Hamburg. Der HSV hat nach Transferschluss 33 Spieler im Kader. Der Trainer musste schon gegen Münster Härtefallentscheidungen treffen.

Kaum war er da, musste er auch schon wieder weg. Emir Sahiti unterschrieb erst am Freitag einen Dreijahresvertrag beim HSV, saß am Sonnabend beim 4:1-Sieg gegen Preußen Münster auf der Tribüne des Volksparkstadions und reiste am Montag bereits weiter zur Nationalmannschaft Kosovos. Eine Länderspielpause zur Unzeit, schließlich geht es für den achten und letzten Neuzugang des HSV-Sommers in den kommenden Wochen darum, sich schnell für die Startelf von Steffen Baumgart zu empfehlen. Spätestens mit dem Ende der Transferperiode wurde klar: Der Konkurrenzkampf beim HSV ist so groß wie seit Jahren nicht mehr.

Nachdem es für fünf Profis am Sonnabend nicht mal mehr für eine Kadernominierung reichte, zog der erste von ihnen am Sonntag die Konsequenzen. Jonas David (24) verlässt nach zehn Jahren und 59 Pflichtspielen den HSV. Er kassiert eine Abfindung im niedrigen sechsstelligen Bereich für die Vertragsauflösung.

Noch ist offen, ob weitere Spieler bis zur Schließung der Transferfenster in Ländern wie Dänemark, Niederlande und Portugal (bis Montag), Österreich (Donnerstag), Polen und Belgien (Freitag) oder der Schweiz (9.9.) einen Wechsel ins Ausland forcieren. Insbesondere Guilherme Ramos hat das Signal verstanden und könnte den HSV verlassen. Dem Innenverteidiger soll ein Angebot aus seinem Heimatland Portugal vorliegen.

HSV: Verdrängt Perrin jetzt Hadzikadunic?

Baumgart hatte am Sonnabend gegen Münster deutlich gemacht, was er von Ramos hält. Er stellte mit Daniel Elfadli lieber einen angeschlagenen Spieler als Ersatz für Kapitän Sebastian Schonlau in die Innenverteidigung, anstatt auf Ramos zu setzen. „Daniel war der Einzige für mich, der Schonlau ersetzen konnte, wenn du einen spielerischen Ansatz hast“, sagte Baumgart nach dem 4:1 gegen Münster. Elfadli bestätigte das Vertrauen mit einem starken Spiel und seinem ersten HSV-Tor (26.), hatte hinterher aber wieder Schmerzen am linken Fuß, nachdem er zwei Wochen wegen eines Teilrisses des Plantarfaszie gefehlt hatte.

Mit dem Franzosen Lucas Perrin (25) haben die Hamburger nun einen weiteren Innenverteidiger verpflichtet, der künftig an der Seite von Schonlau spielen könnte. Dann müsste der Bosnier Dennis Hadzikadunic auf die Bank, der als Nationalspieler aber auch den Anspruch hat, Stammspieler zu sein.

HSV-Kader prall gefüllt: Baumgart ist gefragt

Auf Baumgart kommen in den kommenden Wochen schwere Entscheidungen zu, wen er überhaupt für den Kader nominiert. „Die Moderation überlege ich mir Woche für Woche“, sagte Baumgart.

Schon vor dem Spiel musste der Chefcoach Härtefallentscheidungen treffen. Er ließ den zuletzt schwachen Ludovit Reis, der eigentlich in die Bundesliga wechseln wollte, erstmals auf der Bank. Genau wie Sturmneuzugang Davie Selke. Stattdessen spielte Robert Glatzel überraschend erstmals in dieser Saison wieder von Beginn an – und traf direkt doppelt (6./45.+1.). „Jeder, der reinkommt, muss und wird Gas geben. Gleichzeitig wissen alle Startelfspieler, dass sie sich nicht ausruhen können. Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagte Glatzel.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Jatta und Dompé sollen nach Länderspielpause zurückkehren

Wenn die verletzten Flügelstürmer Jean-Luc Dompé und Bakery Jatta in den kommenden Wochen in den Kader zurückkehren und die Neuzugänge Sahiti und Perrin erstmals in das Aufgebot rücken, wird es für Baumgart noch schwerer. Dann könnten gestandene Profis ihr Wochenende womöglich anders planen. „Wir haben alle ein großes Ziel vor Augen“, sagte Baumgart und machte eine klare Ansage. „Im Umfeld haben wir mit den Neuverpflichtungen alles getan, um ganz klar zu zeigen, wo wir hinwollen. Dafür braucht man einen breiten Kader, um auf hohem Niveau nachlegen zu können. Alle Neuzugänge haben ihre Qualitäten, womit sie uns einen Tick besser machen.“

33 Spieler führt der HSV nun offiziell in seinem Profikader. Dazu zählen aber auch Jungprofis wie Bilal Yalcinkaya. Der 19-Jährige, der in der Länderspielpause mit der deutschen U-19-Auswahl von Hanno Balitsch unterwegs ist, wird nach seiner Rückkehr nur eine geringe Perspektive auf Einsatzzeit haben. Das gilt auch für Nicolas Oliveira, Anssi Suhonen und William Mikelbrencis.

Baumgarts Kadernominierung wird zum wöchentlichen Showdown  

„Der Bus ist im Moment sehr voll“, sagte Finanzvorstand Eric Huwer vor wenigen Wochen und deutete an, dass es auch darum gehen werde, den Kader zu verkleinern. Vier Wochen später müsste der HSV einen Doppeldecker-Bus ordern, um alle Kaderspieler zu einem Auswärtsspiel zu fahren. Da ein Spieltagskader aber nur mit maximal 20 Akteuren besetzt werden darf, wird Baumgarts Auswahl nun zum wöchentlichen HSV-Showdown.

Mehr zum Thema

Klar ist aber auch bei allem Konkurrenzkampf: Die Hamburger werden sich trotz der vier Tore gegen den Aufsteiger Preußen Münster steigern müssen, wenn sie selbst am Ende der Saison endlich ein Aufsteiger sein wollen.