Hamburg. HSV musste in Kaiserslautern kurz vor dem Anpfiff den Torwart tauschen. Raab selbst kämpft um seinen Status. Wie es jetzt weitergeht.
Als Matheo Raabs Eltern am Sonnabendabend ihre Plätze im Fritz-Walter-Stadion eingenommen hatten, ahnten sie noch nicht, dass sie ihren Sohn gleich über die kompletten 90 Minuten im Einsatz sehen werden. Doch 15 Minuten vor dem Anpfiff des HSV-Spiels in Kaiserslautern (2:2) zwickte es plötzlich bei Daniel Heuer Fernandes im Adduktorenbereich. Die Nummer eins des HSV entschied eigenständig, nicht zu spielen, und machte den Weg frei für seinen internen Konkurrenten. Am Montag wurde bei Heuer Fernandes eine leichte Zerrung diagnostiziert. Er fällt damit auch im nächsten Heimspiel gegen den SC Paderborn aus. „Wir hoffen, dass er Anfang der kommenden Woche wieder einsteigt“, sagte Trainer Steffen Baumgart am Dienstag.
Bekommt Raab nun eine neue Chance, wieder die Nummer eins zu werden? In Kaiserslautern hatte der 25-Jährige seine Sache ordentlich gemacht, wenngleich er beim 0:1 etwas unglücklich aussah. „Ich habe versucht, mich ganz normal warm zu machen, um bereit zu sein, falls etwas passiert. Es wäre aber gelogen zu behaupten, dass dieser Ablauf für einen selbst der gleiche ist, als wenn man spielt. Es ist letztlich Kopfsache, in so einem Moment da zu sein. Natürlich ist das nicht einfach“, beschrieb Raab die für ihn mental schwierige Aufgabe.
Für den Torhüter war es ein besonderes Spiel. Nicht nur, weil er erst kurzfristig von seiner Nominierung erfuhr. Sondern auch, weil er an alter Wirkungsstätte auf seinen Ex-Club traf. Fünf Jahre spielte Raab in Kaiserslautern, wo er sich von der zweiten Mannschaft zu den Profis hochkämpfte, mit denen er als Stammtorwart den Aufstieg in die Zweite Liga feierte. „Es ist geil, hier auf den Platz zu laufen. Man hat Gänsehaut, vor so einer Kulisse zu spielen“, freute sich Raab. „Dafür spielt man Fußball. Man wandelt die Lautstärke in Energie um.“
HSV-Torwart Raab reagiert auf Pfiffe
Allerdings war die Freude über das Wiedersehen zum Teil einseitig. Einige FCK-Fans pfiffen ihren früheren Schützling bei jedem Ballkontakt aus. Eine im Fußball inzwischen zur Normalität gewordene Unart, auf die Raab professionell reagierte. „Wenn sie nicht gepfiffen hätten, wären meine Jahre vorher nicht so gut gewesen. Ich nehme es mit Humor“, sagte er. „Ich hatte top Jahre hier und habe noch viele Freunde aus dem Kaiserslauterer Umfeld.“
Sportlich gab es für Raab dagegen kaum Möglichkeiten, sich auszuzeichnen. Mit Ausnahme der beiden Gegentore bekam er nur zwei haltbare Schüsse aufs Tor. Beim 0:1 flog ihm der Ball von Ragnar Ache aus kurzer Distanz durch die Beine. „Ich habe den Ball sehr spät gesehen, es war ein verdeckter Schuss“, sagte Raab.
Kampf ums HSV-Tor: Raab gegen Heuer Fernandes
Ohnehin überwog für den Torwart die Freude, nach seinem monatelangen Ausfall wieder zurück zu sein. Als Nummer eins in den Sommer gestartet, verpasste Raab fast die gesamte Vorbereitung wegen einer Lungenentzündung. Anschließend verlor er seinen Status als Nummer eins an Heuer Fernandes. „Ich war komplett weg vom Fenster. Nun werde ich weiter Gas geben und der Mannschaft helfen“, sagte Raab, der um den Platz im Tor kämpfen will. „Und dann sehen wir nächste Woche, wie es aussieht.“
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Es gilt aber als nahezu ausgeschlossen, dass Raab nun wieder die Nummer eins wird. Heuer Fernandes fehlt mindestens ein Spiel. Für Baumgart reicht das nicht, um die Diskussione neu zu eröffnen. „Es sollte jetzt keine Diskussion über die eins oder zwei geben. Ferro ist als eins gestartet. Da fange ich nicht jedes Mal an neu zu wühlen“, sagte Baumgart am Dienstag.
Raab selbst traf sich nach dem Spiel mit seinen Eltern. Gemeinsam ging es mit dem Auto in seinen 1,5 Stunden entfernten Heimatort Wolfenhausen (Hessen). Dort kann er die Partie für zwei Tage verarbeiten, ehe er am Dienstag den Kampf um die Nummer eins beim HSV neu aufnimmt. Es wird nach den Worten von Baumgart aber ein langer Kampf.