Hamburg. Nach einer gruseligen Halbzeit kommen Hamburgs Bundesligahandballer gegen Leipzig dank ihres Keepers zum 33:32-Erfolg zurück.

Mohamed El-Tayar sank auf die Knie und küsste den Boden der Sporthalle Hamburg, als am Sonntagabend die Schlusssirene ertönte. Monatelang hatte der ägyptische Nationaltorwart des HSV Hamburg (HSVH) seine Form gesucht, beim 33:32 (13:19)-Comebacksieg gegen seinen Ex-Club SC DHfK Leipzig fand er sie auf spektakuläre Art und Weise wieder. Bester Werfer der Gastgeber, die eine furchtbare erste Halbzeit gespielt hatten, war Frederik Bo Andersen mit sieben Toren.

HSVH-Trainer Torsten Jansen musste nach dem Spiel erst mal durchatmen. „Es war ein völlig verrücktes Spiel. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir mal so einen Rückstand gedreht haben“, sagte Jansen. „Ich freue mich insbesondere für Mo, der einen schweren Einstieg bei uns hatte und an sich und allem gezweifelt hat, dass er heute so ein Spiel machen konnte.“

Handball: HSV Hamburg spielt schlimme erste Halbzeit

Bereits nach weniger als sieben Minuten nahm Jansen seine erste Auszeit (2:5), nach knapp 14 seine zweite (3:7). Die Wirksamkeit dieser Interventionen beschränkte sich allerdings jeweils nur auf die Minute, in der das Spiel unterbrochen war. Viele der 2946 Fans dürften mit Nackenschmerzen nach Hause gegangen sein, so oft wie sie im ersten Durchgang ihren Kopf schütteln mussten.

Gefühlt kam Leipzig bei jedem Angriff zu einem freien Abschluss, die HSVH-Keeper Robin Haug und El-Tayar waren anfangs fast schon zu bemitleiden. „Wir sind zu passiv, so können wir nicht Abwehr spielen“, sagte Jansen in seiner ersten Auszeit. Genauso gut hätte er sagen können: „Wir sind zu unkonzentriert, so können wir nicht Angriff spielen.“

Casper Mortensen vergab sämtliche Würfe

Bereits Mitte der ersten Halbzeit tauschte Jansen seine halbe Offensivabteilung aus, insbesondere Linksaußen Casper Mortensen stand mit null Treffern aus vier Versuchen (davon ein Siebenmeter) bis zu seiner Auswechslung stellvertretend für die schwache Abschlussleistung der Gastgeber. Immer wieder rannten sich die Hamburger im Angriff fest, erst kurz vor der Pause sorgte Andersen für das erste Außen-Tor aus dem Spiel heraus (10:17/26.).

Das beste – und das war bei einem 13:19-Pausenrückstand erschreckend – war aus Hamburger Sicht noch das Ergebnis. „Wir sind enttäuscht von der ersten Halbzeit“, sagte Kapitän Niklas Weller vor dem Wiederanpfiff. „Wir müssen die Kompaktheit in der Abwehr herstellen. Vorne tun wir uns schwer, 14 Fehlwürfe in einer Halbzeit sind zu viel.“

Furioses Comeback im zweiten Durchgang

Was dann passierte, war eigentlich nicht zu erklären. Wenn man es nicht besser wüsste, hätte man aber denken können, dass beide Teams in der Kabine ihre Trikots getauscht hätten. Die HSVH-Abwehr hatte plötzlich eine ganz andere Präsenz, auch Keeper El-Tayar hielt nun reihenweise Bälle (insgesamt 13). Tor für Tor kämpften sich die Hamburger wieder heran, mit jedem Treffer wurde es lauter in der Halle.

Als Andersen am Ende eines berauschenden 9:3-Laufs zum 22:22 ausglich (41.), war das Momentum endgültig gekippt, aus dem Kopfschütteln der Fans wurden stehende Ovationen. Bereits gegen die Füchse Berlin (29:29) hatte der HSVH einen Siebentorerückstand aufgeholt, damals mit der Unterstützung von El-Tayars Gespannpartner Haug.

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Hätten Andersen, Mortensen und Levin Unbehaun nicht noch drei weitere Siebenmeter vergeben, wäre das Spiel wohl schon früher entschieden gewesen. So blieb es bis zum letzten Angriff spannend. 20 Sekunden vor Schluss nahm Jansen bei einer 33:32-Führung eine letzte Auszeit, die Hamburger brachten die Führung zum dritten Sieg mit einem Tor Vorsprung in Folge über die Zeit.