Hamburg. Hamburger Handball-Cheftrainer gelingt mit Detailarbeit die Wende zurück zum Erfolg. Warum der HSVH heute in Hannover gute Chancen hat.

Wer Torsten Jansen nach den Gründen fragt, warum die Handballer des HSV Hamburg (HSVH) nach zuvor acht sieglosen Bundesligaspielen in Folge vier Begegnungen in Serie gewinnen konnten und sich damit aus dem Tabellenkeller auf Rang neun warfen, darf auf keine spektakulären Antworten hoffen. „Nein“, sagt der Cheftrainer des HSVH unaufgeregt, „wir haben uns nicht zum Spanferkelessen verabredet oder sind im Kreis ums Lagerfeuer getanzt, wir haben vielmehr kontinuierlich weitergearbeitet.“ Und nicht er oder sein Co-Trainer Blazenko Lackovic hätten das Team aus der Ergebniskrise zum Jahresanfang geführt, „das war die Mannschaft schon höchstpersönlich“.

HSV Hamburg hofft Freitagabend in Hannover auf fünften Sieg in Folge

Auch wenn die Abstiegsgefahr theoretisch weiter besteht, Jansen: „Wir sind noch lange nicht safe, das soll bitte keiner glauben“, die Hamburger fahren am Freitagnachmittag mit gestärktem Selbstbewusstsein zum Tabellensiebten TSV Hannover-Burgdorf, bei dem am Abend (20 Uhr/Dyn) der fünfte Streich folgen soll.

Dabei mag dem HSVH in die Hände spielen, dass die Niedersachsen am Dienstag im schwedischen Sävehof in den Play-offs der European League ausschieden – trotz eines Hinspielsieges mit vier Tore Differenz – und mit einigen angeschlagenen Spielern nach Hause flogen.

Im Rückblick auf die vergangenen Wochen räumt Jansen jedoch ein, „das war keine einfache Zeit. Ich und viele andere haben sich Sorgen gemacht, und das zu Recht“. Nur helfe es eben nicht, Alarm zu schlagen, plötzlich alles infrage zu stellen, Gurus in die Kabine zu holen, es helfe, an den Details zu arbeiten, ein paar Kleinigkeiten zu verändern, klare Aufgaben zu verteilen, die Spieler auch in Einzelgesprächen davon zu überzeugen, „dass sie gute Handballer sind, niemand an ihren Fähigkeiten zweifelt, dass die Mannschaft genug Qualität hat, diese komplizierte Situation zu meistern, dass sie positiv nach vorn schauen sollen“.

Fehler lösen im Handball Kettenreaktion in Angriff und Abwehr aus

Solche Phasen kämen immer wieder mal vor in einer temporeichen, dynamischen Sportart, in der in jeder Minute zwei Tore fallen, ein Fehlwurf in Abwehr und Angriff eine Kettenreaktion aus Panik und Übereifer auslösen kann, wie anderseits ein vom Torhüter gehaltener Ball oft auch zahlreiche positive Effekte bewirkt.

„Im Handball hängt vieles voneinander ab, es bestehen unzählige Wechselwirkungen, die außer Kontrolle geraten können. Deshalb geht es meist nicht um die großen Buchstaben, sondern ums Kleingedruckte, darum, die richtige Mischung aus Anspannung und Lockerheit zu finden“, sagt Jansen. Der größte Fehler sei es in diesen schwierigen Momenten, das Glück und vieles mehr erzwingen zu wollen, und das dann am liebsten sofort. Es sei ja zuvor nicht alles schlecht gewesen.

„Wir haben in dieser Saison fünf Spiele mit einem oder zwei Toren Unterschied verloren, weil wir in der Schlussphase die nötige Konsequenz vermissen ließen, uns selbst mit im Nachhinein unerklärlichen Aktionen um den Erfolg gebracht haben.“

HSV Hamburg stellt seine Trainer auch nach Niederlagen nicht infrage

Jansen und Lackovic, das heben beide gern hervor, haben beim HSV Hamburg Arbeitsbedingungen, die sich Trainer wünschen. Niemand im Verein, im Präsidium oder im näheren Umfeld gerät nach ein paar Niederlagen, selbst wenn es zuletzt sechs in acht Spielen waren, in Schnappatmung, stößt eine Trainerdiskussion an. „Wenn ein Trainer im Verein keinen Rückhalt spürt, hat er ein gravierendes Problem mehr, das er lösen muss.“

Ausschlaggebend für die jüngste Ergebniswende war sicherlich, dass Johannes Bitter seinen Arbeitsplatz zwischen den Pfosten wieder dahingehend interpretierte, Tore zu verhindern. Das gelang dem 41 Jahre alten Ex-Weltmeister in den vergangenen vier Spielen mit zunehmendem Erfolg. „

Auch dafür gibt es kein Geheimrezept“, sagt Jansen. „Wir haben nur ein bisschen Basisarbeit gemacht. Wie gesagt, es sind meist die kleinen Dinge, die oft Großes bewirken. Niemand muss einem Mann wie ,Jogi‘ die Rolle als Torwart neu erklären. Er weiß, was er zu tun hat.“