Hamburg. Hamburgs Bundesligahandballer verlieren 25:31 gegen Rekordmeister Kiel – auch weil es ein Spieler in der ersten Halbzeit zu bunt trieb.
Beim ersten Mal war es noch lässig, beim zweiten Mal Pech, beim dritten Mal einfach nur peinlich. Ganz egal, ob es nun Mut oder Leichtsinn war, der Casper Mortensen zu drei Siebenmeter-Heber gegen Nationalkeeper Andreas Wolff verleitete – hilfreich war es für seinen HSV Hamburg (HSVH) im Nordderby gegen den THW Kiel mit Sicherheit nicht. Und darüber hinaus auch einer der Gründe für die 25:31 (11:14)-Niederlage gegen den deutschen Handball-Rekordmeister. Aber der Reihe nach.
8030 Fans waren am Freitagabend in die Barclays Arena gekommen – und Linksaußen Mortensen offenbar hochmotiviert, diese große Bühne auch zu nutzen. Anfangs überlistete der Däne noch seinen Gegenüber (3:2/6. Minute), danach traf er die Latte (5:4/9.) und beim dritten Mal verdrehte Wolff nur müde die Augen, als er den Ball einfach aus der Luft fischte (10:14/29.). Es war bereits seine achte Parade, am Ende wurden es elf.
Handball: HSVH verliert Torwartduell gegen Kiel
Zwischendurch hatten die Hamburger den Kieler Schlussmann bereits warmgeworfen, die risikohaften Siebenmeter Mortensens trugen ihr Übriges dazu bei. Während beim HSVH weder Robin Haug (zwei Paraden) noch Mohamed El-Tayar (sechs) ein richtig gutes Spiel machten, war Wolff Mitte der ersten Halbzeit entscheidend dafür, dass sich Kiel zwischenzeitlich bis auf fünf Tore absetzen konnte (8:13/24.).
Nach dem Seitenwechsel saß Mortensen dann nur noch in seinem langen Trainingsanzug auf der Bank, Youngster Alexander Hartwig übernahm. Defensiv hatten die Hamburger immer wieder Probleme damit, die richtige Balance zu finden. Entweder war Hendrik Pekeler am Kreis zu frei – oder die Rückraumspieler bekamen bei ihren Distanztreffern zu wenig Druck.
HSV Hamburg kommt nicht mehr richtig heran
Eigentlich waren die Kräfteverhältnisse das gesamte Spiel über klar – nur das Ergebnis blieb erstaunlich lange offen (16:17/39.), auch weil Wolff in der zweiten Halbzeit weniger präsent war. Die Hamburger, bei denen Spielmacher Leif Tissier mit sechs Toren bester Werfer war, kämpften sich mit ihrem schmalen Kader durch, während Kiel fast auf jeder Position ohne Qualitätsverlust durchwechseln konnte.
Sechs Minuten vor Schluss fiel die Vorentscheidung, als Emil Madsen zum 21:28 traf. Mortensen schaute zu diesem Zeitpunkt bereits völlig bedient, versteckte sein Gesicht teilweise unter einem Handtuch.
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„Ich finde, es war genug Platz für einen Heber und alles gut. Wolff stand mega weit vorne und in der Vergangenheit hatte ich viel Erfolg damit. Einer ging leider auf die Latte, der dritte war schlecht ausgeführt. Ich würde aber auch einen vierten machen, wenn er wieder vorne gestanden hatte. Das gehört zu meinem Repertoire“, sagte Mortensen im Anschluss. Wieso er im zweiten Durchgang nicht mehr spielen durfte, wisse er nicht. „Ich weiß gar nichts. Ich bin 100 Prozent fit und habe Bock, da muss man den Trainer fragen.“
Dieser gab umgehend die Antwort. „Ich spiele den Ball zurück. Vielleicht ist da mal Selbstreflexion angesagt“, sagte Torsten Jansen, der Mortensens Heber aber nicht weiter kommentieren wollte. „Ich will keinen Privatkrieg aufmachen. Das ist etwas, das wir intern besprechen werden.“