Hamburg. Der neue Vereinspräsident Kay Spanger schreibt über die Chancen und Herausforderungen des Handball-Bundesligavereins HSV Hamburg.
Haben Sie die Olympischen Spiele in Paris geschaut? Diese wahnsinnig mitreißenden Partien der deutschen Handballer? Es war die beste Werbung für unseren Sport: spannend, fesselnd, emotional. Und glauben Sie mir: Das kann die Handball-Bundesliga auch. Handball ist schnell, körperbetont, in den Grundzügen einfach zu verstehen – und die Schlussphasen haben es fast immer in sich! Fast alle Olympia-Stars spielen in der Bundesliga.
Von Haus aus bin ich Fußballer (mit aktiver Vergangenheit bei Werder Bremen, die hier nicht weiter interessiert). Trotzdem muss ich sagen: Kaum ein Sport elektrisiert mich in spannenden Phasen derart wie Handball. Statt nach 40 Jahren bei Gebr. Heinemann meinen Ruhestand zu genießen, habe ich mich deshalb dem Handball Sport Verein Hamburg (HSVH) verschrieben. Seit August bin ich der neue Präsident. Ich darf nun mitwirken, den Verein für die Zukunft aufzustellen. Dabei geht es mir um viel mehr, als um die Profis in der Bundesliga.
Kay Spanger: Unsere Gesellschaft braucht Vorbilder. Der Sport, der Handball liefert sie
Ich verstehe mein Amt auch als Aufgabe für den Nachwuchs, für die Gesellschaft, für unsere Stadt. Sport hat einen ungemeinen Wert für unser Miteinander, gerade jetzt, wo wir sozial und politisch vor so mancher Zerreißprobe stehen. Und dafür braucht es Vorbilder, dafür braucht es Spitzensport, die Leuchttürme einer Sportart. Dieser wollen wir als HSVH für die Stadt Hamburg sein. Zudem ist Sport eine der letzten verlässlichen Plattformen des Austausches. Bei einem Handballspiel kommen Menschen unterschiedlichster Milieus, Couleurs zusammen, fiebern dann zusammen für ein gemeinsames Ziel.
Das Drama um die Lizenzvergabe für die gerade begonnene Bundesligasaison hat unseren Verein im Mai schwer erschüttert. Es ist viel Vertrauen verloren gegangen, das sich der neu gestartete HSVH in den vergangenen acht Jahren mühsam und eifrig aufgebaut hatte.
Dieser Rückschlag ist nun abgeschüttelt und aufgearbeitet. Daraus ist neuer Elan entstanden. Und unsere oberste Prämisse lautet jetzt: Stabilität. Das gilt für den sportlichen Bereich, in dem wir dauerhaft ohne Abstiegssorgen bleiben wollen. Und das gilt für den wirtschaftlichen Bereich, der die Basis dafür ist. Unsere große Herausforderung bleibt: Wie kriegen wir es hin, stabil und nachhaltig Profihandball in Hamburg möglich zu machen?
HSV Hamburg: Zu hohe Organisationskosten im Vergleich zur Bundesliga-Konkurrenz
Viele Faktoren spielten eine Rolle, warum sich die Finanzlage des HSVH nach der Corona-Pandemie zunehmend verschärft hat. Die Lehren daraus sollen uns für die Zukunft helfen. In meiner neuen Rolle stelle ich jedoch immer wieder fest: Immer und immer wieder stößt der Verein in Hamburg an Grenzen. Einige davon sind kaum zu überwinden, auch wenn wir gerade dabei sind, wirklich jeden Stein umzudrehen. Ein plakatives Beispiel: Mit unserem Gesamtetat stehen wir im Ligavergleich in der oberen Tabellenhälfte. Der Teil, der davon in den Spielerkader fließt, gehört jedoch zu den kleinsten aller 18 Bundesligisten.
Die sonstigen Kosten sind in unserer Stadt exorbitant. Dass es keine Spielstätte in der optimalen Größe für uns gibt, ist unser Hauptproblem. Der ständige Wechsel zwischen Barclays Arena (13.200 Plätze) und Sporthalle Hamburg (3800) verschlingt viel Geld.
- Handball-Beben in Hamburg – Präsidium geht, neues Amt für Bitter
- HSV Hamburg: Neue Spieler, neuer Ausrüster, neuer Aufsichtsrat
- Millionen für Lizenz: HSVH-Gönner Philipp Müller ist Börsenprofi
Wir müssen vor jedem Spiel mit großem Personalaufwand den Boden neu verlegen, müssen viel investieren, um in der in die Jahre gekommenen Sporthalle überhaupt Erstliga-Handball anbieten zu können. Oftmals wird uns entgegnet: Aber ihr seid doch in Hamburg, da gibt es so viele große Unternehmen – und so viel Geld. Und ich denke, dass das stimmt. Nur müssen wir es schaffen, diese Menschen und Unternehmen für uns zu begeistern. Das ist jetzt unsere Aufgabe.
Kay Spanger: Kommen Sie unseren Heimspielen, erleben Sie in der Halle die Emotionen hautnah
Und wir haben das beste Produkt, um für Begeisterung zu sorgen: Handball. So gut wie jede und jeder, der oder die einmal bei uns war, lässt sich von den Emotionen anstecken. Alles was wir dafür brauchen, ist Ihr Besuch bei einem unserer 17 Heimspiele. Überzeugen Sie sich selbst, am besten gleich am Sonntag gegen Meister Magdeburg, dass ich nicht zu viel verspreche. Denn für große Emotionen braucht es keine Olympischen Spiele. Die können wir auch hier in Hamburg!