Hannover. Der Kapitän der Hamburger verursacht in Hannover erst einen Foulelfmeter, muss in der Nachspielzeit mit Gelb-Rot vom Platz.

Die 15.000 mitgereisten HSV-Fans gaben noch einmal alles. Bis zur letzten Minute beklatschten, besangen und trommelten sie ihre Mannschaft nach vorne. Doch auch die beste Unterstützung von den Rängen sollte nicht mehr zum Ausgleich führen. Der HSV wurde für eine über weite Strecken harmlose Vorstellung bestraft und verlor mit 0:1 (0:0) bei Hannover 96. „Es war ein gebrauchter Tag, eine unnötige Niederlage“, sagte Sebastian Schonlau, „für unsere Ansprüche war das offensiv zu wenig.“

Nach den Ausfällen von Jean-Luc Dompé und Bakery Jatta fehlte es den Hamburgern in der Offensive spürbar an Tempo. Erst nach dem Rückstand wachte die Mannschaft auf, konnte den Spielstand aber nicht mehr egalisieren. Nach dem Auftaktsieg in Köln (2:1) und dem 1:1 gegen Hertha steht der HSV nur mit vier Punkten nach drei Zweitligaspielen gegen direkte Aufstiegskonkurrenten da.

HSV in Hannover: Selke stürmte erstmals von Beginn an

Trainer Steffen Baumgart verhalf Davie Selke zu seinem Startelf-Debüt beim HSV. Der Neuzugang übernahm die Position in der Sturmspitze von Ransford Königsdörffer, der bis zu diesem Spiel alle Tore in der Liga erzielt hatte, diesmal aber auf die linke Außenbahn ausweichen musste. Im Vergleich zum 7:1-Pokalerfolg in Meppen rückte dafür Youngster Fabio Baldé aus der ersten Elf. Auf der rechten Schiene ersetzte Neuzugang Silvan Hefti den verletzten Bakery Jatta (Bänderanriss), außerdem kehrte Dennis Hadzikadunic zurück in die Abwehr.

Bei gegnerischem Ballbesitz ließ sich Jonas Meffert, wie in dieser noch jungen Saison schon häufiger gesehen, nach hinten fallen, um die Dreier- zu einer Fünferkette zu erweitern. Geht es nach Baumgart, wird der von Ex-Trainer Tim Walter und Hull City intensiv umworbene Stratege diese Rolle auch nach Ende der Transferperiode ausfüllen. „Meffo bleibt, insofern brauchen wir uns keine Gedanken zu machen“, stellte der HSV-Coach vor dem Spiel bei Sky klar. Dafür soll noch ein Offensivspieler kommen.

HSV in Hannover: Torchancen fehlten anfangs

Im Spiel selbst taten sich die Hamburger lange Zeit schwer, sich Torchancen zu erspielen. Nach einem ereignislosen Start dauerte es bis zur 21. Minute, ehe Miro Muheim Hannovers Weltmeister-Torwart Ron-Robert Zieler mit einem Freistoß aus rund 25 Metern zu einer Parade zwang. Kurz darauf verfehlte Immanuel Pherai das Gehäuse mit seinem schwächeren linken Fuß nur knapp (23.). Mehr gab es nicht zu vermelden an Hamburger Offensivbemühungen.

Stattdessen musste der zu weit vor seinem Tor stehende Daniel Heuer Fernandes hinter sich greifen, nachdem er von Hannovers Jannick Rochelt überlupft wurde (35.). Doch der Offensivspieler hatte den Ball im Laufduell mit Hadzikadunic, der sich zu einfach abschütteln ließ, zuvor mit der Hand mitgenommen. Schiedsrichter Patrick Alt hatte alles richtig gesehen und den Treffer zum Ärger der 96-Fans sofort zurückgenommen.

Hannover traf kurz nach der Pause gegen den HSV

Mehr passierte nicht mehr bis zur Pause. Bezeichnend für den harmlosen Auftritt beider Mannschaften war das Verhältnis der erwarteten Tore, das Hannover hauchzaart für sich entschied – mit 0,18 zu 0,17.

Nach dem Seitenwechsel ergriff Hannover als Erstes die Initiative, daran etwas zu ändern. Innenverteidiger Phil Neumann schickte den schnellen Stürmer Jessic Ngankam, der Hadzikadunic abkochte und von Kapitän Sebastian Schonlau im Strafraum nur noch mit einem Tritt gegen sein linkes Bein zu stoppen war. Schiedsrichter Alt zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt. Den fälligen Strafstoß verwandelte der Gefoulte selbst zum 1:0 für die Gastgeber (49.). „Ich treffe ihn am Ball, der Elfmeter geht in Ordnung. Er ist clever genug, um den Kontakt anzunehmen“, gab Schonlau zu.

Erstmals in dieser Saison lag der HSV zurück und war nun gefordert. Doch auf der Suche nach einer direkten Antwort köpfte Selke eine Ecke von Miro Muheim denkbar knapp am linken Pfosten vorbei (55.). Einige der 15.000 HSV-Fans wähnten den Ball bereits im Tor und freuten sich zu früh über den vermeintlichen Ausgleich.

Karabec und Poreba hatten in Hannover die Chancen zum Ausgleich

Immerhin zeigten die Hamburger fortan mehr Mut in ihren Angriffsaktionen. Schließlich war es Adam Karabec, der das 1:1 auf seinem starken linken Fuß hatte, doch der Tscheche verzog (63.). Auf der Gegenseite parierte Heuer Fernandes in der kurzen Ecke gegen Hyun-ju Lee (65.) – so langsam entwickelte sich das Nordduell, das sich jeder der 49.200 Zuschauer in der ausverkauften Arena erhofft hatte.

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Baumgart reagierte personell und brachte Robert Glatzel und Lukasz Poreba für Davie Selke und den erneut blass geblieben Ludovit Reis (71.). Die beiden Neuen waren sofort gefährlich und sorgten im Zusammenspiel für die beste Chance auf den Ausgleich, als Glatzel per Kopf auf Poreba ablegte, der aber volley am Pfosten vorbeizielte (78.).

Die Hamburger hatten es nun zunehmend eilig, die Zeit lief ihnen davon. Die nächste Chance hatte Schonlau, aber auch sein Kopfball nach Freistoßflanke von Pherai ging nicht aufs Tor (82.). Es sollte die letzte nennenswerte Aktion sein, denn mehr passierte nicht mehr – außer dem Foulspiel von Schonlau, das zur Gelb-Roten Karte des Kapitäns führte (90.+3).

Die 15.000 HSV-Fans reagierten enttäuscht auf die erste Saisonniederlage. An ihrer Unterstützung lag es nicht.

Die Aufstellungen

  • Hannover: Zieler – Muroya, Neumann, Halstenberg (76. Knight), Dehm – Leopold, Christiansen – Lee (72. Voglsammer), Rochelt (90. Ezeh) – Ngankam (72. Tresoldi), Nielsen (Kunze 90.).
  • HSV: Heuer Fernandes – Hadzikadunic, Schonlau, Muheim – Hefti (88. Oliveira), Reis (71. Poreba), Meffert, Königsdörffer (78. Baldé) – Pherai, Karabec (88. Öztunali) – Selke (70. Glatzel).
  • Tor: 1:0 Ngankam (50., Foulelfmeter)
  • Schiedsrichter: Patrick Alt (Illingen).
  • Gelb: Dehm, Ngankam, Voglsammer, Rochelt – Hefti, Selke.
  • Gelb-Rot: Schonlau (90.+3).