Hamburg/Balingen. Bundesliga-Handballer gehen mit schwacher Leistung in die Sommerpause. Torwartikone: „Glaube nicht, dass es das allerletzte Spiel war.“
Es hätte das letzte Bundesligaspiel des Handball Sport Vereins Hamburg (HSVH) sein können, vermutlich war es nur das letzte Saisonspiel. Nach vier nervenaufreibenden Wochen mit dem zwischenzeitlichen Lizenzentzug am 3. Mai und der am vergangenen Donnerstag erteilten vorläufigen Spielgenehmigung für die nächste Spielzeit war der Auftritt bei Bundesliga-Absteiger Balingen-Weilstetten, der zuvor zwölf Spiele in Folge verloren hatte, nur noch ein Pflichttermin. Die 30:37 (13:19)-Niederlage war die Konsequenzen eines leidenschaftslosen Auftritts, der vor allem Cheftrainer Torsten Jansen erzürnte. Platz neun im Endklassement einer von vielen Verletzungen und dem Lizenzdrama gezeichneten Saison ist dennoch mehr als respektabel.
Handball: Bitters Zukunft bleibt vorerst offen
„Der vergangene Monat hat bei uns allen Spuren hinterlassen“, sagte Torhüter Johannes Bitter, der im Interview mit dem dem Streamingdienst Dyn keinen Zweifel daran ließ, dass der HSVH die finale Bedingung des Schiedsgerichts bis zu diesem Mittwoch um 20 Uhr fristgerecht erfüllen wird: „Da mache ich mir keine Sorgen.“
Nach Abendblatt-Informationen soll der geforderte weitere Liquiditätsnachweis über eine Million Euro bereits auf das Konto der Handball-Bundesliga (HBL) angewiesen worden sein. Investor Philipp Müller, vor einer Woche in den Aufsichtsrat des Vereins gewählt, half erneut. Seine zuvor zur Deckung von aufgelaufenen Verbindlichkeiten gezahlten 4,1 Millionen Euro sollen zudem zeitnah in Anteile der Spielbetriebsgesellschaft umgewandelt werden. Der dazu nötige Präsidiumsbeschluss und der anschließende Notartermin stehen aber noch aus.
Vortmann beendet die Karriere, El-Tayar kommt
Bitter kam in Balingen erst in der zweiten Hälfte zum Einsatz. An seinem Arbeitsplatz erhielt zunächst Jens Vortmann (36) den Vortritt, der seine Karriere mit diesem Spiel beendete und bereits bei Hauptsponsor Hapag-Lloyd arbeitet. Bitter (41) wird seine Laufbahn wohl eine Zeit lang fortsetzen, obwohl er im Management des HSVH dringend gebraucht wird. Gerade im organisatorischen Bereich offenbarten sich auf der Geschäftsstelle zuletzt erhebliche Mängel, zusätzliche Kompetenz ist hier gefordert und vom Club geplant.
„Wir werden uns im Sommer wieder zusammensetzen, um über eine künftige Rolle im Verein zu beraten. Die Entscheidung, die für März oder April angekündigt war, musste aus bekannten Gründen verschoben werden. Ich glaube aber noch nicht, dass es heute mein allerletztes Spiel war“, sagte Bitter.
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Sein Nachfolger soll Ende dieser Woche präsentiert werden, wenn die Lizenz endgültig erteilt ist. Ägyptens Nationaltorhüter Mohamed El-Tayar wechselt aus Balingen nach Hamburg, am Sonntag saß er 54 Minuten lang auf der Bank. Mit 295 gehaltenen Würfen (30,2 Prozent), darunter 23 Siebenmeter, gehörte der 28-Jährige zu den besten Schlussmännern der Bundesliga. Bitters Fangquote: 24,6 Prozent.
Tore: Balingen: Gretarsson (10/5 Siebenmeter), Schoch (6), Grahovac (5), Müller (4), Saueressig (4), Leimeter (2), Vistorop (2), Danner (2), Volz (1), Huber (1). HSV Hamburg: Weller (6), Baijens (6), Ilic (5), Corak (4), Tissier (4), Bergemann (1), Niemann (1), Hartwig (1), Benkendorf (1), Lassen (1/1). Zuschauer: 2350