Hamburg. Energiekosten stark gestiegen. HSV e.V. übernimmt 15 Millionen Euro teure Arena von der Alexander-Otto-Sportstiftung – und baut sie um.
300 Tage im Jahr Eislaufen. Damit wirbt die bisherige q.beyond Arena unweit des Volksparkstadions auf ihrer Homepage. „Mannschaften aus dem Amateur- und Hobbybereich finden sich wöchentlich auf der Eisfläche und in der Ballsporthalle zusammen. Hierzu zählen zusätzlich zu unseren Hometeams die BG Baskets, die Hamburg Towers, HSV Futsal, der TuS Harsefeld Eishockey und der SV Bendestorf“, heißt es weiter.
Damit ist es nach dieser Eissaison Ende April, Anfang Mai vorbei. Zu hohe Energiekosten, sie waren zuletzt um 20 Prozent gestiegen, zwingen den Eigentümer, die Alexander-Otto-Sportstiftung, zur Aufgabe der 2700 Quadratmeter großen Eishalle – und der gesamten Arena mit einer Fläche von rund 7000 Quadratmetern. Der Komplex war mit dem bisherigen Vermieter-Mieter-Modell nicht mehr wirtschaftlich zu unterhalten.
Weil die Arena inzwischen mehr Ausgaben als Einnahmen produzierte, der Verlust sich in diesem Jahr auf mehr als 200.000 Euro summieren wird, war nach dem Stiftungsrecht die Gemeinnützigkeit der Stiftung gefährdet. Zusätzlich kamen in diesem Sommer Sanierungsmaßnahmen im Umfang von einer halben Million Euro hinzu.
HSV erhält die Arena geschenkt und will zwei Millionen Euro in den Umbau stecken
Die Arena soll jetzt an den HSV e.V. verschenkt werden, der Verein Eigentürmer und Betreiber werden. Die HSV-Mitgliederversammlung muss am 14. Januar dieser Überragung noch zustimmen, wovon Präsident Marcell Jansen fest ausgeht: „Wir erhalten für null Euro eine Immobilie, die einmal rund 15 Millionen Euro gekostet hat. Die Arena wird zu einem wichtigen Baustein für die Weiterentwicklung unseres Sportangebotes und unseres Vereinslebens.“
Nimmt der HSV das Geschenk an, überträgt der zur Finanzbehörde gehörende Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) das bestehende Erbbaurecht von der Alexander-Otto-Sportstiftung auf den HSV e.V. „Wir haben im Interesse des Hamburger Sports eine gute und pragmatische Lösung gefunden“, sagt Finanzsenator Andreas Dressel (SPD).
In der zweiten Hälfte des kommenden Jahres würde der HSV die Eisfläche ab- und zu einer barrierefreien Dreifeldhalle umbauen, die dann nicht nur Mitglieder, sondern auch andere Hamburger Vereine und Schulen nutzen können. Die Tribüne für bis zu 300 Zuschauer bleibt erhalten.
HSV-Vizepräsident Michael Papenfuß kalkuliert die Umbaukosten auf zwei Millionen Euro und erwartet, die neue, energieeffizientere Arena kostendeckend betreiben zu können. Bestandsmieter bleibt der Handball-Bundesligaclub HSV Hamburg, der hier trainiert und hier seine Geschäftsstelle hat.
Für den Eissport stehen nur noch drei öffentliche Flächen zur Verfügung
Neu einziehen sollen in die Arena die BG Baskets im HSV, die in der vergangenen Saison aus der Bundesliga in die Zweite Liga abstiegen. Sie würden jetzt eine feste Sportstätte erhalten. Bisher trainierten sie in Hamburg an verschiedenen Standorten und spielten in der Wilhelmsburger edel-optics.de Arena, die vom Basketball-Bundesligaclub Veolia Towers Hamburg betrieben wird. Die Punktspiele sollen weiter im Inselpark stattfinden.
