Hamburg. Die Hamburger bemühen sich um jungen Flügelspieler vom polnischen Erstligisten Gornik Zabrze. Podolski-Kuntz-Verbindung könnte helfen.
In der Mannschaftskabine von Gornik Zabrze sind die Sitzplätze klar vergeben, über jedem Spind hängt ein Foto des jeweiligen Spielers. So weit, so normal. Nur auf einem Bild klebt am unteren Rand des Spielerfotos zusätzlich ein Dollar-Schein. „Mir wurde der Dollar übergeben, in der Hoffnung, dass ich der nächste Spieler bin, der den Verein für ein bisschen Geld verlässt“, sagt Lawrence Ennali in einer YouTube-Dokumentation von „Einfach Fussball“ und lacht.
Der Japaner Daisuke Yokota (22) hatte dem polnischen Erstligisten im vergangenen Winter mit seinem Wechsel zum belgischen Topclub KAA Gent eine Ablösesumme von zwei Millionen Euro beschert. Und die Chancen, dass der gebürtige Berliner Ennali bei den Polen, bei denen auch 2014er-Weltmeister Lukas Podolski seit mehreren Jahren unter Vertrag steht, für eine Summe in einer ähnlichen Größenordnung sorgt, ist in diesem Sommer groß.
HSV News: Lawrence Ennali ist ein Kandidat, aber nicht günstig
Wie zuerst der Sportjournalist Sebastian Staszewski vom polnischen TV-Sender TVP Sport berichtete, soll der HSV „ernsthaftes Interesse“ an Ennali zeigen. Das Abendblatt kann diese Information bestätigen, tatsächlich soll sich der 22-Jährige bereits mit den Hamburger Verantwortlichen ausgetauscht haben. Mit Sportchef Claus Costa soll es zudem bereits ein Videogespräch gegeben haben, in dem Costa Ennali die Stadt, den Verein und die sportliche Perspektive ausführlich vorstellte.
Aus sportlicher Sicht wäre der nur 1,71 Meter große, aber extrem schnelle offensive Flügelspieler ein Neuzugang, der Sinn ergeben würde. Bakery Jatta, Jean-Luc Dompé, Ransford Königsdörffer und vor allem Levin Öztunali konnten ihre Leistungen in der vergangenen Saison nicht konstant abrufen. HSV-Trainer Steffen Baumgart steht zudem auf temporeiche Offensivspieler, die auch den laufintensiven Pressingfußball mitgehen können. Ennali stand in der abgelaufenen Saison in 26 von 34 Ekstraklasa-Spielen auf dem Platz, steuerte fünf Tore und zwei Vorlagen bei.
Der Knackpunkt ist die Ablösesumme
Nach Abendblatt-Informationen scoutet der HSV den Rechtsfuß bereits seit rund einem halben Jahr intensiv, in die Gespräche stieg man vor rund zwei Wochen ein. Der Knackpunkt dürfte Ennalis Ablösesumme sein, der Kontrakt in Zabrze läuft noch bis Sommer 2025, der Club hat zudem die Option auf Verlängerung. Der HSV müsste dem Vernehmen nach mindestens zwei Millionen Euro für Ennali zahlen. Ob die Hamburger dazu bereit sind, ist unklar. Ein erstes Angebot im Bereich von einer bis zwei Millionen Euro lehnte Zabrze nach Abendblatt-Informationen bereits ab.
Vor rund einem Jahr war Ennali, der in der Jugend unter anderem für den 1. FC Nürnberg, Hertha BSC, FC Schalke 04 und Hannover 96 spielte, ehe er bei 96 zu seinem Zweitligadebüt kam, noch deutlich günstiger. Sein Marktwert bei Drittligist Rot-Weiss Essen betrug im Juni 2023 gerade mal 250.000 Euro, mittlerweile liegt die Bewertung laut transfermarkt.de bei drei Millionen Euro.
Lukas Podolski holte ihn nach Polen
Als Essen mit Ennali im Januar 2023 ein Testspiel gegen Zabrze bestritt, wurde Podolski auf das Talent aufmerksam. „Ich war im Urlaub mit meinen Freunden, als mich mein Berater angerufen hat. Er hat mir erzählt, dass sich Lukas Podolski persönlich bei ihm gemeldet hat. Ich war da erst einmal geschockt“, erzählt Ennali in der Dokumentation. Auch nun könnte Podolski zu einem wichtigen Faktor bei einem Transfer nach Hamburg werden, mit HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz pflegt der Ex-Weltmeister ein gutes Verhältnis, beide lernten sich beim DFB kennen und schätzen.
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Bei den Verhandlungen um die Ablösesumme hilft aber auch das beste Verhältnis nur bedingt weiter. Wie das Abendblatt erfuhr, soll ein Club aus Saudi-Arabien bereits ein deutlich besseres Angebot als der HSV vorgelegt haben. Für Ennali ist ein Wechsel in diese Liga jedoch ausgeschlossen. Das Gleiche gilt für Mittelklasseclubs aus der 2. Bundesliga, beim HSV soll der 22-Jährige jedoch die Perspektive sehen, zeitnah und nachhaltig in die Bundesliga aufsteigen zu können.
Dass das deutsche Oberhaus sein Ziel ist, machte Ennali zum Abschluss der YouTube-Doku deutlich: „In fünf Jahren sehe ich mich in der Bundesliga oder in der Premier League.“ Gornik Zabrze könnte den Dollar-Schein dann an den nächsten jungen Spieler weiterreichen.