Hamburg. Sportvorstand Stefan Kuntz will den Kader verkleinern. Wer Streichkandidaten beim HSV sind und wer sich dringend steigern muss.

Wenn die HSV-Profis an diesem Montag um 10 Uhr den Platz betreten, kommt es zu einer Premiere. Obwohl die Saisonvorbereitung bereits seit einer Woche läuft, wird die Mannschaft erstmals im Volkspark trainieren. Wegen der EM war die Anlage bislang für den HSV, der für eine Woche nach Schneverdingen auswich, gesperrt. Nun wird das bislang von der Uefa gemietete Gelände zurückgebaut, weshalb es zu Einschränkungen kommt – auch für die Fans.

So wird der von den Kiebitzen beliebte Bereich an den Trainingsplätzen vorübergehend gesperrt sein. Fans, die sich die erste Einheit im Volkspark trotzdem nicht entgehen lassen wollen, müssen auf die andere Seite ausweichen und eine schlechtere Sicht in Kauf nehmen.

Von dort aus wird wohl nicht jedem sofort auffallen, dass Robert Glatzel (Sehnenreizung in der Wade) und Anssi Suhonen (Faszienriss) momentan nur individuell trainieren. Jean-Luc Dompé (Bauchmuskelzerrung) wird Teile des Teamtrainings absolvieren. Noch offen ist, wie stark Bakery Jatta (Rücken) belastet werden kann.

HSV-Vorstand Kuntz will Kader verkleinern

Trotz der Ausfälle wird der Trainingsplatz gut gefüllt sein, denn dem Kader des Zweitligisten gehören immerhin 29 Spieler an. Nach Ansicht von Sportvorstand Stefan Kuntz ist die Gruppe zu groß; er will sie verkleinern, um gezielter auf den Aufstieg hinzuarbeiten. „Die Kadergröße kann noch ein bisschen angepasst werden“, sagte Kuntz bei „HSVtv“. Der Manager geht davon aus, dass einige Profis im Laufe der Vorbereitung merken, dass sie in der kommenden Saison kaum Aussichten auf Spielzeit haben werden.

Dieses Gefühl dürfte verstärkt aufkommen, wenn der HSV alle Transferziele abgearbeitet hat und auch der noch gesuchte Rechtsverteidiger sowie ein weiterer Stürmer verpflichtet wurden, die den Konkurrenzkampf erhöhen werden. „Ich glaube, wenn die ganzen Transfers durch sind, merkt der eine oder andere, dass es nicht so gut aussieht in puncto Spielzeit“, sagt Kuntz, der den betroffenen Spielern keine falschen Hoffnungen machen wird. „Diesbezüglich werden wir ganz offen und ehrlich miteinander umgehen.“

Die Streichkandidaten beim HSV

Auf einen ehrlichen Dialog dürfen sich vor allem einige Abwehrspieler einstellen, von den in Hamburg zu viele unter Vertrag stehen – zum Beispiel die beiden Rechtsverteidiger Moritz Heyer und William Mikelbrencis. Da Trainer Steffen Baumgart in Zukunft verstärkt auf Eigengewächs Nicolas Oliveira setzen will und der HSV auf dieser Position ohnehin eine hochkarätige Neuverpflichtung plant, haben Heyer und Mikelbrencis kaum noch eine Perspektive und dürfen den Club verlassen.

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Im Abwehrzentrum gehören Jonas David und Valon Zumberi zu den Streichkandidaten, da der HSV mit Sebastian Schonlau, Dennis Hadzikadunic und Guilherme Ramos gut aufgestellt ist. Sollte der wegen Dopings gesperrte Mario Vuskovic nicht freigesprochen werden, würde der Club lieber einen neuen Innenverteidiger verpflichten, als auf einen weiteren, vorhandenen bauen.

David will eigentlich bleiben und hofft auf einen Neustart unter Baumgart. Realistischer ist aber, dass er sich im Laufe des Monats intensiver mit einem Wechsel auseinandersetzen wird. Etwas komplexer ist die Situation für Zumberi, dessen Transferpläne von seiner Knieverletzung vorerst durchkreuzt wurden.

HSV will Spieler abgeben: Kommt es zur Überraschung?

Spannend ist die Situation auf den Flügeln. Rein nummerisch ist der HSV mit Jatta, Dompé, Ransford Königsdörffer und Levin Öztunali gut aufgestellt. Weil aber Öztunali weiter seiner Form hinterherläuft, hält sich der HSV die Option einer Verstärkung offen. Sollte ein Transfer auf der Außenbahn realisiert werden, könnte sich der bislang glücklose Öztunali mit einem Vereinswechsel beschäftigen.

Den Gedanken, den HSV möglicherweise zu verlassen, hat Ludovit Reis in diesem Sommer durchgespielt. Sein möglicher Abgang würde die Kaderplanung durcheinanderwirbeln. Das Team wird sich zwar verkleinern, soll aber nach Laszlo Benes (Union Berlin) keinen weiteren Schlüsselspieler verlieren.