlich entschied sich Boldt aber für Baumgart. Was Ex-Vorstand Boldt an Kwasnioks Arbeit schätzte, ist neben dessen grundsätzlicher Offensivausrichtung auch die taktische Flexibilität. Der Paderborner Chefcoach kennt nicht nur einen Stil. Das weiß auch Baumgart. „Lukas ist ein Trainer, der auf jeden Gegner sehr gut vorbereitet ist und immer Antworten hat, die du vorher selbst gar nicht auf dem Schirm hast. Er hat eine klare Idee vom Fußball“, sagte Baumgart am Dienstag über seinen Nachfolger.

Kwasniok gegen den HSV immer wieder mit neuen Ideen

Kwasniok zeigte diese Variabilität vor allem bei seinem ersten Sieg im Volksparkstadion. Am 1. April 2022 gewann Paderborn mit 2:1 und spielte dabei völlig untypisch. Nach einem frühen Tor igelte sich der SCP hinten ein. Der HSV fand keine Lösungen und verlor verdient. Der Aufstieg war in weite Ferne gerückt, auch wenn es im Endspurt noch für die Relegation reichte.

Ein Jahr später war es wieder die finale Saisonphase, in der Tim Walter und sein Team wichtige Punkte gegen Paderborn liegen ließen. Das 2:2 im eigenen Stadion am 31. Spieltag war der entscheidende Dämpfer im Kampf um den direkten Aufstieg. Diesmal agierte Paderborn offensiver, hatte gegen den Walter-Fußball sogar mehr Ballbesitz und ärgerte die Hamburger erneut. Ein halbes Jahr später war Paderborn dann schon wieder im Volkspark erfolgreich. Und wieder hatte Kwasniok auf den richtigen Plan gesetzt, gewann mit seinem Umschaltspiel 2:1 gegen einen schwachen HSV.

Auch Baumgart setzt vermehrt auf die Gegneranalyse

Ähnlich wie Kwasniok setzt auch Baumgart mittlerweile vermehrt auf Variabilität. „Wir wollen flexibel sein und gucken, was der Gegner anbietet“, sagt Baumgart, der nach dem 2:2 in Kaiserslautern drei Gründe hätte, seine Startelf zu verändern. Adam Karabec, Davie Selke­ und Jean-Luc Dompé sorgten in den letzten 30 Minuten für die Wende. Baumgart aber will bewusst Spieler auf der Bank haben, die ein Spiel spät entscheiden können.

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Auch gegen Paderborn? Baumgart äußert großen Respekt vor seinem Ex-Club. „Es ist eine der interessantesten Mannschaften der Liga. Eine sehr junge Mannschaft, die um die ersten Plätze mitspielen wird“, sagt Baumgart, der vor allem einen Plan hat: aufzusteigen, ohne dass sein Ex-Club den HSV dabei schon wieder ärgert.