Hamburg. Nach zehn Jahren im Club sucht sich der Spielmacher im kommenden Sommer eine neue Herausforderung. Wohin es den 24-Jährigen zieht.

Es ist nicht weniger als eine Ära, die im kommenden Sommer beim HSV Hamburg (HSVH) enden wird. Nach zehn Jahren wird Spielmacher Leif Tissier (24) seinen Vertrag beim Handball-Bundesligisten nicht verlängern und zum Ligakonkurrenten TSV Hannover-Burgdorf wechseln. Das gab der Verein am Donnerstagnachmittag bekannt. Nach Abendblatt-Informationen erfuhren die HSVH-Verantwortlichen bereits am Dienstag von der Entscheidung.

„Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es für mich jetzt an der Zeit ist, den nächsten Schritt zu gehen und auch mal rauszukommen aus Hamburg“, sagt Tissier, der in Hannover bis Sommer 2027 unterschrieb: „Es war die schwierigste Entscheidung meines Lebens, zu sagen, dass ich gehen möchte, weil ich für das Vertrauen und all die Wertschätzung, die mir hier entgegengebracht wurde, wirklich sehr dankbar bin.“

Handball: Tissier verlässt HSV Hamburg nach zehn Jahren

Im Jahr 2015 war der gebürtige Billstedter vom AMTV Hamburg in die Jugend des damaligen HSV Handball gewechselt, einige Monate später folgten Insolvenz und der Zwangsabstieg der Profimannschaft. Beim Neustart des Vereins war Tissier ein zentraler Bestandteil, Trainer Torsten Jansen gab ihm bereits in der Saison 2017/18 im Alter von 17 Jahren die Chance bei der Drittligamannschaft. Jansen wurde zu seinem wichtigsten Förderer, bereits in der A-Jugend hatte der Weltmeister von 2007 Tissier trainiert. „Leif ist einen beeindruckenden Weg gegangen und hat sich immer wieder den veränderten Bedingungen und an das nächsthöhere Level angepasst“, sagt Jansen.

Mit Tissier als Stammspieler stieg die Mannschaft 2018 als Meister zunächst in die Zweite Liga auf, ehe 2021 mit der Zweitligameisterschaft auch die Rückkehr in die Bundesliga gefeiert wurde. Weil sich auch Tissier im Laufe der Jahre immer weiterentwickelt hat, wurden zahlreiche Bundesligisten auf ihn aufmerksam. Vor einem Jahr war es Frisch Auf Göppingen, das ihn mit einem deutlich besseren Gehalt locken wollte, der Spielmacher entschied sich allerdings für eine weitere Verlängerung bei seinem Heimatclub.

Während der HSVH seit dem Bundesligaaufstieg 2021 nur noch kleinere Entwicklungsschritte gemacht hat, spielte sich Tissier weiter in den Fokus. Im Herbst berief ihn Bundestrainer Alfred Gislason erstmals in den 35er-Kader der Nationalmannschaft, die Nominierung des Trainingskaders für die anstehende Weltmeisterschaft in Dänemark, Norwegen und Kroatien (14. Januar bis 2. Februar) steht am kommenden Dienstag an.

Sportchef Bitter hoffte bis zuletzt auf einen Tissier-Verbleib

Der HSVH um Sportchef Johannes Bitter hatte zuletzt noch Hoffnung auf einen Tissier-Verbleib. „Leif hat sich bei uns im Verein zu einem Spieler entwickelt, mit dem sich jetzt auch die ganz Großen beschäftigt haben. Das ist eine enorme Auszeichnung für ihn, aber auch für uns. Wir haben im Rahmen unserer derzeitigen Möglichkeiten alles probiert, um ihn von unserem Weg zu überzeugen und ihn langfristig bei uns zu behalten“, sagt Bitter nun. „Auch wenn wir die Leidtragenden sind, glaube ich, dass wir Leif diese Entscheidung nicht verübeln können und seine Beweggründe absolut verständlich sind.“

Die Hamburger hatten ihr Vertragsangebot dem Vernehmen nach zuletzt noch einmal verbessert, konnten finanziell mit Hannover aber nicht mithalten. Viel wichtiger als das Geld ist Tissier ohnehin die sportliche Perspektive. In Hannover spielt er künftig unter Ex-Bundestrainer Christian Prokop, die Niedersachsen sind mit den Nationalspielern Justus Fischer (21/Kreis) und Renars Uscins (22/Rückraum) ein aufstrebendes Topteam. Tissier wird sich die Spielmacherposition voraussichtlich mit Marian Michalczik (27) teilen.

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Derzeit steht Hannover in der Bundesliga auf Rang zwei, das internationale Geschäft in der kommenden Saison ist das klare Ziel. Dies dürfte für Tissier auch ein Argument gewesen sein, sich gegen das ebenfalls vorliegende Angebot der Rhein-Neckar Löwen zu entscheiden. Die Mannheimer sind derzeit nur Tabellenachter, liegen drei Plätze vor dem HSVH. „Die Entscheidung war brutal schwer, aber ich bin froh, dass es jetzt durch ist“, sagt Tissier.