Hamburg. Nach der dramatischen Rettung der Lizenz hören Schwalb, Evermann und Harzer auf. Veränderungen auch auf der Geschäftsstelle.
Es waren zwischen April und Juni dieses Jahres aufwühlende Zeiten zwischen Hoffen und Bangen für den Handball Sport Verein Hamburg (HSVH). Nicht weniger als die Existenz des jungen Clubs stand auf dem Spiel. Erst ein Termin am 30. Mai vor dem unabhängigen Schiedsgericht der Handball-Bundesliga in Hannover-Langenhagen rettete dem in finanzielle Schieflage geratenen Club in letzter Instanz die zuvor aberkannte Bundesliga-Lizenz für die kommende Saison – weil Investor Philipp J. Müller 7,1 Millionen Euro in zwei Tranchen bereitstellte, damit die Zahlungsfähigkeit bis mindestens zum Ende der nächsten Spielzeit sicherte. Jetzt scheint der Verein einer ruhigeren Zukunft entgegenzusteuern.
In den vergangenen zweieinhalb Monaten arbeiteten die Gremien die dramatischen Ereignisse bei internen Sitzungen auf. Dabei ging es nicht um Schuldzuweisungen. Dass es aber personelle Konsequenzen geben werde, stand spätestens nach der Mitgliederversammlung am 27. Mai fest, als ein neuer Aufsichtsrat gewählt wurde, der seine Aufgaben als Kontrollgremium wahrzunehmen gedachte. Investor Müller und der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Wilken Möller waren die treibenden Kräfte der Neuaufstellung. Nun soll der Wechsel an der Vereinsspitze vollzogen werden. Nach Abendblatt-Informationen ist er allerdings noch nicht formal abgeschlossen.
HSV Hamburg: Neues Präsidium der Handballer soll demnächst bekannt gegeben werden
Präsident Marc Evermann, Vizepräsident Schwalb und Schatzmeister Stephan Harzer werden wohl ihre Ämter niederlegen, allein Sven Hielscher, langjähriges viertes Präsidiumsmitglied, bliebe auf Wunsch der Kontrolleure im Amt. Weil Evermann, Schwalb und Harzer in unterschiedlicher Höhe berechtigte finanzielle Forderungen an den Verein hatten, auf die sich zum Teil oder ganz – und das schon seit Jahren – verzichteten, gestaltete sich der Führungswechsel langwieriger als gedacht. Die Nachfolger sollen in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden. Seit acht Tagen feilt der Verein an einer Presseerklärung.
Es ist das Ende einer Ära. Mit Evermann und Schwalb würden zwei Persönlichkeiten das Präsidium verlassen, die im Frühjahr 2016 maßgeblich den Neustart des Vereins verantworteten und gestalteten. Evermann und Schwalb wollten sich auf Abendblatt-Nachfrage nicht zu ihren Rücktritten äußern. „Nichts ist offiziell“, sagten sie.
Schwalb und Evermann begleiteten den Neustart beim HSV Hamburg aktiv mit
Im Januar 2016 war dem HSV Handball nach der Insolvenz der damaligen Betriebsgesellschaft von der Handball-Bundesliga die Erstligalizenz entzogen worden, geblieben war eine Nachwuchsmannschaft, die gerade von der viertklassigen Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein in die Dritte Liga aufstieg. Evermann und Schwalb besorgten die ersten Sponsoren, der Hamburger Sportmäzen Alexander Otto war sofort bereit zu helfen.
Schwalb versuchte zudem Klagen der Bundesligavereine gegen den Verein abzuwenden. 16 von 17 verzichteten schließlich auf potenzielle finanzielle Forderungen, weil ihnen wegen des Ausschlusses der Mannschaft vom Spielbetrieb Einnahmen entgangen waren. Der sportliche Aufstieg von der Dritten in die Bundesliga war in den folgenden Jahren eine Erfolgsgeschichte, die finanziellen Probleme schwebten indes wie ein Damoklesschwert über dem Club. „Dritte, Zweite Liga sind in Hamburg nicht auskömmlich zu finanzieren, selbst als Bundesliga-Aufsteiger hatten wir gegenüber der Konkurrenz erhebliche strukturelle Wettbewerbsnachteile“, klagte Evermann einst.
Für Torhüter Bitter ist ein Platz als Vizepräsident vorgesehen
Corona verschärfte nach dem Bundesliga-Aufstieg 2021 die Rahmenbedingungen dramatisch. Mit Philipp J. Müller wurde schließlich der lange gesuchte Investor gefunden, der dem Verein Zeit gibt, seine Strukturen zu optimieren. Größte Herausforderung bleibt die Hallenfrage. Die Sporthalle Hamburg mit 3800 Plätzen ist zu klein, die Barclays Arena zu teuer.
Ein weiterer wichtiger Baustein des aktuellen Neustarts ist die personelle Aufstockung der Geschäftsstelle am Luruper Hellgrundweg. Geschäftsführer Sebastian Frecke erhält die dringend notwendigen Verstärkungen. In der Vergangenheit führten nicht nur finanzielle, auch personelle Engpässe zu den letztlich existenziellen Problemen. Finn-Lasse Beil, der zuletzt Organisation und Finanzen beim Vereinsnachwuchs managte, übernimmt nun auch für die Spielbetriebs-GmbH der Profis diesen Bereich.
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Bekannt war, dass der ehemalige Nationaltorhüter Johannes Bitter (Vertrag bis Juni 2026) in absehbarer hauptberuflich als Sportdirektor einsteigt. Der 41-Jährige ist bereits an Spielertransfers beteiligt, muss aber weiter das Tor der Handballer hüten, weil der norwegische Neuzugang Robin Haug nach einem Kreuzbandriss erst im Oktober sein Bundesligadebüt geben kann. Dann würde Bitter seinen Arbeitsplatz tauschen, aber als dritter Torhüter für den Notfall bereitstehen. Auch ein Platz im Präsidium als Vizepräsident ist für ihn bei der Neuaufstellung des Clubs vorgesehen.
Sportlich ist ein guter Anfang gemacht. Der HSV Hamburg gewann in Schneverdingen den Heide-Cup, besiegte im Endspiel den Bundesligakonkurrenten VfL Gummersbach mit 37:36. Besonders die jungen Spieler überzeugten dabei.