Hamburg. HSV e.V. seit dem 1. November Eigentümer der q.beyond Arena. HSVH in Not: Bald keine Punktspiele mehr in der Handballhalle möglich.
Kumar Tschana steht in einer leeren und etwas kühlen Halle und zeigt auf den nackten Betonboden unter sich: „Hier wird später das Spielfeld beginnen“, erklärt er. Noch gehört etwas Vorstellungskraft dazu, doch bis zum Spätsommer 2025 soll in der 2700 Quadratmeter großen Halle, die zur ehemaligen „q.beyond Arena“ gehört, tatsächlich eine moderne Dreifeldhalle entstehen, „von der die wachsende Bevölkerung gerade auch in Altona profitieren wird“, verspricht Tschana.
Seit diesem Freitag, dem 1. November, gehört die Halle, an der außen noch der inzwischen etwas vergilbte Schriftzug mit dem einstigen Namen prangt, nun auch offiziell und notariell beglaubigt dem HSV e.V., dessen Geschäftsführer Tschana ist. Dass hier bis vor wenigen Monaten noch Eishockeyspieler auf ihren Schlittschuhen umhergekurvt sind, daran erinnert nur noch wenig. Einzig die abmontierten Banden stehen aufgereiht und abholbereit auf dem weißen Betonboden. Künftig dürfen Eishockeyspieler in Hessen ihre Körper mitsamt der Ausrüstung in die Spielfeldumrandung schmeißen.
HSV News: Hallen in Stellingen war ein Geschenk
Der vorherige Besitzer, die Alexander-Otto-Stiftung, hatte im vergangenen Jahr bekannt gegeben, dem HSV e.V. die Halle im Rahmen einer Förderung kostenlos zu übertragen. Aufgrund der hohen Energiekosten ließ sich die Halle für die Stiftung nicht mehr wirtschaftlich betreiben. Der HSV e.V. übernimmt nun das einst 15 Millionen Euro teure Gebäude auf einer Gesamtfläche von 7000 Quadratmetern, diese in Erbpacht von der Stadt, und musste dafür keinen Cent bezahlen – vorerst.
Denn Eigentum verpflichtet – und natürlich muss der neue Besitzer nun die Kosten für den Umbau der Halle tragen. Zwei bis drei Millionen Euro investiert der HSV e.V. nach eigener Schätzung, um neben dem neuen Hallenboden beispielsweise auch einen barrierefreien Eingang zur Halle, die auch anderen Hamburger Vereinen und vor allem Schulen zur Verfügung stehen soll, zu bauen.
Lüftungsanlge hängt zu tief
„Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Active-City-Strategie der Stadt, die in den nächsten Jahren 100 neue Hallenfelder bauen will“, sagt Tschana. Eine Heimat bieten soll die Halle neben dem Schul- und auch Betriebssport etlichen eigenen Sportsparten wie der Boxabteilung, den Rollstuhlbasketballern (BG Baskets) oder dem Gesundheitssportbereich.
Wofür er aber kein Geld ausgeben kann, ist das Dach der Halle. Denn dort hängt aktuell noch eine sperrige Lüftungsanlage, die verhindert, dass in der Halle Punktspiele im Handball oder Rollstuhlbasketball stattfinden können. Handballpunktspiele (zweite Mannschaft, Nachwuchs) konnten bislang auch in der zweiten Halle, die ebenfalls zum Gebäude gehört und nur wenige Meter neben der ehemaligen Eisfläche liegt, ausgetragen werden. Doch das ist ab der übernächsten Saison nicht mehr möglich.
HSVH: Zweite Mannschaft soll in die Dritte Liga
Denn der Verband hat die Regularien beispielsweise für die Jugendbundesliga im Handball verschärft. Künftig gibt es neue Anforderungen an die Zuschauerkapazität (mindestens 500 Zuschauer) und die Übertragungsmöglichkeiten der Spiele, für die ein gewisser Abstand vom Spielfeldrand zur Kamera notwendig ist. „Dafür ist die Halle in Zukunft schlicht zu klein“, sagt Johannes Bitter, Vizepräsident und Sportdirektor des HSV Hamburg.
