Hamburg. Nach dem Dämpfer gegen Rostock erhofft sich der Coach mehr Qualität für seinen Kader. Vuskovic-Diagnose ist da

Am Tag nach der emotionalen 0:1-Niederlage gegen Hansa Rostock kehrte beim HSV der Alltag ein. Die Stammspieler absolvierten eine leichte Regenerationseinheit im Volkspark, die Ersatzspieler machten auf dem Platz ein Spielersatztraining. Business as usual nach einem denkwürdigen Heimspiel, das ganz im Zeichen der Trauer um Uwe Seeler stand, aber vor allem auch sportlich einige Fragen aufwarf.

HSV News: Trainer Walter kritisiert Offensivleistung

Immerhin hatte sich Laune von Trainer Tim Walter (46) zumindest ein wenig gebessert. Direkt nach dem Rostock-Spiel war der HSV-Trainer ungewohnt hart mit den Offensivspielern seiner Mannschaft ins Gericht gegangen. "Es hat letzte Woche schon etwas nach vorne gefehlt. Es geht darum, seine Leistung auf den Platz zu bringen. Die haben einige heute nicht auf den Platz gebracht. Da hat es an Überzeugung gefehlt", klagte der Coach und fügte an: "Uns fehlt es vorne an der Präzision, an Bewegung aus dem Achter-, Siebener- und Elfer-Raum. Dass wir da besser hinter die Kette kommen", kritisierte der Coach.

Rein inhaltlich blieb Walter am Montag bei seiner Kritik, doch der Ton fiel deutlich moderater aus. Der HSV-Trainer betonte, wie schwer es sei, gegen tief stehende, defensivorientierte Teams zu bestehen. Das wurde schon beim wenig überzeugenden 2:0-Sieg in Braunschweig deutlich. "Es geht aber dann darum, Lösungen zu finden und eiskalt zuzuschlagen. Das haben wir nicht gemacht. Wenn Glatzel das Tor macht, ist alles in bester Ordnung, so schauen wir dumm aus der Wäsche. Wir wollen uns aber nicht nur auf Robert verlassen, es müssen auch andere Tore schießen", forderte Walter.

HSV-Trainer Walter sieht Bedarf für Neuzugänge

Eine klare Botschaft auch an die beiden offensiven Neuzugänge Ransford Königsdörffer (20) und Laszlo Bénes (24), die beide noch kein Faktor im HSV-Spiel sind. Sowohl in Braunschweig als auch gegen Rostock wurden beide Neu-Hamburger Mitte der zweiten Halbzeit nach überschaubarer Leistung ausgewechselt. "Bénes kann noch zulegen, das sieht jeder. Er muss schneller spielen, das wird er auch tun. Ransford muss noch mehr die Tiefe attackieren, mehr zum Abschluss kommen, mehr in die Box ziehen. Da gibt es sicher noch Potenziale", sagte Walter.

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HSV braucht Alternativen für Verletzte

Ob das Potenzial des Kaders allerdings ausreicht, um das große Ziel Aufstieg zu realisieren, ist nach den ersten beiden absolvierten Pflichtspielen fraglich. 

Es fehlt in Abwesenheit der verletzten Anssi Suhonen (21, Aufbau nach Wadenbeinbruch), Bakery Jatta (24, Aufbau nach schwerer Muskelverletzung) und Xavier Amaechi (21, Bänderanriss) an personellen Alternativen. "Wir reden immer vom großen HSV, der doch so viel Qualität hat. Wir haben Qualität, aber wenn diese Spieler ausfallen, wird es schwer. Bei Bakery wird es noch dauern, bis er zurückkehrt. Die Muskelkraft, die messbar ist, ist nach der schweren Verletzung bei ihm noch nicht wieder zurück. Und bei Xavier gehen wir davon aus, dass er noch drei Wochen fehlen wird", erklärte Walter.

