Schneverdingen. Verteidiger spricht über seine Zukunft in Hamburg und seine persönlichen Auswirkungen durch den Trainerwechsel.

Dennis Hadzikadunic ist ein freundlicher Typ, der weiß, wie man Sympathien gewinnt. Bevor der bosnische Nationalverteidiger im Landhotel Schnuck, wo der HSV während des Trainingslagers von Schneverdingen residiert, die Fragen der Medienvertreter beantwortet, begrüßt er jeden Einzelnen per Handschlag. Anschließend bestellt er sich einen Cappuccino und signalisiert, keine Probleme mit der deutschen Sprache zu haben, an der schon viele andere aus dem Ausland verpflichteten Neuzugänge verzweifelt sind.

Doch der in Malmö geborene Hadzikadunic, dessen Eltern in den 90er-Jahren vor dem Jugoslawienkrieg nach Schweden flüchteten, ist ein Sprachentalent. Neben Deutsch spricht er auch Bosnisch, Englisch, Schwedisch, Russisch und Spanisch. Bei der Gesprächsrunde in Schneverdingen muss er nur in Ausnahmefällen auf Englisch ausweichen. Deutschstunden benötigt der erst seit einem Jahr beim HSV spielende und nun für eine weitere Saison aus Rostow ausgeliehene Profi schon seit Februar nicht mehr.

„Es war nicht klar, ob ich in Hamburg bleiben kann. Ich bin wirklich sehr glücklich, dass es letztlich geklappt hat. Ich liebe den Club, die Fans und das Stadion. Außerdem ist Hamburg eine sehr geile Stadt zum Leben“, sagt Hadzikadunic auf Deutsch und lächelt.

HSV-Profi Hadzikadunic fremdelte unter Walter

Dabei sah es lange Zeit überhaupt nicht danach aus, dass der 25-Jährige sein Glück in Hamburg findet. Unter Ex-Trainer Tim Walter fremdelte er mit dem gerade für Abwehrspieler sehr komplexen Spielaufbau, der von Positionsrochaden geprägt ist. Bereits nach seinen ersten Trainingseindrücken hatte ihm der Kopf gebrummt. „Ich dachte kurzzeitig: ,Sollen wir wirklich so spielen?‘“, sagte er wenige Tage nach seiner Verpflichtung vor einem Jahr.

Zwölf Monate später ist die Verwirrung über Walters Herangehensweise noch immer groß. „Die Spielidee, die ich bis dahin nur aus Videos kannte, auf dem Platz umzusetzen, war viel komplizierter, als ich gedacht hätte. Ich habe mich sehr schwergetan, die Vorgaben des Trainers umzusetzen.“

In der Folge unterliefen Hadzikadunic viele Fehler, die zu Gegentoren führten. Plötzlich verlor der eigentlich als Ersatz für den wegen Dopings gesperrten Mario Vuskovic vorgesehene Innenverteidiger seinen Stammplatz – und vieles sprach für einen Abgang nach nur einer Saison.

Hadzikadunic wäre unter Walter nicht geblieben

Doch dann übernahm Steffen Baumgart. Der Trainer schaffte das zuvor praktizierte Positionsspiel ab und vereinfachte das Spiel für die Abwehr. Vor allem aber baute er wieder auf Hadzikadunic, der unter Baumgart jede Minute spielte, wenn er fit war, und seine Leistungen stabilisierten sich.

„Seit Steffen Baumgart Trainer beim HSV ist, geht es mir besser. Sein Fußball passt zu mir, ich kann meine Qualitäten besser einbringen als vorher“, sagt der Verteidiger. Die Frage, ob er den Trainerwechsel für seine Entwicklung gebraucht habe, bejaht er.

Ob seine Entscheidung über einen Verbleib anders ausgefallen wäre, wenn Tim Walter noch Trainer beim HSV wäre? „Um ehrlich zu sein: Ja“, antwortet Hadzikadunic offen.

HSV-Verteidiger will länger bleiben

Nach vielen Wechseln in der jüngeren Vergangenheit will sich der zweikampffreudige Abwehrspieler in der kommenden Saison für einen Vertrag empfehlen, der über die einjährige Leihe hinausgeht. „Die zurückliegenden drei Jahre stand ich bei vier Mannschaften unter Vertrag. Es ist nicht immer leicht für mich, mich jedes Mal auf eine neue Philosophie und neue Mitspieler einzustellen“, sagt Hadzikadunic. „Es wird Zeit, dass ich sesshaft werde, idealerweise in Hamburg. Mal schauen, was nächsten Sommer passiert.“

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Zum Abschluss des Gesprächs verabschiedet sich Hadzikadunic bei jedem persönlich, natürlich per Handschlag, und nimmt seinen nur halb ausgetrunkenen Cappuccino mit aufs Zimmer. „In Hamburg schmeckt der Kaffee besser“, sagt er und lacht. Mit dem hauseigenen Kaffeevollautomaten konnte das Landhotel Schnuck keine Sympathien bei Hadzikadunic gewinnen, dem im Volkspark eine Siebträgermaschine zur Verfügung steht.