Deswegen würde Bitter gerne ein paar Meter umziehen und in der ehemaligen Eishalle die Spiele austragen lassen. Das Problem: „Für Spiele in der Dritten Liga, in die unsere zweite Mannschaft perspektivisch aufsteigen kann und soll, und in den Nachwuchsligen muss die Decke sieben Meter hoch sein“, erklärt er. „Und wegen der Lüftungsanlage fehlen uns dafür aktuell 90 Zentimeter.“
HSV: Eine Million Euro für 90 Zentimeter
Die Handballer müssten dann in andere Hallen, beispielsweise nach Rosengarten oder in die CU-Arena in Neugraben, ausweichen. „Aber wir wollen als HSV Hamburg natürlich auch in Hamburg spielen, deswegen sprechen wir mit dem HSV e.V., um die Halle wettkampffähig zu bekommen, auch für viele andere Sportarten, die hier ein neues Zuhause finden könnten“, sagt der ehemalige Nationaltorwart.
Daher habe man gemeinsam das Gespräch mit dem Sportamt, Sportsenator Andy Grote und Sportstaatsrat Christoph Holstein gesucht, um eine Lösung – nämlich Geld – zu finden. Rund eine Million Euro würde der Umbau der Lüftungsanlage, weg vom Hallendach und hin zu den Wänden, kosten.
HSV: Investiert die Stadt in die Halle?
Denn die Sache ist kompliziert: Dass sich der HSV e.V. an den Zusatzkosten für den Umbau der Lüftungsanlage beteiligt, ist ausgeschlossen. Und die Stadt ist weit davon entfernt, dem HSV einfach das Geld für infrastrukturelle Maßnahmen zu schenken. „Die Sportbehörde macht sich im Sinne des Projekts schon eine Weile Gedanken“, sagte Holstein auf Abendblatt-Nachfrage.
Der Sportstaatsrat macht klar: „Dabei allein an eine Zuschusslösung zu denken, wäre wenig kreativ. Da sind sich alle einig.“ Eine Lösung könnte sein, dass die Stadt investiert und dafür kostenlosen Zugriff auf Schulsportstunden erhält. Eine ähnliche Konstruktion gab es schon bei der Barakiel Halle in Alsterdorf und auch der Halle der Veolia Towers Hamburg in Wilhelmsburg.
HSV News: Halle in Stellingen kann nich tiefer gelegt werden
Doch zunächst wird das Thema auf der nächsten Sportausschusssitzung Ende November besprochen. Dabei ist allen Beteiligten klar: Je länger die Entscheidung aussteht, desto teurer könnte es werden. „Wenn alle Genehmigungen für den Umbau der Halle vorliegen, fangen wir an. Dafür ist die Finanzierung gesichert“, kündigt Tschana an. Sobald der neue Hallenboden erst einmal verlegt ist, müsste dieser kostspielig abgedeckt werden, falls ein Umbau der Lüftung erst später erfolgen kann.
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„Wenn die Stadt bereit ist, dieses Geld zu investieren, könnten wir mit der Halle eine Lücke in Hamburg schließen“, sagt Tschana aber auch und betont die Bereitschaft für kreative Lösungen. „Für uns als HSV e.V. wäre ein Deckenumbau nicht notwendig, aber durchaus wünschenswert. Auf jeden Fall wäre es im Sinne des Sports“. Und sicher auch im Sinne Bitters und vieler anderer Sportler in Hamburg.
Eine Vertiefung des Boden um 90 Zentimeter ist übrigens nicht möglich, da unterhalb der Halle Röhren des Forschungszentrums Desy verlaufen, was eine Baugenehmigung wegen der Gefahr von Erschütterungen ausschließt. Wäre auch zu einfach gewesen.