Vuskovic hatte bei Daumenverletzung Glück

Glück im Unglück hatte Abwehrspieler Mario Vuskovic, der sich gegen Rostock seinen Daumen ausgekugelt hatte. Der Innenverteidiger hat sich ein Seitenbandriss im Daumen zugezogen. Der Knochen hat keinen Schaden genommen. "Die Situation war sehr unglücklich, weil ich in dem Moment den Zweikampf nicht hätte bestreiten müssen. Leider ist mein Daumen bei dem Crash ausgerenkt, das habe ich nach dem Fallen auch sofort gesehen. Zum Glück haben der Doc (Mannschaftsarzt Dr. Wolfgang Schillings, Anm. Red) und die Physiotherapeuten den Finger wieder eingerenkt. Danach wollte ich unbedingt weiterspielen", erklärte Vuskovic, der nach dem schlimmen Unfall noch 15 Minuten weiterspielte, dann aber doch ausgewechselt wurde.

Bereits am Dienstag will Vuskovic wieder ins Training einsteigen. "Jetzt habe ich eine Orthese und werde am Mittwoch im Training checken, ob ich damit zurechtkomme. Hoffentlich bin ich für das Spiel am Sonnabend einsatzbereit", sagte Vuskovic mit Blick auf das DFB-Pokalspiel gegen Bayreuth.

HSV soll an belgischem Talent interessiert sein

Der Bedarf an neuen Spielern ist aber auf jeden Fall da beim HSV. In Belgien wird spekuliert, dass HSV-Sportvorstand Jonas Boldt (40) Interesse an Sturmtalent Sekou Diawara (18) vom KRC Genk haben soll. Das berichtet die Zeitung "Het Belang van Limburg".

Bei seinem aktuellen Verein soll Diawara aktuell nicht besonders hoch im Kurs stehen. Sein kleiner Bruder Mamady (15) ist in die Jugendabteilung vom Club Brügge gewechselt, was Sekou Diawara dazu veranlasste, sich gemeinsam mit ihm im Brügge-Trikot ablichten zu lassen. "Wir werfen ihm nicht den Transfer vor, sondern seine Reaktion darauf", betonte Genks Technischer Direktor Dimitri de Conde.

Offensivspieler Sekou Diawara (v.) vom KRC Genk soll im Fokus des HSV stehen.
Offensivspieler Sekou Diawara (v.) vom KRC Genk soll im Fokus des HSV stehen. © Unbekannt | Jimmy Bolcina

Doch nicht nur in Offensive sieht Walter Handlungsbedarf bei der Kaderplanung. Auch auf der Rechtsverteidigerposition drückt personell der Schuh.  Mit Moritz Heyer (27), der eigentlich gelernter Innenverteidiger ist, steht nur ein Profi zur Verfügung, der bisher nachweisen konnte, dass er die Position auf Zweitliganiveau ausfüllen kann.

HSV News: Wo kommt Geld für einen neuen Rechtsverteidiger her?

Sollte sich der Allrounder verletzten, hätte der HSV nach dem Abgang von Josha Vagnoman zum VfB Stuttgart ein Problem. "Josha, der mit seiner Wucht und Power schwer zu ersetzen ist, ist uns abhanden gekommen. Er war als Spieler mit seiner Dynamik überragend. Daher würde ich mich nicht beschweren, wenn wir da noch Druck aufbauen könnten", sagte Walter. Heißt im Klartext: Ein neuer Rechtsverteidiger würde dem Kader zu gut Gesicht stehen.

Doch das Problem ist bekannt: Der HSV ist finanziell gerade nicht in der Lage, große Sprünge auf dem Transfermarkt zu machen. "Ich habe ja gesagt, dass Jonas Boldt, Claus Costa (Chefscout, Anm.Red) und ich ständig im Austausch sind, aber es geht jetzt auch darum, Gelder zu generieren und frei zu machen", forderte Walter.

Eine klarer Wink in Richtung Aufsichtsrat, der zuletzt aufgrund der Finanzprobleme einen Investitionsstopp verhängt hatte.