Großer Verlierer ist einmal mehr der Hamburger Eissport. „Das ist der nächste Sargnagel für uns, aber nach dem Rückzug der Hamburg Freezers aus der DEL vor siebeneinhalb Jahren mussten wir mit dieser Entwicklung rechnen“, sagt Irmelin Otten, die Präsidentin des Hamburger Eis- und Rollsportverbandes. Die aktuelle Entscheidung sei ein weiterer Rückschlag für den Verband, nachdem die Crocodiles Hamburg in der vergangenen Saison Insolvenz anmelden und aus der Oberliga Nord in die Verbandsliga absteigen mussten.
Mit der Eishalle in Farmsen, der Eissport-Freiluftbahn in den Wallanlagen, dem Rad- und Eisstadion an der Stellinger Hagenbeckstraße stehen den Schlittschuhläufern und Eiskunstläufern derzeit nur noch drei öffentliche Flächen zur Verfügung. Ein schwacher temporärer Trost für Eislauffans ist derzeit die 240 Quadratmeter große „Like-Ice-Bahn“, das Herzstück des Wintermarktes in Wandsbek.
Arena soll neue Heimat für Futsal, Skating und Inlinehockey werden
Dem Eis- und Rollsportverband gehören rund 700 Eishockeyspieler und 650 Eiskunstläufer an. Für sie will Otten nun neue Trainingszeiten in den verbleibenden Anlagen finden. Dafür könnten öffentliche Laufzeiten eingeschränkt und die Nutzungszeiten von frühmorgens bis spätabends ausgedehnt werden.
Andererseits, sagt Otten, öffneten sich für Inlineskater und Inlinehockeyspieler neue Möglichkeiten. Der HSV will in der künften Dreifeldhalle viele neue Sportarten anbieten, neben den Rollstuhlbaskatballern auch seinem Bundesliga-Futsalteam eine neue Heimat geben. Die Kooperation zwischen dem Handball Sport Verein Hamburg und dem Hamburger SV soll zudem ausgebaut werden, mehr Jugendmannschaften könnten damit künftig im Volkspark trainieren. Dafür würden in anderen Hamburger Hallen Nutzungszeiten frei.
2008 wurde die dritte Arena am Hamburger Volkpark eröffnet
Die bisherige q.beyond Arena, der Namensgeber hatte bereits im Sommer gekündigt, liegt im Stadtteil Bahrenfeld neben der Barclays Arena und dem Volksparkstadion des HSV. Die Sportstätte wurde von der Alexander-Otto-Sportstiftung für zwölf Millionen Euro gebaut und am 1. November 2008 eröffnet. Die Stadt Hamburg stellte das Grundstück als Erbbaurecht kostenlos zur Verfügung, half mit drei Millionen Euro bei der Finanzierung der Gesamtkosten von rund 15 Millionen Euro. Die Stiftung war Bauherr, Eigentümer und Vermieter. Mit den Mieteinnahmen förderte sie auf vielfältige Weise den Hamburger Sport.
Insgesamt unterstützte die Stiftung in den vergangenen 15 Jahren die hiesigen Vereine und Verbände mit 17 Millionen Euro. Das jetzt abgetretene Stiftungskapital ersetzt Unternehmer Alexander Otto (ECE) mit persönlichen Immobilienbeteilungen. „Damit wird die Stiftung auch künftig eine wichtige Förderin des Hamburger Sports bleiben“, sagt Rando Aust, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung.
Mit der Aufgabe der Eisfläche verband Sportstaatsrat Christoph Holstein bei der Vorstellung der Pläne die Frage, welche Sportarten sich die Stadt, die Vereine und Verbände angesichts hoher Energiekosten künftig noch leisten können. Für den energiefressenden Eissport müssen auf jeden Fall neue Lösungen erdacht werden.
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Die q.beyond Arena, bis 2020 hieß sie Volksbank Arena, umfasst eine Eis- und eine Ballsporthalle. In der Eishalle, die bis zu 600 Zuschauern Platz bietet, trainierte bis zu ihrem Rückzug aus dem Spielbetrieb im Jahre 2016 das DEL-Team der Hamburg Freezers. Auch fanden in ihr deutsche Meisterschaften im Eiskunstlaufen statt.