Hamburg. Sportchef Bitter und Geschäftsführer Hüneburg haben erste Ideen, wie sie Hamburgs Bundesligahandballer solider aufstellen wollen.
Am Freitagabend haben Johannes Bitter und Christian Hüneburg einen gemeinsamen Termin. Vor dem Heimspiel gegen den THW Kiel (20 Uhr/Dyn) wollen sich der neue Sportchef und der neue Geschäftsführer des HSV Hamburg (HSVH) im VIP-Raum der Barclays Arena den bestehenden, aber auch potenziell neuen Sponsoren vorstellen. „Das Thema Sponsoring ist der erste Angriffspunkt und größte Hebel, um sich wirtschaftlich weiterzuentwickeln“, sagt Hüneburg, als er am Mittwochmittag an einem langen Konferenztisch sitzt.
Seit Montag ist Hüneburg im Amt, bei der offiziellen Vorstellung im Innenstadtbüro der GITG AG von HSVH-Aufsichtsratschef Wilken Möller musste er erstmals die zentrale Frage beantworten, die ihn bei Hamburgs Bundesligahandballern immer wieder gestellt werden dürfte: Wie kann der Club, der im Frühsommer nur in einem dramatischen Schiedsgerichtsverfahren seine Erstligalizenz rettete, mittel- und langfristig finanziell stabil werden?
Neuer HSVH-Geschäftsführer Hüneburg: „Konsolidierung wird uns begleiten“
Die Wirtschaftlichkeit des Verein hänge an verschiedenen Faktoren, führte der 49-Jährige aus, „unter anderem an der Spielstätte“. Da könne er aber nur mit dem arbeiten, was ihm die Sportinfrastruktur in Hamburg derzeit biete. Geht es nicht wie am Freitagabend gegen Rekordmeister Kiel, ist das Zuschauerinteresse beim HSVH häufig zu gering, um die 12.000 Zuschauer fassende Barclays Arena zu mieten.
Mindestens 5000 Fans benötigt der Club bei Bundesligaspielen, um in der Multifunktionsarena am Volkspark keinen Verlust zu machen. Die Sporthalle Hamburg, die bei Handballspielen maximal 4100 Fans aufnehmen kann, ist hingegen in die Jahre gekommen und weitestgehend ausvermarktet.
HSV Hamburg benötigt eine passende Heimspielstätte
„Schön wäre es, wenn man etwas dazwischen hätte“, sagte Hüneburg, der sich als konservativer Geschäftsmann aber nicht auf Eventualitäten stützen will, sondern mit dem arbeitet, was ihm zur Verfügung steht. Deshalb konzentriere er sich auch darauf, wie man aus der Barclays Arena und Sporthalle Hamburg mehr rausholen kann: „Es zählen eher die kleinen Schritte. Bei der großen Vision darf man die Weiterentwicklung im Täglichen nicht vergessen.“
Trotz der schwierigen Hallensituation sieht Hüneburg „großes Potenzial“ für den Profihandball in Hamburg. Auf die Frage, wie dick das wirtschaftliche Brett sei, das er bohren müsse, antwortete der gebürtige Schweriner selbstbewusst: „Nicht so dick.“ Auch insgesamt machte der zweifache Familienvater einen optimistischen Eindruck. „Ich stehe für Transparenz, Offenheit und Wirtschaftlichkeit“, sagte Hüneburg, der mit seiner Frau in Schwerin lebt, derzeit aber eine kleine Wohnung in Hamburg sucht, um nicht täglich pendeln zu müssen.
Frecke und Hüneburg stehen noch in Kontakt
Der Kontakt zu Bitter sei bereits im Sommer über einen gemeinsamen Freund entstanden, damals aber noch ohne beruflichen Bezug. Erst einige Wochen später führte Hüneburg ein Sponsoring-Beratungsprojekt beim HSVH durch, lernte so auch Ex-Geschäftsführer Sebastian Frecke kennen, mit dem er auch heute noch ein gutes Verhältnis pflege. „Die Übergabe ist noch nicht abgeschlossen. Ich weiß, dass ich bei Sebastian jederzeit anrufen kann. Auf sein Wissen kann ich nicht verzichten“, sagt Hüneburg, ergänzt aber auch: „Ich hätte die Saison gerne schon vor drei Monaten mitgestaltet.“
Wie mit den 7,1 Millionen Euro von Investor und Aufsichtsrat Philipp Müller weiter verfahren wird – im Raum steht eine Umwandlung in Anteile an der Spielbetriebsgesellschaft – wollte Hüneburg nicht verraten. Stattdessen sagte HSVH-Präsident Kay Spanger: „Es ist nicht nur Philipp Müller, der Geld gegeben hat, sondern auch unser Aufsichtsratsvorsitzender Wilken Möller. Das kann es allein nicht sein. Wir müssen es schaffen, dass dieses Engagement nur eine Startbahn ist, um von dort aus wieder nach oben kommen. Wir brauchen mehr Unterstützung, sowohl von der Politik als auch von der Wirtschaft.“
Sportchef Bitter wünscht sich größeren Etat
Das würde auch Sportchef Bitter freuen, dessen Spieleretat derzeit im unteren Viertel der Bundesliga anzusiedeln ist. „Wir haben einen tollen Kader, der funktioniert, aber unglaublich schmal ist“, sagt der 42 Jahre alte Ex-Weltmeister. „Wir haben in den vergangenen Jahren schlau eingekauft. Mit ein paar mehr Möglichkeiten schlau einzukaufen, ist aber auch schön.“
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Im linken Rückraum läuft der Vertrag von Azat Valiullin (34) aus, im rechten Rückraum ist Zoran Ilic (22) von Champions-League-Clubs umworben. „Wir wollen nicht in den nächsten zehn Jahren ein Ausbildungsverein sein“, sagt Bitter, der unter anderem einen wurfstarken Rechtshänder mit Abwehrqualität sucht. „Diese Spieler sind aber nicht günstig“, sagt Bitter. Bei Christian Hüneburg dürfte dieser Arbeitsauftrag angekommen sein.