Hamburg. Der Rückraumspieler des HSV Hamburg konnte wegen schlechter Blutwerte monatelang nicht trainieren. Wie er auf die Zeit zurückblickt.

Im Kraftraum und am Buffet darf es für Zoran Ilic in diesen Tagen gerne etwas mehr sein. Vier Kilogramm hat der Rückraumspieler des HSV Hamburg (HSVH) in den vergangenen Monaten an Körpergewicht verloren, als ihn schlechte Blutwerte und eine vergrößerte Milz infolge einer Infektion mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber vom Handballspielen abhielten.

An diesem Montag (19 Uhr/Dyn) bestreitet der 22-Jährige in der Barclays Arena gegen die Füchse Berlin sein erstes Heimspiel in dieser Bundesligasaison, auswärts beim VfL Gummersbach (29:32) hatte er am vergangenen Spieltag bereits sein Comeback gegeben. „Ich bin sehr glücklich, nach dieser langen Zeit endlich wieder spielen zu können. Es ist immer hart, wenn man seine Mannschaft nur von außen anfeuern, aber nicht mithelfen kann“, sagt Ilic.

Handball: Zoran Ilic fiel monatelang wegen schlechter Blutwerte aus

Neun Pflichtspiele und die gesamte Vorbereitung hat der ungarische Nationalspieler in dieser Saison verpasst. Dabei schien es, als müsste er nach den Olympischen Spielen im Sommer nur eine kurze Pause wegen Kniebeschwerden einlegen. Als es dem Knie nach zwei Wochen wieder besser ging, folgte jedoch die Virusinfektion.

„Nach der vergangenen Saison bin ich direkt für die Olympia-Vorbereitung zur Nationalmannschaft gefahren. Vielleicht ist das der Grund für die Infektion, dass ich keine Pause und Zeit zur Regeneration hatte“, sagt Ilic. „Am Anfang hat sich der Virus wie Corona für mich angefühlt. Nach einer Woche habe ich mich dann auch wieder gut gefühlt, nur meine Blutwerte waren nicht gut. Da habe ich mich schon kurz gefragt, was gerade mit mir passiert. Die Gespräche mit den Ärzten haben mich dann aber beruhigt.“

Ilic erlebte eine Quarantäne wie zu Corona-Zeiten

Nicht nur die ersten Symptome, sondern auch die angeordnete Quarantäne erinnerte ihn an Corona. Um seine Mitspieler während des Saisonstarts nicht anzustecken, war jeglicher persönlicher Kontakt untersagt. Die Anfangszeit verbrachte Ilic alleine in seiner Wohnung in Hamburg, später besuchte er auch mal seine in Wien lebenden Eltern. Der Kontakt zu seinen Teamkollegen aber beschränkte sich über einige Wochen nur auf Telefonate.

„Ich habe mit vielen Ärzten aus Ungarn, Serbien und Deutschland gesprochen und viele Vitamine genommen, um so schnell wie möglich wiederzukommen“, erzählt Ilic. Alle sechs Tage wurden seine Blutwerte überprüft, doch über mehrere Wochen gab es keine entscheidende Verbesserung. Das belastete den noch immer sehr jungen Profi auch mental, erst Ende Oktober durfte er wieder trainieren.

Abgang des Rückraumspielers im Sommer ist sicher

„Es ist normal, dass ich noch nicht wieder bei 100 Prozent bin. Ich muss mich erst mal wieder an die Geschwindigkeit gewöhnen und wieder ein Gefühl für das richtige Timing bekommen. Ich glaube, dass ich auch noch ein paar Wochen benötigen werde, um wieder vollständig leistungsfähig zu sein“, sagt Ilic, der als bester Distanzschütze beim HSVH gilt, bei seinem Comeback in Gummersbach aber nur einen von fünf Würfen im Tor unterbrachte.

Wie sehr der Linkshänder trotz der langen Zwangspause in der Handballwelt begehrt ist, zeigt der Umstand, dass schon im Oktober klar war, dass Ilic den HSVH nach dem Auslaufen seines Vertrags im kommenden Sommer in Richtung eines Champions-League-Clubs verlassen wird. Zu viel Werbung hatte er in der vergangenen Saison für sich gemacht, dass ihn die Hamburger halten könnten. Hinzu kommt, dass der Ungar künftig gerne in der Königsklasse spielen würde.

Die Tendenz geht zu Wisla Plock

Optionen gibt es für ihn genug, sein ungarischer Ex-Club KC Veszprém und der polnische Topverein Wisla Plock gelten allerdings als Favoriten. „Es stimmt, dass mich einige Teams gerne unter Vertrag nehmen würden. Mehr kann ich dazu aber nicht sagen, solange nichts offiziell ist“, sagt Ilic. Die Tendenz dürfte bei ihm in Richtung Plock gehen, da die Konkurrenz auf seiner Position bei Veszprem durch Lukas Sandell (27/Schweden) und Nedim Remili (29/Frankreich) größer wäre. Eine Entscheidung dürfte zeitnah fallen.

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Zunächst will Ilic aber zu alter Stärke zurückfinden, wenngleich die Chancen mit dem HSVH gegen Vizemeister Füchse Berlin an diesem Montag überschaubar sind. „Unsere Mannschaft mag es, gegen diese absoluten Topteams zu spielen. Eine Chance könnte sein, dass viele Füchse-Spieler bei der Nationalmannschaft waren“, hält Ilic dagegen. Beim HSVH hingegen waren in der vergangenen Woche nur Rechtsaußen Frederik Bo Andersen (Dänemark) und Torwart Mohamed El-Tayar (Ägypten) unterwegs.

Anfang Januar will auch Ilic dann wieder zur ungarischen Nationalmannschaft reisen, um bei der WM in Dänemark, Norwegen und Kroatien (14. Januar bis 2. Februar) dabei zu sein – und im Anschluss nach Möglichkeit schneller zum HSVH zurückzukehren, als es im Sommer nach Olympia möglich war.