Der Finanzvorstand hört im kommenden Jahr auf. Als Nachfolger des Rheinländers braucht der HSV einen Teamplayer.
Es ist bereits dreieinhalb Jahre her, als im Abendblatt ein Artikel über HSV-Finanzvorstand Frank Wettstein mit der Überschrift „Der letzte Mann beim HSV“ erschien. Es war „das Porträt eines Übriggebliebenen“.
Wettstein war seit 2014 im Amt, hatte drei Vorstandsvorsitzende, sechs Sportchefs, elf Trainer und 14 Aufsichtsräte kommen und gehen gesehen. Seit Dienstagabend steht nun öffentlich fest: Auch der Übriggebliebene wird nicht übrigbleiben.
HSV nach Wettstein: Teamplayer gesucht
„Der letzte Mohikaner“ wird seinen am 30. Juni 2022 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Und während in der freien Wirtschaft die Nachricht, dass in schweren Zeiten der Finanzvorstand das Unternehmen aus freien Stücken verlässt, zu Kurseinbrüchen führen würde, sollte der HSV die Entscheidung als Chance begreifen.
Der Rheinländer, der kurz nach der Ausgliederung 2014 in Hamburg anheuerte, hat viele zermürbende Machtkämpfe hinter sich. Nun ist die Zeit gekommen, einen Teamplayer (oder eine Teamplayerin) zu verpflichten, mit dem oder mit der ein neues Kapitel aufgeschlagen werden kann.
HSV: Wettstein und die zwei Wahrheiten
Für viele ist Wettstein eines der Gesichter des HSV-Untergangs. In seiner Amtszeit ist der HSV abgestiegen und dreimal nicht aufgestiegen. Jahr für Jahr präsentierte der Mann der Zahlen negative Geschäftsabschlüsse, und in Kürze wird das nächste Millionenminus folgen. Das ist die eine Wahrheit.
Die andere: Es ist auch Wettsteins Verdienst, dass die drohende Insolvenz mehrmals abgewendet werden konnte. Besonders in der Corona-Zeit hat er schlaue Entscheidungen getroffen, wichtige Deals eingefädelt und darf gutes Gewissens behaupten, den Club so gut wie nur wenige andere Vereine durch die Pandemie gebracht zu haben.
Nun wird der letzte Mann gehen. Bei der entscheidenden Frage, welcher Mann oder welche Frau ihn ersetzt, wird der Aufsichtsrat eine überzeugende Antwort geben müssen.