Hamburg. Profi wechselt kurz vor Transferschluss nach Portugal. In den letzten Stunden wurde es hektisch, bei einer Partei lagen die Nerven blank.

Plötzlich mehrten sich im Volkspark die Zweifel. Guilherme Ramos hatte längst seinen Medizincheck beim portugiesischen Erstligisten Santa Clara bestanden. Sein neuer Verein war sich mit dem HSV über eine Leihe bis Saisonende inklusive einer Kaufoption in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro einig. Doch der Fußball-Verband Federação Portuguesa (FPF) hatte noch immer nicht die entscheidenden Dokumente eingereicht, um grünes Licht für den Wechsel zu geben, der sich zum Krimi entwickelte. Denn die Uhr tickte.

HSV-Transfer von Ramos: Um 23 Uhr noch kein Deal

Es war Montag, der 2. September, um 23 Uhr, mitteleuropäischer Zeit. In Deutschland war das Transferfenster für Neuzugänge bereits seit drei Tagen geschlossen. Doch Abgänge waren in einzelne Länder noch möglich, zum Beispiel nach Portugal. Allerdings nur noch bis 0 Uhr lokaler Zeit (1 Uhr MEZ). Beiden Vereinen blieben also nur noch zwei Stunden, um den Deal abzuwickeln, als ein Vertreter des HSV erneut zum Telefon griff und beim FPF nachhakte.

Er werde das Thema jetzt vorantreiben, sagte der Portugiese am anderen Ende der Leitung. Eine ähnliche Aussage hatte er zuvor bereits mehrfach geäußert, doch passiert war bislang nichts. Trotzdem sollten sich die Hamburger keine Sorgen machen, schließlich habe der Verband extra fünf Personen abgestellt, damit alle Transfers am portugiesischen „Deadline Day“ über die Bühne gehen können.

Wie ein internationaler Transfer abläuft

Doch Sorgen machten sich vor allem die Verantwortlichen von Santa Clara. Dort lagen die Nerven blank. Ohne die Zustimmung beider Fußballverbände würde die Leihe platzen. Der DFB hatte zu diesem Zeitpunkt längst seine Bewilligung erteilt. Doch in Portugal ticken die Uhren anders.

Während bei Wechseln innerhalb Deutschlands das digitale Registrierungssystem der DFL (Tor) zum Einsatz kommt, werden internationale Transfers über das Fifa-System TMS durchgeführt. Dort müssen zunächst die beteiligten Verbände zustimmen, ehe beide Vereine die Vertragskonditionen deckungsgleich angeben müssen. Das Programm prüft automatisch, ob eine Übereinstimmung vorliegt. Hintergrund dieses Verfahrens ist eine lückenlose Dokumentation des Deals, den hinterher keine Partei anfechten kann.

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HSV-Besonderheit im Leihvertrag von Ramos

Im Fall von Ramos lag eine Besonderheit vor, denn bei Leihverträgen wird die medizinische Versorgung und die Teilnahme am Trainingslager des aufnehmenden Vereins vertraglich garantiert. Über all diese notwendigen Passagen des Leihvertrags waren sich der HSV und Santa Clara bereits seit Stunden einig – und trotzdem herrschte weiter Stillstand.

Bis kurz nach 23 Uhr. Dann ploppte im Fifa-System TMS die Erlösung auf: Der portugiesische Verband hatte endlich seine Zustimmung erteilt. Daraufhin konnten auch die Vereine ihren Teil der Transferabwicklung erfüllen. In Santa Clara beruhigten sich anschließend die besorgten Gemüter. Und auch im Volkspark reagierten die verantwortlichen Personen erleichtert. Der Transfer-Krimi fand sein Happy End.

Ramos selbst ist in seiner Heimat noch nicht glücklich geworden. Santa Clara ist zwar furios in die Saison gestartet und liegt mit zwölf Punkten nach sechs Spieltagen auf Tabellenplatz drei hinter Sporting Lissabon und dem FC Porto. Gespielt hat der Abwehrspieler, der zweimal im Kader stand, allerdings noch keine Minute.