Köln. Ohne Glatzel und Selke waren die Sturmsorgen vor dem HSV-Auftakt in Köln groß. Der Fall zeigt, dass sich auch Baumgart entwickelt hat.
Vor dem Zweitligaauftakt des HSV beim 1. FC Köln (2:1) lautete die am meisten diskutierte Frage, wer denn die Tore ohne die angeschlagenen Robert Glatzel und Davie Selke schießen soll. Einige Fans blickten sorgenvoll auf die Offensivabteilung der Hamburger, doch schon nach sechs Minuten lieferte Ransford Königsdörffer mit seinem Torriecher die passende Antwort, als er vom Patzer des FC-Torwarts Jonas Urbig profitierte.
Eine halbe Stunde später schnürte die alleinige Spitze seinen Doppelpack, weil er ein optimales Timing im Kopfball bewies und auch im Nachschuss nicht locker ließ. „Den Kopfball vor dem 2:0 hat er nicht immer so gesetzt“, weiß Trainer Steffen Baumgart, der einen großen Anteil an der Entwicklung Königsdörffers hat.
HSV-Trainer Baumgart fördert Königsdörffer
Tatsächlich stand der gelernte Außenstürmer in elf von 13 Spielen unter Baumgart in der Startelf, nachdem die Einsatzzeit unter Vorgänger Tim Walter immer weniger geworden war. Königsdörffer erwischte zwar einen guten Start beim HSV, obwohl er nicht immer gesetzt war, und überzeugte mit acht Toren in seiner Debütsaison 2022/23. Doch im Anschluss entwickelte er sich zurück. In der Folge setzte Walter auf andere Spieler und Königsdörffer, dessen Leistungen immer überschaubarer wurden, war häufig außen vor.
Seit dem Trainerwechsel spürt der schüchterne Berliner wieder das Vertrauen, wenngleich er auch unter Baumgart eine Anlaufzeit benötigt hat. Mit seinem Doppelpack in Köln hat Königsdörffer bereits nach einem Spieltag genauso viele Treffer erzielt wie in der gesamten vergangenen Spielzeit, die „mit Sicherheit nicht meine beste Saison war“, wie er offen zugibt.
„Unter mir hat er eine sehr gute Entwicklung genommen“, lobt Baumgart, der aber zugleich relativiert. „Er ist einer, der noch nicht so stabil ist, aber immer wieder gute Phasen im Spiel hat.“ Der HSV-Trainer wünscht sich mehr Konstanz von seinem 22 Jahre alten Angreifer, den er wie kaum einen anderen in Hamburg gefördert hat.
HSV: Als Baumgart Königsdörffer deutlich kritisierte
Dennoch hat bei Baumgart ein Umdenken stattgefunden, nachdem er den sensiblen Königsdörffer anfangs sehr direkt kritisiert hatte. „Er hatte eine gute Aktion und das war, als er tief gegangen ist und den Ball optimal traf“, sagte Baumgart nach seinem Trainerdebüt beim HSV, einem 1:0-Heimerfolg gegen Elversberg, bei dem Königsdörffer das Siegtor erzielte. „Er muss erst einmal wieder da hinkommen, wo seine Stärken liegen. Und das ist nicht, den Ball nach hinten zu legen und zu zögern, sondern geradeaus zu laufen.“ Es waren ungewohnt deutliche Worte für einen Matchwinner, der zweifellos kein überragendes Spiel gemacht hatte.
Ein halbes Jahre später klingen Baumgarts Worte nach dem Sieg in Köln schon anders. „Er ist ein junger Spieler, der auch mal durch Täler durchgeht.“ Nicht nur Königsdörffer, sondern auch Baumgart hat sich in Hamburg entwickelt.
Das zitierte Tal soll Königsdörffer nun durchschritten haben, wenngleich er trotz seines Doppelpacks noch Steigerungspotenzial hat. „Heute stand er zweimal an der richtigen Stelle“, ordnete Baumgart die Leistung ein. Der Coach habe „andere stärker gesehen“ und zählte die Innenverteidiger Dennis Hadzikadunic und Sebastian Schonlau sowie die beiden Sechser Daniel Elfadli und Jonas Meffert auf, die defensiv enorm gefordert waren. „Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung.“
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HSV-Stürmer Königsdörffer bleibt gesetzt
Beim HSV lautet nun nicht mehr die Frage, wer die Tore schießen soll, sondern ob Königsdörffer auch zusammen mit Selke funktionieren kann, wenn dieser zurückkehrt. „Ransford ist ein anderer Spielertyp als Glatzel oder ich. Dank seiner Schnelligkeit ist er eine absolute Waffe“, schwärmte der von den Kölner Fans bei seiner Rückkehr ausgepfiffene Selke.
Der Neuzugang deutete an, in einer Woche gegen Hertha erneut für die Rolle des Einwechselspielers vorgesehen zu sein. Doch nach dieser Leistung von Königsdörffer braucht sich darüber keiner Sorgen zu machen.