Hamburg. Der Spielmacher des HSV Hamburg spricht über die Gründe für seine starke Form, die Nationalmannschaft und seine Zukunft.

Den 17. Dezember hat Leif Tissier schon sein ganzes Leben lang dick im Kalender angestrichen – es ist schließlich sein Geburtstag. In diesem Jahr könnte der Spielmacher des HSV Hamburg (HSVH) das Datum aber noch mal mit Textmarker hervorheben, weil ihm auch Handball-Bundestrainer Alfred Gislason ein besonderes Geschenk machen könnte.

„Das wusste ich gar nicht“, sagt Tissier, als er am Freitagmittag im Abendblatt-Gespräch erfährt, dass am 17. Dezember auch der Kader für die WM-Vorbereitung nominiert wird. „Wie meine Chancen darauf sind, kann ich aber nicht einschätzen. Natürlich läuft es gut, trotzdem sind auf meiner Position viele andere brutal gute Spieler. Hinzu kommt, dass ich noch nie dabei war. Grundsätzlich freue ich mich darüber, dass ich im 35er-Kader dabei bin, weil das auch eine Wertschätzung meiner Leistung ist.“

Handball: Leif Tissier befindet sich seit Wochen in Topform

Würde Gislason seinen Kader ähnlich Form-bezogen zusammenstellen wie Julian Nagelsmann beim DFB, hätte Tissier wohl beste Chancen. Gerade erst wurde der 24-Jährige als bester Bundesligaspielmacher im Monat November ausgezeichnet, belegte im abschließenden Fan-Voting über sämtliche Positionen hinter Kreisläufer Justus Fischer (TSV Hannover-Burgdorf) und Rückraumspieler Marko Grgic (ThSV Eisenach) Rang drei.

„Manuel Zehnder (Bundesliga-Torschützenkönig 2023/24, d. Red.) und ein paar andere Jungs haben mich bei ihrem Handball-Managerspiel verpflichtet, weil ich wohl ganz gut Punkte liefere. Es ist lustig, wenn man nach dem Spiel von ein paar Leuten Nachrichten bekommt, dass ich ihnen in ihrer Manager-Liga weitergeholfen habe“, erzählt Tissier schmunzelnd vor dem Heimspiel gegen den SC DHfK Leipzig am Sonntag (16.30 Uhr/Sporthalle Hamburg/Dyn).

Tissier: „Ich fühle mich so fit wie noch nie“

Abgesehen davon, dass er nach dem Wechsel von Positionspartner Dani Baijens zu Paris Saint-Germain noch mehr Verantwortung übernimmt, ist auch sein körperlicher Zustand für die Form entscheidend. „Ich fühle mich gerade so fit wie noch nie“, sagt Tissier, der im Sommer komplett auf freie Tage verzichtete. „In der vergangenen Saison konnte ich zum ersten Mal alle Spiele bestreiten. Im Sommer habe ich dann darauf aufgebaut, war im täglichen Wechsel laufen oder im Kraftraum.“

In den Jahren zuvor hatte ihn mal eine Schulter, mal eine Sprunggelenksverletzung für längere Zeit zur Pause gezwungen, nun hat der gebürtige Hamburger seinen Körper gezielt verstärkt. „Niemand kann mit 17 Jahren sagen, was der eigene Körper nach ein paar anstrengenden Bundesliga-Wochen braucht. Da habe ich im Laufe der Jahre deutlich dazugelernt, etwa dass ich selbstständig Physio-Behandlungstermine mache oder auch an freien Tagen nicht nur auf der Couch liege, sondern mich ein bisschen bewege“, sagt Tissier.

HSVH-Spielmacher stellte seine Ernährung um

Hinzu kommt, dass sich der 24-Jährige zu Hause seit rund eineinhalb Jahren nur noch vegetarisch ernährt. „Ich setze mich auch viel mit dem Thema Ernährung auseinander. Welche Lebensmittel brauche ich vor dem Spiel? Was ist am besten zur Regeneration? Auch bei uns im Verein haben wir bei der Verpflegung auf Auswärtsfahrten große Schritte nach vorne gemacht“, sagt er.

Sein BWL-Studium wird Tissier zeitnah abschließen, bis Mitte Mai muss er seine Master-Arbeit zum Thema „Sportsponsoring“ abgeben. Und danach? Wie bereits in der Saison 2020/21 und 2023/24, als sein Vertrag ebenfalls auslief, liegen ihm auch jetzt wieder finanziell attraktive Angebote anderer Bundesligisten, die teilweise auch mit dem europäischen Wettbewerb locken können, vor.

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Eine Entscheidung dürfte der Spielmacher zeitnah treffen, eine Tendenz ist nicht erkennbar. „Wir befinden uns noch immer in Gesprächen und haben einen guten Austausch. Aber noch gibt es nichts zu vermelden, wir haben auch keinen konkreten Tag dafür ins Auge gefasst“, sagt Tissier, der mit einer Verlängerung dem Verein ein ebenso großes Geschenk machen könnte wie ihm Alfred Gislason.