Hamburg. Die MT Melsungen steht überraschend an der Spitze der Handball-Bundesliga. Warum die Hessen so stark sind und was den HSVH erwartet.

Schon vor dem Spiel beim Tabellenführer der Handball-Bundesliga beweist der Handball Sport Verein Hamburg (HSVH) Mut. „Wir fahren Mittwochmorgen mit der Bahn hin“, sagt Trainer Torsten Jansen. „Wir möchten der Deutschen Bahn noch eine Chance geben.“ Mut wird sein Team auch im Spiel gegen die MT Melsungen brauchen.

In der Rothenbach-Halle trifft der HSVH an diesem Mittwoch (19 Uhr/Dyn) auf eines der heimstärksten Teams der Liga. In dieser Saison gewannen die Hessen alle sechs Partien in eigener Halle, und auch in der vergangenen Spielzeit verloren sie nur ein Spiel – ausgerechnet das Derby gegen die HSG Wetzlar. Am Mittwochabend unterstützen knapp 4000 Fans ihr Team.

Handball-Bundesliga: HSVH zu Gast beim Tabellenführer

Die Heimstärke ist einer der Gründe dafür, warum die Melsunger in dieser Saison auch nach 14 Spieltagen an der Tabellenspitze stehen, weiß Björn Mahr, der seit 23 Jahren in der Sportredaktion der „Hessischen/Niedersächsischen Allgemeine“ für den Handball zuständig ist und die MT Melsungen schon lange begleitet.

Dass es für die Mannschaft von Trainer Roberto García Parrondo (44), der vor einigen Jahren HSVH-Keeper Mohamed El-Tayar in der ägyptischen Nationalmannschaft betreut hat, derart gut läuft, hätte niemand erwartet. „Sie spielen immer oben mit, aber haben jahrelang gegen die Top-Mannschaften nicht gewonnen“, sagt Mahr. In dieser Saison hatten die Teams aus Flensburg, Berlin, Magdeburg und Kiel zum Teil deutlich das Nachsehen.

Melsungens Trainer gewann die Champions League

Einen weiteren Faktor sieht Mahr in Trainer Parrondo, der mit RK Vardar Skopje 2019 die Champions League gewann: „Sie haben in den vergangenen Jahren immer wieder tolle Spieler geholt, aber auf dem Feld nicht zusammengepasst“, sagt er. In diesem Jahr sei das anders. „Melsungen hat zwölf unterschiedliche Nationen im Kader, so viele wie keine andere Bundesligamannschaft. Parrondo hat daraus eine Einheit geformt und entwickelt. Vor dieser Leistung muss man den Hut ziehen.“

Der Spanier sei ein zurückhaltender Typ mit „unfassbarem Handball-Sachverstand“, so Mahr. Auch das Geld werde in Melsungen, das vom ortsansässigen, jährlich mehrere Milliarden umsetzenden Pharma- und Medizinunternehmen B. Braun gesponsert wird, nicht mehr „mit den Händen rausgeworfen, sondern bewusster eingesetzt“, sagt der Experte.

HSVH: Schlüssel zum Erfolg liegt im Publikum

Alles andere als zurückhaltend ist der Torwart der Melsunger Nebojša Simić, der sich im Verbund mit den eigenen Fans in dieser Saison immer wieder zu Höchstleistungen aufschwingt. Dabei neigt der positiv verrückte Montenegriner zu kreativen Jubeleinlagen. Sein aktuell beliebtestes Kunststück: Nach besonders spektakulären Paraden schließt er mit einem imaginären Schlüssel sein Tor ab und wirft diesen dann ins Publikum. Anschließend bebt die Halle – und Simić wird dadurch nicht unbedingt schlechter.

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„Abwehr und Torwart sind optimal aufeinander eingestellt“, weiß auch Jansen, der mit seinem Team aber nicht nur „zum Staunen“ nach Melsungen reist. „Ich hoffe, dass wir nach dem Spiel am Sonntag frisch genug sind und etwas Zählbares mitnehmen können.“ Der Schlüssel zum Erfolg, mit dem der HSVH das Tor von Simić öffnen kann, liegt irgendwo im Melsunger Publikum. Die Hamburger müssen ihn nur finden.