Hamburg/Wetzlar. Bundesligahandballer beweisen beim 27:25 in Wetzlar Nervenstärke in der Schlussphase, haben nun sieben Punkte Vorsprung auf Platz 17.
23 Tage lang hatte der HSV Hamburg (HSVH) kein Handball-Bundesligaspiel mehr gemacht – aber offenbar nicht verlernt, wie man Spiele gewinnt. Anders als beim 36:34-Erfolg bei den Rhein-Neckar Löwen am 29. Februar zeigten die Hamburger am Sonnabendabend beim 27:25 (10:12)-Sieg bei der HSG Wetzlar zwar keine starke Angriffsleistung, feierten aber dank großer Nervenstärke in der Schlussphase den dritten Sieg in Serie. Bester HSVH-Werfer war der starke Spielmacher Leif Tissier mit sechs Toren.
„Die erste Hälfte war eine der schlechtesten Halbzeiten, die ich beim HSVH je hatte. Die zweite Halbzeit haben wir dann trotzdem gewonnen. Wir sind sehr glücklich über den Sieg“, sagte HSVH-Rückraumspieler Dani Baijens. „Wir haben uns erst schwergetan mit den Eins-gegen-eins-Situationen. In der zweiten Halbzeit hat das dann viel besser funktioniert. Da haben wir ein paar Siebenmeter und Zeitstrafen rausgeholt, wodurch es einfacher war, ein paar Tore zu machen.“ Mit nun sieben Punkten Vorsprung auf Platz 17 haben sich die Hamburger einen komfortablen Vorsprung auf die Abstiegszone erspielt.
Handball: HSV Hamburg mit schwacher Anfangsphase in Wetzlar
Die Gäste erwischten vor 4076 Zuschauern in der Buderus-Arena zunächst einen gruseligen Start. Bei den ersten neun Angriffen fand der Ball nur einmal den Weg ins Wetzlarer Tor, der schnelle Dreitorerückstand (1:4) war noch äußerst schmeichelhaft. Nur weil Torhüter Johannes Bitter, der in der Anfangsphase unter anderem einen Siebenmeter parierte (insgesamt zwölf Paraden), mehrfach rettete, blieben die Hamburger dran.
Offensiv kam der HSVH zunächst überhaupt nicht in seine Abläufe, Coach Torsten Jansen wechselte bereits nach zwölf Minuten auf der Kreisläuferposition, brachte Kapitän Niklas Weller für Dino Corak. „Wetzlar stand sehr kompakt. Wir haben sie anders erwartet, dann ein paar Dinge angepasst“, sagte Tissier. Allmählich erspielten sich die Hamburger mehr Chancen, nutzten diese aber viel zu selten. HSG-Keeper Till Klimpke stand zur Pause bei zwölf Paraden – eine Weltklassequote von 48 Prozent gehaltener Bälle. Unter anderem vergab HSVH-Linksaußen Casper Mortensen zwei Siebenmeter.
Beide Teams mit fehlerbehafteten Offensivvorträgen
Weil Wetzlar gegen die aggressive Hamburger Deckung aber alles andere als fehlerfrei agierte, kam der HSVH immer wieder zu entlastenden Ballgewinnen, glich nach 18 Minuten durch Tissier aus (6:6). Ein handballerischer Leckerbissen war die von vielen Fehlern geprägte Partie jedoch nicht, zur Pause lagen die Hamburger verdient mit zwei Toren zurück (10:12). „Wir hatten keine gute Abschlusseffektivität und zu viele technische Fehler“, resümierte Tissier vor dem Seitenwechsel.
Nachdem die Hamburger zu Beginn des zweiten Durchgangs schnell zum Ausgleich kamen, schwächten sie sich unnötigerweise selbst. Baijens sah eine Zweiminutenstrafe, woraufhin sich die Hamburger Bank um Trainer Jansen lautstark bei den Unparteiischen beschwerte. Neben einer Gelben Karte gegen Jansen gab es eine weitere Zweiminutenstrafe gegen die Bank, wodurch der HSVH zwei Minuten lang in doppelter Unterzahl agieren musste.
HSVH ging in doppelter Unterzahl in Führung
Obwohl nun alle Zuschauer erwarteten, dass sich die HSG leicht absetzen würde, waren es überraschenderweise die Hamburger, die durch Mortensen in Führung gingen (15:14/38.) und anschließend so leidenschaftlich und clever verteidigten, dass die Gastgeber kein einziges Tor während der doppelten Überzahl erzielen konnten. „Der Kopf war immer oben, egal was passiert ist. Das war einfach nur geil“, sagte Corak.
Die Partie wurde mit foranschreitender Spielzeit mehr und mehr zu einem Krimi. Mortensen vergab auch seinen dritten Siebenmeterversuch gegen Klimpke, kein Team konnte sich mit mehr als zwei Toren absetzen. Die Siebenmeterparade war allerdings Klimpkes einzige vereitelte Chance in Halbzeit zwei. In den letzten zehn Minuten des Spiels profitierte der HSVH von den schnellen Rückraumspielern Baijens und Tissier, die die große, aber nicht gerade wendige HSG-Abwehr mit ihren Eins-gegen-eins-Aktionen immer wieder vor Probleme stellten.
HSVH entscheidet das Spiel in den Schlussminuten
Wie so oft im Handball, sorgten die letzten Szenen der Partie für die Entscheidung – und von denen hatte der HSVH mehr auf seiner Seite. Erst parierte Bitter einen freien Gegenstoß von Wetzlars Domen Novak, dann gelangen Tissier zwei starke Anspiele auf Weller, der cool blieb (25:23/58.). Die endgültige Entscheidung fiel jedoch erst wenige Sekunden vor Schluss, als Zoran Ilic gegen die offene Wetzlarer Deckung zum 27:25-Endstand traf.
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Bereits am Nachmittag hatte der THW Kiel eine herbe Niederlage einstecken müssen. Sprachlos und mit verschränkten Armen verfolgte Filip Jicha schon Minuten vor dem Ende des 110. Nordderbys gegen die SG Flensburg-Handewitt das Geschehen auf dem Spielfeld. Der THW-Coach musste mit ansehen, wie sein Team bei der 26:33 (10:13)-Niederlage vom Nordrivalen abgefertigt wurde. Bei der Pressekonferenz hatte der 41-jährige Tscheche dann seine Worte aber wiedergefunden. „Das ist für mich ein brutal trauriger Tag“, sagte Jicha.
Duvnjak über Kiel-Pleite: „Keine Chance gehabt“
„Wir haben heute keine Chance gehabt“, fasste Kiels kroatischer Kapitän Domagoj Duvnjak die Partie vor den 10.285 Zuschauern in der ausverkauften Wunderino-Arena zusammen. Für den starken SG-Keeper Kevin Möller stand dagegen fest: „Wir haben unsere Coolness behalten.“
Die Flensburger, die nach dem 28:27 im Hinspiel ihren 40. Sieg im Nord-Klassiker und den höchsten Bundesliga-Erfolg in des Gegners Halle feierten, bleiben mit 39:11 Punkten Tabellendritter. Der THW fiel mit 34:14 Zählern auf Rang fünf zurück und kann einen Champions-League-Start in der kommenden Saison wohl abschreiben. Beste THW-Werfer des Spiels waren Petter Överby und Patrick Wiencek mit je vier Treffern. Für die Flensburger war der überragende Nationalmannschaftskapitän Johannes Golla neunmal erfolgreich.