Hamburg. Hamburgs Bundesliga-Handballer könnten den Rückraumrechten nach drei Niederlagen gut gebrauchen. Füllt ein anderer Spieler die Lücke?
Nach drei Niederlagen binnen acht Tagen durften die Profis des HSV Hamburg (HSVH) am Wochenende mal an andere Dinge als Handball denken. Moritz Sauter nutzte den freien Sonnabend für einen Familienausflug zur Elbphilharmonie, Casper Mortensen besuchte Freunde in Kopenhagen.
„Es ist gut, den Kopf jetzt mal freizubekommen“, sagte Spielmacher Leif Tissier, als er am Freitagabend nach der 25:31-Bundesliga-Niederlage gegen den THW Kiel in der Barclays Arena stand. In der Woche zuvor hatten die Hamburger bereits ein 27:30-Pokal-Aus gegen den THW verdauen müssen, zwischendurch gab es noch ein 27:30 bei den Rhein-Neckar Löwen.
Handball: HSV Hamburg ordnet drei Niederlagen richtig ein
„Diese Spiele zu verlieren, ist kein Beinbruch“, ordnete Tissier die Partien gegen die Topteams richtig ein. Auch Trainer Torsten Jansen sagte in der für ihn typisch trockenen Art: „Man sollte jetzt nicht alles auf den Prüfstand stellen. Die Gegner spielen auch im Verein und machen sich einen Plan.“
Nachdem der HSVH im Pokal sowie bei den Löwen noch realistische Chancen auf einen Punktgewinn hatte, war die zweite Begegnung mit Rekordmeister Kiel am Freitagabend eine deutlichere Angelegenheit, was bereits bei einem kurzen Blick auf den Statistikbogen zu erklären war. Mit einer Wurfquote von nur 53,19 Prozent hatten die Hamburger gegenüber dem THW (73,81 Prozent) eindeutig das Nachsehen.
Mortensen und Jansen hatten eine Meinungsverschiedenheit
Dies lag unter anderem an drei verworfenen Siebenmetern, wovon zwei verunglückte Heber von Mortensen waren. Diese sorgten im Nachhinein noch für Wirbel, weil Jansen den zweimaligen Bundesliga-Torschützenkönig in der Halbzeit auswechselte. Mortensen, dessen erster Heber über THW-Keeper Andreas Wolff noch funktioniert hatte, konnte Jansens Unmut nicht nachvollziehen. „Ich hätte auch einen vierten Heber gemacht, wenn Andreas Wolff wieder vorne gestanden hätte. Das gehört zu meinem Repertoire“, sagte der Däne. Wieso er ausgewechselt wurde, wisse er nicht, da müsse man den Trainer fragen.
„Ich spiele den Ball zurück. Vielleicht ist da mal Selbstreflexion angesagt“, antwortete Jansen umgehend. „Ich will aber keinen Privatkrieg aufmachen. Das ist etwas, das wir intern besprechen werden.“ Seinen Frust verarbeitete Mortensen direkt nach dem Spiel mit einer nächtlichen Einheit im Kraftraum.
Zoran Ilic macht weiterhin Sorgen
Abgesehen von der Beilegung dieses Zwists würde den Hamburgern auch die Rückkehr des Rückraumrechten Zoran Ilic weiterhelfen. Der Ungar war nach den Olympischen Spielen im Sommer zunächst mit Knieproblemen ausgefallen, ehe er sich eine Viruserkrankung einfing. „Wir müssen nicht darüber reden, dass er fehlt“, sagte Jansen, der in Jacob Lassen derzeit nur einen Rückraumrechtshänder zur Verfügung hat. „Jacob hat gerade niemanden an seiner Seite, der für Entlastung sorgt.“
Wann Ilic zurückkehrt, ist unklar. Seine Milz ist infolge der Erkrankung vergrößert, auch die Blutwerte des 22-Jährigen stimmen noch nicht. „Wir müssen warten, dass sich die Werte verbessern. Wir hoffen, dass es schnell geht“, sagte Jansen. Die Abwesenheit des Distanzschützen machte sich am Freitagabend bemerkbar, während der THW neun Tore aus dem Rückraum erzielte, waren es beim HSVH nur zwei.
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Ein Lichtblick bei den Hamburgern war derweil Sommer-Neuzugang Sauter, der am Ende auf fünf Tore und zwei Assists kam und im Notfall auch als Rechtshänder im rechten Rückraum aushelfen kann. „Man kann nicht erwarten, dass er der neue Dani Baijens ist. Ich bin da ganz entspannt und freue mich, wenn er sich Selbstvertrauen holen kann“, sagte Jansen. „Das war ein Schritt in die richtige Richtung.“