Hamburg. Der Handball-Bundesligist kämpft um seine Lizenz, notfalls vor einem ordentlichen Gericht. Das ist sein gutes Recht. Ein Kommentar.

Beim Sport entscheiden manchmal Tausendstelsekunden Karrieren, diesmal sind es 60 Minuten. Eine Stunde später als von der Lizenzierungskommission der Handball-Bundesliga angemahnt, ploppte am Freitag die Überweisung eines Investors über 4,1 Millionen Euro auf dem Konto der Betriebsgesellschaft des HSV Hamburg auf, die Liquiditätslücken in der Etatplanung schließen sollte.

Die Kommissare aber gewährten keine Nachspielzeit: Frist versäumt, Lizenz entzogen. Bliebe es dabei, wäre Handball in Hamburg wieder viertklassig. Ein Horrorszenarium für den Club, die Spieler, seine Fans und den Nachwuchs, der sich erstmals ins Viertelfinale der deutschen A-Jugend-Meisterschaft warf.

Handball: HSV Hamburg kämpft um seine Bundesligalizenz

Fristen werden gesetzt, um sie einzuhalten. Insofern hätte der Verein sich nicht bis in die Crunchtime Zeit lassen dürfen, schließlich stand seine Existenz auf dem Spiel. Andererseits waren die Forderungen der Liga derart umfassend und in einem gesamtwirtschaftlich schwierigen Umfeld innerhalb von 14 Tagen kaum zu bewältigen, dass eine gewisse Toleranz wohl vertretbar gewesen wäre.

Dass der Club die Punktlandung fast hingelegt hätte, zeugt zudem davon, dass er seit Langem an der Lösung seiner strukturellen Probleme arbeitete und – das ist die Ironie -- diese Herausforderungen jetzt früher als erwartet und geplant meisterte. Der Verein ist schuldenfrei, verfügt nun über ausreichend Liquidität, mögliche Differenzen zwischen Einnahmen und Ausgaben auch künftig ausgleichen zu können.

Das sind sicherlich Argumente, die im weiteren Prozess eine Rolle spielen dürften. Auch wenn anders als erhofft, erhält der Handballclub jetzt die Nachspielzeit. Er wird sie bis zum letzten Wurf nutzen, notfalls vor einem ordentlichen Gericht. Und das ist sein gutes Recht.