Hamburg. HSV-Finanzvorstand Frank Wettstein will seinen 2022 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Wie es nun unmittelbar weitergeht.
In der Führungsetage des HSV kehrt keine Ruhe ein: Finanzvorstand Frank Wettstein wird seinen zum 30. Juni 2022 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Das bestätigte der Fußball-Zweitligist am Mittwochnachmittag per Mitteilung.
Demnach sei der Aufsichtsrat bereits über den Schritt des 48-Jährigen informiert worden. Wettstein wolle sich einer neuen beruflichen Herausforderung stellen, heißt es zur Begründung. Neben dem Abendblatt hatte die „Sport Bild“ zuerst über die Personalie berichtet.
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Wettstein: „HSV ist personell gut gerüstet“
„Ich denke, nach über sieben Jahren im Vorstand des HSV und mit dem absehbaren Ende der größten Krise in der Nachkriegszeit ist ein geeigneter Zeitpunkt gefunden, an dem beide Seiten neue Wege gehen können“, erklärte Wettstein. Die Bewältigung der Corona-Krise im Team mit den Kolleginnen und Kollegen habe gezeigt, „dass der HSV personell und organisatorisch gut gerüstet für die anstehenden Aufgaben“ sei.
„Wir haben die letzten Wochen dazu konstruktive Gespräche geführt, respektieren Franks Entscheidung und wissen um seine Verdienste für unseren Verein“, sagte Marcell Jansen, der Aufsichtsratsvorsitzende der HSV Fußball AG. Man werde die kommenden Wochen und Monate nutzen, „um über die zukünftige Besetzung des Vorstandes zu entscheiden“, fügte der Ex-Nationalspieler und Chef des Kontrollgremiums hinzu.
HSV intern wenig überrascht von Wettstein
Wettstein ist seit November 2014 Finanzvorstand und damit nach Aufsichtsrat Felix Goedhart der aktuell dienstälteste HSV-Spitzenfunktionär.
Der zuvor unter anderem für Borussia Dortmund tätige Finanzexperte hatte den HSV durch dessen seit Jahren anhaltenden Probleme im wirtschaftlichen Bereich gelotst. Das gilt auch für die schwierige Zeit der Corona-Pandemie.
Wettsteins Entschluss steht schon länger
Wettstein fädelte unter anderen den Volksparkstadion-Deal mit der Stadt Hamburg ein, die das Grundstück dem Verein für 23,5 Millionen Euro abkaufte. Zudem besorgte er eine Corona-Überbrückungshilfe vom Bund in Höhe von zehn Millionen Euro. Die Hamburger erhielten diese finanzielle Unterstützung, weil der Umsatz in der vergangenen Spielzeit von rund 100 Millionen auf 50 Millionen Euro sank.
Nach Abendblatt-Informationen reifte Wettsteins Entschluss, aufzuhören, seit geraumer Zeit. Intern zeigt man sich wenig überrascht von dem Schritt, über den Wettstein schon vor zwei Monaten den Aufsichtsrat sowie seinen Vorstandskollegen Jonas Boldt informiert hatte.
HSV diskutierte vorzeitiges Wettstein-Aus
Innerhalb der HSV Fußball AG wurde eine Vertragsverlängerung Wettsteins durchaus kritisch gesehen, weshalb dieser einem fremdbestimmten Abschied nun womöglich zuvorkommt.
Nach Abendblatt-Informationen wurde sogar ein frühzeitiges Aus des Finanzvorstands diskutiert. Stand jetzt soll Wettstein aber bis Sommer bleiben. Wer dann neben Sportvorstand Boldt (Vertrag bis 2023) in den Vorstand rückt, ist unklar.
HSV AG muss Aufsichtsrat komplettieren
Ende November kommt es nun zur Hauptversammlung der AG-Gesellschafter um Klaus-Michael Kühne, Helmut Bohnhorst, die Erbengemeinschaft des 2016 verstorbenen Unternehmers Alexander Margaritoff, die Brüder Gerhard, Heino und Maik Burmeister, Neu-Aktionär Dr. Thomas Wüstefeld und Jansen als Präsident des Hauptanteilseigners HSV e.V.
Diese müssen dann zwei neue Aufsichtsräte wählen, um das Gremium zu komplettieren. Seit dem Rücktritt des damaligen Vorsitzenden Max-Arnold Köttgen sowie des damaligen e. V.-Vizepräsidenten Thomas Schulz im März 2020 sind zwei Sitze im Aufsichtsrat vakant.
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Der neue Aufsichtsrat, bislang vertreten durch Jansen (Vorsitzender), Goedhardt, Dr. Andreas C. Peters, Markus Frömming und Michael Krall, wird dann einen Nachfolger für Frank Wettstein suchen müssen. Auch wird sich dann zeigen, ob der Plan, den Vorstand um einen COO („Chief Operating Officer“) zu erweitern, weiter verfolgt werden soll.