Hamburg. Nach dem Abgang des Tospielers rücken beim HSV die Neuzugänge in den Fokus. Zudem ist mit einigen Abgängen zu rechnen.

Mit der Geduld ist das so eine Sache. Nicht jeder hat die Fähigkeit, ruhig und besonnen auf etwas zu warten. Zum Beispiel auf einen Neuzugang des HSV. Also einen richtigen, einen neuen Namen eben. Zwar wurde Leihspieler Lukasz Poreba für 300.000 Euro vom RC Lens fest verpflichtet sowie der auslaufende Vertrag von Ersatztorhüter Tom Mickel verlängert. Doch darüber hinaus herrscht bislang die Ruhe vor dem (Transfer-)Sturm.

Am Mittwochabend schien es dann endlich so weit. Der italienische Transfermarktexperte Gianluca Di Marzio hatte etwas getwittert. Der bulgarische Innenverteidiger Valentin Antov vom Serie-A-Club AC Monza sei ein Kandidat beim HSV, schrieb der Journalist, dem bei X (früher Twitter) beachtliche 1,8 Millionen User folgen.

Mit der Geduld hatte es sich spätestens jetzt erledigt. Schnell, fast schon hektisch, verbreitete sich der Beitrag in Fankreisen, die sich nichts sehnlicher wünschen als den ersten richtigen Neuen beim HSV.

HSV-Deal mit Hadzikadunic naht

Doch daraus wird vorerst nichts. Zumindest nicht im Fall Antov. Nach Abendblatt-Informationen stand der 23-Jährige zwar ursprünglich mal auf einer Kandidatenliste des HSV. Nachdem diese ausgedünnt worden war, wurde jedoch auch der Name Antov gestrichen. Das Interesse an anderen Verteidigern, wie zum Beispiel Dennis Hadzikadunic, ist schlicht größer.

Mit dem bosnischen Nationalspieler befindet sich der Zweitligist in fortgeschrittenen Verhandlungen, die bisherige Leihe um ein weiteres Jahr zu verlängern. Wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine kann der 25-Jährige seinen Vertrag bei FK Rostow erneut für eine Saison aussetzen – und beim HSV ohne die Zahlung einer Ablöse unterschreiben.

Im Anschluss wartet der Club auf das Urteil im Dopingfall Mario Vuskovic. Sollte der Kroate freigesprochen werden, würde der HSV keinen weiteren Innenverteidiger verpflichten und mit Sebastian Schonlau, Guilherme Ramos, Vuskovic und Hadzikadunic in die Saison gehen.

Erster richtiger HSV-Zugang in Sicht

Doch ein neues Gesicht ist auch Hadzikadunic nicht. Der Geduldsfaden einiger HSV-Fans droht zu reißen. Vielleicht wird ihr Wunsch nach einem Neuzugang aber doch noch bis zum Trainingsstart am Montag erhört.

Tatsächlich befinden sich Sportvorstand Stefan Kuntz und Profifußballdirektor Claus Costa in Gesprächen mit neuen Spielern und deren Vereinen. Es sei durchaus möglich, dass in den nächsten Tagen bei einer Personalie Vollzug vermeldet werden kann, heißt es im Volkspark. Oder wie man seit einigen Jahren bei X sagt: Es wird wieder geangelt.

Warum ein Ennali-Wechsel noch dauert

Dabei handelt es sich jedoch nicht um Lawrence Ennali (22). Der HSV hat zwar bereits ein erstes Angebot von etwas mehr als einer Million Euro für den Flügelspieler des polnischen Erstligisten Gornik Zabrze abgegeben, doch noch liegen die Ablösevorstellungen beider Clubs zu weit auseinander.

Eine Offerte haben die Hamburger auch für einen Stürmer aus dem Ausland hinterlegt, der an der Seite von Robert Glatzel auf Torejagd gehen soll. Inzwischen ist bekannt, dass es dabei um Erencan Yardimci handelt. Doch auch bei diesen Verhandlungen wartet man geduldig auf den Durchbruch.

Wird Benes beim HSV gar nicht ersetzt?

Nach dem bekannt gewordenen Abgang von Laszlo Benes, der für eine Ausstiegsklausel von weniger als drei Millionen Euro zu Bundesligist Union Berlin wechselt, hat der HSV zumindest mehr Planungssicherheit für den Kader. Die Einnahmen, die deutlich geringer ausfallen als teilweise kolportiert, sollen zum Teil in die Mannschaft fließen.

Ob Benes personell ersetzt wird, ist allerdings noch offen. Die Verantwortlichen freunden sich zunehmend mit der Idee an, die Kaderlücke intern aufzufangen. Mit Ludovit Reis und Immanuel Pherai stehen Trainer Steffen Baumgart zwei offensiv denkende zentrale Mittelfeldspieler zu Verfügung.

HSV will Kader verkleinern: Abgänge erwartet

Zumindest in der Theorie. Denn wie das Abendblatt erfuhr, kann auch Pherai den HSV bereits in diesem Sommer per Ausstiegsklausel verlassen. Die Höhe der Summe ist nicht bekannt. Ein Transfer ohne die Einwilligung der Hamburger ist noch bis 30. Juni möglich, danach verstreicht die einseitige Option. Gleiches gilt für Linksverteidiger Miro Muheim.

Kuntz befindet sich mit all seiner Geduld in Gesprächen mit beiden Profis, momentan gibt es keine Anzeichen für einen Wechsel. Zuvor waren die Ausstiegsklauseln bei Glatzel und Reis verfallen, doch so richtig Klarheit über das Kadergerüst herrscht erst nach Ablauf aller Klauseln.

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Doch der HSV sieht sich nicht nur nach Neuzugängen um. Nach den Abgängen von Stephan Ambrosius (St. Gallen), Leo Oppermann (Bielefeld), Elijah Krahn (Saarbrücken), Ignace Van der Brempt (Salzburg) und Masaya Okugawa (Augsburg) will der Club den Kader weiter verkleinern. Womöglich müssen die Hamburger erst einen neuen Spieler verpflichten, damit einigen Profis vor Augen geführt wird, wie gering ihre sportliche Perspektive im Volkspark ist. Doch bis es so weit ist, ist weiterhin Geduld gefragt.