Hamburg. Wie Eissportler unter der Schließung leiden – Kosten für neue Nutzung der ehemaligen q.beyond Arena könnten um eine Million Euro steigen.
Die Sonne scheint, Nebelschwaden ziehen über das Eis, und Kinder drehen auf Schlittschuhen ihre Runden – was zunächst nach dem Beginn einer idyllischen Geschichte aus einem Kinderbuch klingt, ist für den Eishockey-Nachwuchs der Hamburg Sailors bittere Realität.
Denn der Nebel hängt nicht über einem zugefrorenen See, sondern auf der Eisbahn Stellingen. Und da wollen die Kinder nicht gemütlich Schlittschuhlaufen, sondern ordentlich trainieren und Punktspiele austragen. Doch der Nebel hat genau das in der Vergangenheit ein ums andere Mal verhindert. Abgesagte Spiele und Trainings waren die Folge.
Stellingen: Eismaschine kaputt, Duschen verstopft
Die Geschichte zeigt beispielhaft, wie es aktuell um die Trainingsmöglichkeiten aller Hamburger Eissportler bestellt ist. „Die Situation in Stellingen ist eine Katastrophe“, sagt Daniel Günther aus dem Vorstand der Sailors. Seit der Öffnung der Eisbahn gebe es ständig Probleme. Denn nicht nur der Nebel, der auf der an den Seiten offenen Eisbahn entsteht, wenn die Außentemperatur wie zuletzt relativ hoch ist und die warme Luft auf das kalte Eis trifft, ärgert ihn.
Auch die Eismaschine streikt immer mal wieder, die Duschen sind zum Teil verstopft, und seit der Schließung der ehemaligen q.beyond Arena am Volkspark, die sich angeblich nicht mehr wirtschaftlich betreiben ließ, kämpft er ohnehin um jede Minute, die sein Verein auf dem Eis trainieren kann.
Eishockey: Vier Vereine in zwei Hallen
Neben den Sailors ringen auch die Crocodiles Hamburg, der HSV und der Altonaer Schlittschuhverein, die allesamt am Ligabetrieb teilnehmen, um Trainingszeiten auf dem Eis. Für die Sailors war die Arena am Volkspark ihr sportliches Zuhause, das sie im Frühjahr verlassen mussten.
„Wir haben aktuell pro Woche sieben Stunden auf dem Eis, eine davon für die Herrenmannschaft und den Rest für den Nachwuchs“, erzählt Günther. „Das ist tatsächlich etwas besser, als wir gedacht hatten. Wir haben mit dem Schlimmsten gerechnet.“ Allerdings habe sich auch die U 17 des Vereins mit einigen vielversprechenden Talenten aufgrund fehlender Perspektive aufgelöst. Und die Zeit der Herren, die von 22.30 Uhr bis 23.30 Uhr trainieren können, ist auch alles andere als optimal.
Hamburg Sailors: Talente verlassen den Verein
Und auch an anderen Stellen macht sich die Schließung bemerkbar. „Einige Mannschaften teilen sich eine Eiszeit, worunter die Trainingsqualität leidet. In der U 15 haben uns viele Spieler deshalb verlassen“, sagt Günther, „und wenn wir das Eis nicht zuverlässig nutzen können, bringen auch die Zeiten nichts.“
Berlin, Iserlohn, Erfurt, Wolfsburg und sogar Augsburg – die Liste mit Städten, in denen die ehemaligen Sailors-Talente jetzt spielen, ist lang. Ein Vater, dessen Sohn für seinen Traum von Eishockeyprofi ebenfalls die Stadt verlassen hat, sagte dem Abendblatt: „Ich frage mich, ob den Kindern in Stellingen erst das Dach auf den Kopf fallen muss, bis sich dort etwas tut.“
Zuletzt musste das Spiel einer Nachwuchsmannschaft gegen Wolfsburg nach Farmsen, die zweite noch nutzbare Eisfläche in der Stadt, verlegt werden, um sicherzustellen, dass gespielt werden kann und die Gäste die Reise nach Hamburg nicht umsonst antreten. Das Spiel konnte stattfinden, allerdings um 7.30 Uhr morgens. Die Wolfsburger mussten deshalb entweder mitten in der Nacht aufstehen oder einen Tag vorher anreisen.
Jansen: „Arena wird zum wichtigen Baustein“
Das alte Zuhause der Sailors im Volkspark steht unterdessen leer. Die Alexander-Otto-Stiftung, die durch die unwirtschaftliche Halle ihre Gemeinnützigkeit und damit ihre Existenz in Gefahr sah, hatte die 15 Millionen Euro teure Arena dem HSV e.V. überlassen – kostenlos.
Vereinspräsident Marcell Jansen sagte damals: „Die Arena wird zu einem wichtigen Baustein für die Weiterentwicklung unseres Sportangebotes und unseres Vereinslebens.“ Der HSV e.V. will zwei bis 2,5 Millionen Euro in den Umbau der Halle investieren, um sie in eine Dreifeldhalle für verschiedene Indoorsportarten, darunter Rollstuhlbasketball, zu verwandeln.
HSV e.V.: Kosten für Umbau könnten durch Handballer steigen
Die Planungen standen – im Prinzip. Im November steht der Notartermin an für die Übertragung der Halle an den HSV e.V. Doch nun könnte der Zeitplan ins Stocken geraten, was mit Bestimmungen des Handballverbands für das Austragen von Nachwuchsspielen zu tun hat.
In der bisherigen Ballsporthalle wäre demnach das Austragen von Junioren-Nachwuchsspielen nicht mehr möglich, einem Umzug in die bisherige Eishalle steht die wegen einer Lüftungslange zu geringe Deckenhöhe im Wege. Der eine fehlende Meter ist teuer: Ein Umbau ist mit rund einer Million Euro veranschlagt. Eine Summe, die das Präsidium des HSV e.V. nicht gewillt ist zu investieren. Derzeit laufen im Hintergrund Gespräche, auch im Sportausschuss soll das Thema bald auf die Tagesordnung.
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Noch bleiben viele offene Fragen rund um die Halle. Nur eins ist gewiss: Eissport wird es dort so schnell nicht wieder geben. Und solange die Anlage in Stellingen nicht modernisiert wird, kurven die Sailors und andere Vereine weiterhin durch den Nebel.