Bramberg. HSV-Vorstand erklärt seinen Zeitplan für Maßnahmen und äußert sich zum Fall Vuskovic. Von Baumgart hat Kuntz einen positiven Eindruck.
Stefan Kuntz präsentierte sich in Plauderlaune, als er am Donnerstagabend die Fragen der Fans beantwortete. Fast zwei Stunden nahm sich der Sportvorstand des HSV Zeit, um den Anhängern zu vermitteln, wie er das Projekt Aufstieg angehen will. Die Aussagen des 61-Jährigen, der die Fans bat, auch nach Niederlagen wie eine Einheit zum HSV zu stehen, kamen gut an. Immer wieder erhielt er Applaus für seine Äußerungen.
In der von den beiden Fanbeauftragten Nicole Fister und Nadine Arahavelias moderierten Gesprächsrunde kündigte Kuntz an, perspektivisch auch einmal unbequeme Personalentscheidungen zu treffen. Dazu werde es allerdings frühestens Ende August kommen, wie der Manager am Freitagvormittag erklärte.
„Ich werde mir drei Monate lang erst einmal alles anschauen, ohne etwas zu verändern. Danach ist die Informationsgrundlage für Entscheidungen wesentlich besser“, sagte Kuntz, der Ende Mai den Posten von Ex-Vorstand Jonas Boldt übernahm. „Aktuell liegt das Augenmerk ohnehin auf der Transferphase und der Mannschaft. Alle anderen Themen laufen nicht weg und können auch danach abgewickelt werden.“
HSV-Vorstand Kuntz legt Finger in die Wunde
Kuntz hat zwar gedanklich bereits einzelne Maßnahmen durchgespielt, konkret dazu äußern wollte er sich aber nicht.
„Ich habe aus der Vergangenheit gelernt: Ohne alle Informationen zu haben, trifft man nicht immer die optimale Entscheidung. Man muss auch immer die Gegenseite hören, um sich ein richtiges Bild zu machen. Nur auf Basis von Erzählungen treffe ich keine Entscheidungen“, erklärte er seinen Prozess, bei dem er die volle Rückendeckung von Vorstandskollege Eric Huwer genieße. „Eric sagt zumindest immer zu mir, dass ich den Finger in die richtige Wunde lege.“
Kuntz lobt HSV-Trainer Baumgart
Ein besonderes Anliegen ist es Kuntz, dass sich der HSV auch in Auswärtsspielen bei vermeintlich kleineren und bisweilen eklig zu bespielenden Gegnern mit einer vorbildlichen Einstellung präsentiert. Dem Manager ist nicht entgangen, dass die Hamburger in den zurückliegenden sechs Jahren gerade in solchen Partien den Aufstieg verspielt haben.
Fantalk mit Stefan #Kuntz im Trainingslager des #HSV pic.twitter.com/u8PcN5Gzid
— Abendblatt HSV (@abendblatt_hsv) 18. Juli 2024
Die Spieler an ihre Grenzen zu bringen, liege aber in erster Linie im Verantwortungsbereich von Trainer Steffen Baumgart, der bei Kuntz bislang einen positiven Eindruck hinterlassen hat.
„Steffen weckt den Hunger, das sehe ich in vielen Situationen und Abläufen“, sagte der Manager. Bleibt die Frage, ob denn auch alle 31 Spieler im Trainingslager hungrig sind? „Ich schaue mir mal die nächsten Partien an, aber die Spieler, die sich von ihrer Einstellung nicht hungrig präsentieren, kriegen in erster Linie ein Problem mit dem Trainer.“ Es ist schließlich kein Geheimnis, dass der HSV seinen Kader noch verkleinern will.
HSV-Boss Kuntz traf sich mit Vuskovic
Kuntz äußerte sich am Freitag auch über den gesperrten Mario Vuskovic, der weiterhin auf sein finales Doping-Urteil wartet. „Ich weiß garantiert mehr über seinen Prozess als über ihn selbst“, sagte der Sportvorstand, der sich von Clubjustiziar Philipp Winter über den Fall aufklären ließ.
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Vor drei Wochen tauschte sich Kuntz in einem persönlichen Gespräch mit Vuskovic und seinen Eltern aus, als diese zu Besuch kamen. „Mario hat erzählt, wie er mit der Situation umgeht, wie ihn seine Eltern unterstützen, was für ihn das Worst-Case- und Best-Case-Szenario wäre. Für mich als Außenstehender war es bewundernswert, wie der HSV und die Fans mit der Personalie umgegangen sind. In der heutigen Zeit ist es nicht gewöhnlich, so viel Loyalität zu zeigen.“
Selbst wenn der Internationale Sportgerichtshof (Cas) Vuskovics Sperre auf vier Jahre bis November 2026 erweitern sollte, hätte der Kroate seinen Platz beim HSV sicher. „Er weiß, dass er bei uns Partner hat, die zu ihm stehen und ihm auch helfen werden, wenn der ganz schwere Fall eintreten sollte“, kündigte Kuntz an, der natürlich auf einen Freispruch hofft.